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Chronik und Quellen
1941
Dezember 1941

Tagebucheintrag von Joseph Goebbels

Joseph Goebbels berichtet am 18. Dezember 1941 in seinem Tagebuch von einer Besprechung mit Hitler über die geplante Abschiebung der Berliner Juden:

Dann habe ich die erste Unterredung mit dem Führer. Er kommt frisch und glänzend aussehend aus seinen schweren Auseinandersetzungen mit den Herren vom OKH zurück. Man merkt ihm die damit verbundene Belastung überhaupt nicht an. Von Depression kann bei ihm gar keine Rede sein. Es ist für mich unverständlich und bewundernswert, wie der Führer die schwersten Belastungen, denen er seit dem 22. Juni und vorher schon körperlich und seelisch ausgesetzt ist, aushält. Er ist auch in dieser Beziehung einfach ein Wunder. Ich wäre dazu nicht in der Lage, aber ich glaube, auch kein anderer in Partei und Staat und Wehrmacht. Wenn man sieht, wie jetzt auf der ganzen Linie die Männer anfangen, nervös zu werden, so kann man vor der Haltung des Führers nur umso mehr Respekt haben.

Der Führer ist außerordentlich glücklich über die Entwicklung im Fernen Osten. Ich erstatte ihm Bericht über die Stimmung im Reich. Dieser Bericht erweckt seine große Zufriedenheit.

Der Führer ist über und über beschäftigt. Eine Besprechung jagt die andere, und es ist für mich deshalb umso beglückender, daß er sich für die Aussprache mit mir so außerordentlich viel Zeit nimmt.

Himmler trägt ihm vor, daß in Unterkärnten ein kommunistischer Aufstand ausgebrochen ist.6 Der Führer gibt ihm Auftrag, ihn mit brutalen Mitteln zu unterdrücken. Das fehlte uns noch, daß jetzt in diesen kleinen Kleckerländchen auf dem Balkan Schwierigkeiten entstehen. Es ist gut, daß Kutschera durch Rainer abgelöst worden ist, denn Rainer ist doch eine entschlossenere und gefestigtere Persönlichkeit. Kutschera war zu weich, um mit diesen schwierigen Fragen in Unterkärnten fertig zu werden. Der Gau Kärnten hat damit wieder eine straffe und zielbewußte Führung.

Die Unterworfenen sind überhaupt immer ein gefährliches Pack gewesen. Man muß sich ihnen vorsehen. Vor allem darf man ihnen nicht entgegenkommen, da sie das sofort in den falschen Rachen kriegen. Das brutalste Durchgreifen ist hier am Platze; das ist auch die einzige Sprache, die die Slowenen verstehen. Im übrigen soll man einen großen Teil der Bevölkerung dort umsiedeln, und wer sich partout nicht in die neue Ordnung hineinfügen kann und will, wird nach dem Osten abgeschoben werden.

Die Aufstände im dortigen Gebiet sind auch zum großen Teil auf die Italiener zurückzuführen, die, so absurd das klingen mag, den Aufständischen Waffen liefern und nur ein Vergnügen daran haben, daß uns hier Schwierigkeiten entstehen. Aber auch dagegen ist ein Kraut gewachsen. Wir werden jetzt jeden, der aus dem italienischen Gebiet in unser Gebiet überläuft, um bei uns Krach zu machen und Schwierigkeiten zu verursachen, gleich standrechtlich erschießen lassen; dann wird diese Überläuferei schon bald aufhören.

Ich bespreche mit dem Führer die Judenfrage. Der Führer ist entschlossen, hier weiterhin konsequent vorzugehen und sich nicht durch bürgerliche Sentimentalitäten aufhalten zu lassen. Die Juden müssen vor allem aus dem Reichsgebiet heraus. Wir beraten über Möglichkeiten, vor allem Berlin möglichst schnell zu räumen. Es werden zwar hier Einsprüche erhoben - vom Vierjahresplan, vom Wirtschaftsministerium -, weil etwa 13.000 Juden in der Kriegsindustrie in Berlin beschäftigt sind; aber die kann man mit einigem guten Willen ja durch bolschewistische Kriegsgefangene ersetzen. Jedenfalls werden wir diesem Problem so bald wie eben möglich, vor allem wenn wir den nötigen Transportraum haben, auf den Leib rücken. Berlin kann solange nicht als absolut konsolidiert gelten, solange noch Juden in der Reichshauptstadt leben und wohnen. Im übrigen haben die bürgerlichen Schlappmeier immer neue Entschuldigungen, um die Juden zu schonen. Früher war es das jüdische Geld und der jüdische Einfluß, jetzt ist es der jüdische Facharbeiter. Der deutsche Intellektualismus und die deutsche Gesellschaft sind dem Juden gegenüber völlig instinktlos. Ihre Wachsamkeit ist nicht geschärft. Es ist also notwendig, daß wir dieses Problem lösen, da es wahrscheinlich, wenn es ungelöst bleibt, nach unserem Tode die verheerendsten Folgen nach sich ziehen wird. Die Juden sollen alle nach dem Osten abgeschoben werden. Was dort aus ihnen wird, kann uns nicht sehr interessieren. Sie haben sich dies Schicksal gewünscht, sie haben dafür den Krieg angefangen, sie müssen jetzt auch die Zeche bezahlen.

Es ist erfreulich, daß der Führer bei der Last der militärischen Verantwortung für diese Probleme immer noch Zeit, Gelegenheit zur Beratung und vor allem auch einen klaren Blick hat. Er allein ist in der Lage, dies Problem endgültig mit der gebotenen Härte zu lösen.

Am Nachmittag muß der Führer noch eine Reihe von Offizieren empfangen, um sich ein endgültig schlüssiges Bild über die Lage im Osten zu verschaffen. Sie stellt sich Gott sei Dank nicht als so bewegt heraus, wie man auf den ersten Blick vermuten möchte Das ist auch zum großen Teil darauf zurückzuführen, daß die Truppenführer schwärzer malen, also es geboten ist, weil sie hoffen, damit mehr Hilfe herauszuschinden. Eine solche Berichterstattung ist zwar verwerflich; aber wer will es einem Truppenführer an der Front verdenken, daß er möglichst viel für seine Truppen herauszuholen versucht?

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