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Chronik und Quellen
1941
November 1941

Brief von Emma und Ludwig Heilbronner aus Düsseldorf an Freunde

Ludwig und Emma Heilbronner verabschieden sich am 4. November 1941 in Erwartung ihrer Deportation von ihren Freunden:

Meine lieben Getreuen!

In schlaflosen Stunden habe wiederholt den Brief in Gedanken zurechtgelegt, m.l. Mann gibt aber nicht zu, daß ich m. Gedanken des Nachts niederschreibe, & deshalb habe noch so viel zu tun & zu schreiben, & wir wollen uns das Herz auch nicht noch schwerer machen wie es schon ist! Worte vermögen ja auch m. Empfinden nicht auszudrücken; Sie waren mir in schwerer & schwerster Zeit unendlich viel, haben durch Ihre so l. guten Zeilen mich gestützt, durch das Bewußtsein als Mensch gewertet zu werden & wir wollen weiter auf Gottes Beistand hoffen, den Sie ja auch stets für uns erflehen! Und Ihnen Allen wünsche ich, daß der l. Gott Ihnen für all Ihre Liebe & Güte seinen allmächtigen Segen geben möge, daß Ihrer Hände Werk stets Sie befriedigen darf, daß Sie vor allem immer gesund bleiben mögen & Ihre l. Kinder zu Ihrer Freude heranwachsen dürfen s.G.w.! Ihrer l. Mutter noch m. herzl. Dank für den warmen, herrlichen Rock; l. Gothe, denken Sie daran, Ihrer l. Mutter den versprochenen Gruß zu schicken! Tante Grete ist stets mir zur Seite & wir wollen hoffen, daß wir es richtig machen s.G.w.! Wir müssen kl. Öfen mitnehmen, Wannen, Eimer, Töpfe & Hausrat aller Art & Lebensm. für 3 Wochen. Hoffentlich kommt alles gut an! Die l. Oma hat von Dr. Paul gerade zur rechten Zeit Nachricht erhalten, wofür ich so sehr dankbar bin. & von Fr. Else hatten wir auch 1 verhältnismäßig ordentliche Karte, die Feiertage waren sie zusammen, was mich so beruhigte, G.l.! Von all’ unseren l. Freunden erhalten wir so viele Beweise von Freundschaft & Treue, die gewiß kein leerer Wahn ist - vertrauen wir weiter auf ein besseres Schicksal, wie der Augenblick zu erwarten berechtigt!

Grüßen Sie, bitte, alle, die Interesse haben! [Zu m. Bedauern kann ich mit Pelz nicht dienen (gestrichen)], da ich für die Kälte & das Leben, das unser wartet, selbst nicht genug habe um uns einigermaßen zu schützen. Durch die Heizung brauchte man ja sich nicht so warm anzuziehen, wie wir es nun benötigen. Wir haben Joppen etc. für Pantoffel & Fäustlinge zerschnitten & alte Deck[...] dabei sind bis jetzt nur 20 kg. erlaub[...] mit Bettwerk. Lebensmittel gehen extra. Wie wir da packen sollen, weiß ich nicht, ich bin dabei ratlos. Aber nun wollen wir ganz vernünftig sein & weiter beten wie bisher & auf eine bessere Zukunft hoffen, m. Lieben!

Leben Sie wohl, m. lieben Getreuen, ich drücke Ihnen im Geiste innigst in Dankbarkeit die Hand & werde Sie nie, nie vergessen! Unser Vermächtnis für Sie ist Tante Grete, welche ebenso glücklich ist, in Ihnen so liebe, wertvolle Menschen gefunden zu haben!

Alles Gute & herzliche Grüße
in Liebe Ihre E.H.

Meine Lieben! Worte können die Tragödie [n] nicht schildern, die uns bettelarmen Menschen bevorstehen. Schweigen wir lieber! Möge unser [Herr?]gott uns ferner beistehen denn unser Gewissen ist rein. Möge Ihnen eine glücklichere Zukunft beschieden sein & der Segen auf Ihnen Allen ruhen.

I. Treue Ihr [Ludwig Heilbronner]

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