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Chronik und Quellen
1936
September 1936

Tagebucheintrag von Mally Dienemann

Mally Dienemann, Frau des Rabbiners Max Dienemann, berichtet am 2. September 1936 über Antisemitismus in Offenbach am Main:

Wir saßen beim Frühstück. Uns gegenüber ist das Gymnasium (die einzige humanistische Bildungsanstalt der Stadt). Von den Fenstern drüben erscholl es: Judenschweine, Judenschweine! Max sagt, ihn berührt das nicht. Mich chokierte es sehr.

Gestern ging ich zur Haltestelle der Elektrischen. Da sahen wir ein Schild: Sammelplatz bei Fliegerangriffen in der Schule. Gaby soll morgen einen Spaziergang mit der Klasse machen! Die Kinder wollen in einem Hotel auf dem Feldberg (Berg im Taunus) einkehren. Dort steht auf der Mauer des Hotels ein Plakat „Juden unerwünscht“. Was soll das Kind nun tun? Als einzige Jüdin, die den Ausflug mitmacht. Max und ihre Klassenlehrerin Frau Professor Peters meinen, sie soll den Ausflug, es handelt sich um Besichtigung des Observatoriums, mitmachen. Aber sie wird auf dem ganzen Wege denken, was wird werden. Ihre Unbefangenheit ist restlos vorbei.

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