Tagebucheintrag Joseph Goebbels
Joseph Goebbels spricht am 30. Mai 1942 mit Hitler über die Deportation der Juden aus Berlin und aus ganz Westeuropa:
Ich trage dem Führer noch einmal meinen Plan vor, die Juden restlos aus Berlin zu evakuieren. Er ist ganz meiner Meinung und gibt Speer den Auftrag, so schnell wie möglich dafür zu sorgen, daß die in der deutschen Rüstungswirtschaft beschäftigten Juden durch ausländische Arbeiter ersetzt werden. Ich sehe eine sehr große Gefahr darin, daß sich in der Hauptstadt des Reiches 40.000 Juden, die nichts mehr zu verlieren haben, auf freiem Fuß befinden. Das ist ja geradezu eine Herausforderung und eine Aufforderung zu Attentaten. Bricht das einmal los, dann ist man seines Lebens nicht mehr sicher. Die Tatsache, daß bei den jüngsten Brandbombenattentaten sogar zweiundzwanzigjährige Ostjuden beteiligt waren, spricht Bände. Ich plädiere also noch einmal für eine radikalere Judenpolitik, womit ich beim Führer nur offene Türen einrenne. Der Führer ist der Meinung, daß die Gefahr für uns persönlich bei kritischer werdender Kriegslage umso größer werden wird. Wir befinden uns in einer ähnlichen Situation wie in der zweiten Hälfte des Jahres 1932, wo es auch auf Hauen und Stechen ging und man alle Vorsichtsmaßnahmen treffen mußte, um heil aus einer solchen Entwicklung herauszukommen.
Auch die Ausmerzung der Verbrecher ist eine staatspolitische Notwendigkeit. Sollten wir während des Kriegsverlaufes einmal zu einer sehr gefährlichen Entwicklung kommen, so müssen sowieso die Gefängnisse durch Liquidationen geleert werden, damit nicht die Gefahr besteht, daß sich eines Tages ihre Tore öffnen, um den revoltierenden Pöbel auf das Volk loszulassen. Der Führer erklärt noch einmal seine Forderung der Schaffung eines Gleichgewichts zwischen dem Verlust von Idealisten und dem Verlust von Negativisten. Seine Beweisführung ist absolut überzeugend. Wir haben in diesem Kriege so viele Idealisten verloren, daß dagegen auf der negativen, kriminellen Seite ein Gegengewicht geschaffen werden muß. Der Führer knüpft dabei an den Heldentod meines früheren Fahrers Thonak an, der nur einer unter den vielen tausenden Nationalsozialisten ist die ihr Leben für den Freiheitskampf des deutschen Volkes gelassen haben. Auch hier erklärt der Führer, daß wir im Kriege eine härtere Justiz durchführen müssen als im Frieden. Was im Frieden vielleicht ein harmloses Vergehen ist, das kann im Kriege ein Staatsverbrechen sein. Die Zuchthäuser haben im Kriege nicht die Aufgabe, das Verbrechertum für eventuelle Fälle einer Revolte zu konservieren. Was heißt es im übrigen, gegen die Verbrecher rigoroser und brutaler vorgehen, wenn man sich vorstellt, daß die Verbrecher es im vergangenen Winter viel besser gehabt haben als die drei Millionen Soldaten, die im Osten standen! Wir brauchen also hier keine falsche Humanität obwalten zu lassen, sondern tun gut daran, den Dingen nüchtern ins Auge schauen und uns von keinerlei Sentimentalität beeinflussen zu lassen. Auch im November 1918 wäre noch einiges zu machen gewesen, wenn ein energischer Mann brutale Machtmittel angewandt hätte. Daß das nicht geschah, ist für das deutsche Volk ein nationales Unglück erster Klasse gewesen.
Ich lege dem Führer dar, wieviel günstiger die Situation heute ist als etwa 1917. Damals fingen schon die Revolteversuche an; im Reichstag wurde eine Friedenserklärung abgegeben; die ersten Munitionsarbeiterstreiks8 flammten auf. Von einer ähnlichen Situation kann heute ja überhaupt keine Rede sein. Der Führer antwortet darauf, daß die deutschen Arbeiter nicht daran denken, ihm in den Rücken zu fallen. Jeder deutsche Arbeiter wünscht heute den Sieg. Würden wir einmal in Gefahr stehen, den Krieg zu verlieren, so würde gerade der deutsche Arbeiter darunter am schwersten zu leiden haben, und er würde gewiß von einer tiefen Traurigkeit erfüllt werden. Die Deutschen beteiligen sich an subversiven Bewegungen immer nur, wenn die Juden sie dazu verführen. Deshalb muß man die jüdische Gefahr liquidieren, koste es, was es wolle. Wie wenig die Juden sich dem westeuropäischen Leben in Wirklichkeit angleichen können, sieht man daran, daß, wo sie ins Ghetto zurückgeführt werden, sie auch sehr schnell wieder ghettoisiert werden. Westeuropäische Zivilisation stellt bei ihnen nur einen äußeren Farbanstrich dar. Es gibt allerdings auch unter den Juden Elemente, die mit einer gefährlichen Brutalität und Rachsucht zu Werke gehen. Deshalb wünscht der Führer auch gar nicht, daß die Juden nach Sibirien evakuiert werden. Dort unter härtesten Lebensbedingungen würden sie zweifellos wieder ein lebenskräftiges Element darstellen. Er möchte sie am liebsten nach Zentralafrika aussiedeln. Dort leben sie in einem Klima, das sie gewiß nicht stark und widerstandsfähig macht. Jedenfalls ist es das Ziel des Führers, Westeuropa gänzlich judenfrei zu machen. Hier dürfen sie keine Heimstatt haben.