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Chronik und Quellen
1937
Februar 1937

Februar 1937

In einer Rede in Hamburg versicherte Propagandaminister Goebbels am 6. Februar, dass keine Kriegsgefahr mehr bestehe, seit das Deutsche Reich außenpolitisch wieder erstarkt sei. Bezeichnenderweise lief am gleichen Tag und am gleichen Ort der erste schwere Kreuzer der deutschen Kriegsmarine seit 1918, die „Admiral Hipper“, vom Stapel. Auch andere Größen wurden nicht müde, den deutschen Friedenswillen zu betonen. Bei der zentralen Gedächtnisfeier zum Heldengedenktag wies der deutsche Reichskriegsminister Werner von Blomberg am 21. Februar darauf hin, dass der Freiheit der anderen Völker vom Deutschen Reich keine Gefahr drohe. Drei Tage später tat es ihm Adolf Hitler gleich, als er bei einer Kundgebung im Münchener Hofbräu-Festsaal anlässlich des 17. Jahrestages der Verkündung des Parteiprogramms der NSDAP ausführte: „Wir ziehen durch die Welt wie ein friedliebender, aber in Erz und Eisen gepanzerter Engel.“

Am 7. Februar schloss die in Berlin stattfindende Landwirtschaftsausstellung „Grüne Woche“ ihre Pforten. Im Zuge der deutschen Aufrüstungsbemühungen war dort auf die Notwendigkeit einer „Ernährungsfreiheit“ des Deutschen Reiches hingewiesen worden. Diese Autarkie sollte unter anderem durch die „Umstellung der Küche“ und entsprechende Speisepläne erreicht werden. Künftig sollten statt Fleisch, Butter oder Sahne Magerkäse, Kartoffeln oder Marmeladen den Schwerpunkt der Ernährung bilden.

Am 2. Februar trat der überzeugte Katholik Paul Freiherr Eltz von Rübenach als Verkehrs- und Postminister zurück. Als Nachfolger wurden für das Verkehrsressort Julius Dorpmüller, für das Postwesen Wilhelm Ohnesorge ernannt. In seinem Rücktrittsgesuch äußerte Eltz von Rübenach erstaunlich offen, sein Gewissen verbiete ihm, die angebotene – im Klartext: geforderte - Aufnahme in die NSDAP anzunehmen: „Ich stehe auf dem Boden des positiven Christentums und habe meinem Herrgott und mir selbst die Treue zu halten.“ Damit war er der einzige Minister, der den Parteibeitritt verweigerte.

Auch offizielle Kirchenvertreter äußerten ihre von der NS-Sicht abweichende Meinung weiterhin offen. Der Bischof der ostpreußischen Diözese Ermland, Maximilian Kaller, ließ am 8. Februar von den Kanzeln einen Appell an die Gläubigen verlesen, in dem er gegen die „Entchristlichung des Deutschen Reichs“ durch die Nationalsozialisten protestiert.

Am 12. Februar trat der am 14. Oktober 1935 eingerichtete deutsche Reichskirchenausschuss, der für die Gleichschaltung der evangelischen Kirche im Deutschen Reich sorgen sollte, wegen Misserfolgs in dieser Angelegenheit zurück. Damit war das Vorhaben zur Errichtung einer gleichgeschalteten evangelischen Reichskirche zunächst gescheitert. Bereits drei Tage später beauftragte Hitler den Reichsminister für kirchliche Angelegenheiten, Hanns Kerrl, mit der Vorbereitung einer verfassunggebenden Generalsynode der Deutschen Evangelischen Kirche, woraufhin die Repressalien gegen die Bekennende Kirche auf einen neuen Höhepunkt zusteuerten. Ende Februar äußerte sich der zwischenzeitlich auf deren Seite gewechselte Otto Dibelius gegenüber Kerrl: „Der Schleier ist gerissen, der die Wirklichkeit vor vieler Augen bisher verhüllte; die Gegensätze sind klar; es ist jetzt deutlich vor jedermann, was das Kirchenministerium mit seinen Maßnahmen bisher beabsichtigt hat. (…) Die Sache, um die es geht, ist eine Sache des Lebens und des Sterbens – nicht nur für die Evangelische Kirche, sondern, wie ich denke, auch für das deutsche Volk.“

 

Verdrängung und Vernichtung der jüdischen Bevölkerung

Für immer mehr Bereiche des Lebens und Arbeitens wurden aus den Bestimmungen der „Nürnberger Gesetze“ entspringende Anordnungen erlassen. So bestimmte die Reichsnotarordnung am 13. Februar, dass niemand, der „nicht für sich und seinen Ehegatten den Anforderungen an die Reinheit des Blutes“ entspreche, künftig zum Notar bestellt werden dürfe. Eine am 15. Februar erlassene „Verordnung über das Erfassungswesen (zum Wehrdienst)“ bestimmte, dass Dienstpflichtige zur Anmeldung u.a. Nachweise über ihre Abstammung mitzubringen hatten. Außerdem habe jeder von ihnen „eine Erklärung darüber abzugeben, daß ihm nach sorgfältiger Prüfung keine Umstände bekannt sind, die die Annahme rechtfertigen, er sei Jude“.

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