Bekanntmachung des Leiters des Reichsrings für Propaganda und Volksaufklärung an die SA
Der Reichsring für Propaganda und Volksaufklärung gibt am 16. Juli 1936 Empfehlungen für das Verhalten der SA gegenüber Ausländern und Juden während der Olympischen Spiele:
Erste Durchgabe des Reichsrings für nationalsozialistische Propaganda u. Volksaufklärung. Am Sonnabend, den 11.7.1936 hat die Welt wieder einen neuen Beweis für die Friedensliebe des neuen Deutschland erhalten. Die deutsch-österreichische Verständigung ist wieder ein Schritt weiter auf dem Weg zur Sicherung des Friedens Europas und der Welt. Dieser neue Friedensbeweis ist so überzeugend, daß auch die böswilligsten Gegner hiergegen kaum etwas Vorbringen können. Und dennoch ist es unsere Aufgabe, das gesamte Ausland weiter davon zu überzeugen, daß in Deutschland Ruhe, Ordnung und Sicherheit herrscht und daß das deutsche Volk von ganzem Herzen den Frieden wünscht.
Eine nie wiederkehrende Gelegenheit, die ganze Welt in diesem Sinne aufzuklären, bietet sich in der vor uns liegenden Olympiade. Von fast allen Staaten der Welt kommen die Vertreter als Sportler oder als Zuschauer nach Deutschland und werden nach der Rückkehr in ihre Länder Bericht geben, über das, was sie in Deutschland vorgefunden haben. Es ist daher die Aufgabe eines jeden einzelnen Deutschen, sich in den kommenden Wochen bewußt zu sein, daß es auch auf den letzten deutschen Volksgenossen ankommt, welchen Eindruck die Olympiade-Besucher mit nach Hause nehmen. Gerade jetzt hat ein jeder zu begreifen, daß auch er Propagandist des neuen Deutschland ist. Daher soll es besondere Aufgabe der SA sein, unauffällig aber doch eindringlich auf die Wichtigkeit der kommenden Wochen für die Zukunft und den Weiteraufbau Deutschlands in ihrem Bekanntenkreis hinzuweisen. Wir wollen in diesen Wochen der Olympiade dem Ausland beweisen, daß es Lüge ist, wenn dort immer wieder behauptet wird, daß in Deutschland Judenverfolgungen an der Tagesordnung sind. Die Olympia-Besucher sollen die Wahrheit erfahren, daß in Deutschland jeder Ausländer, einschließlich der Juden, unbelästigt leben kann. Aus diesem Grunde müssen wir alles vermeiden, was evtl. einen falschen Eindruck erwecken könnte. Daher sind auch Lieder aus der Kampfzeit vor der Machtübernahme, soweit aus ihnen evtl. ein falscher Eindruck in dieser Hinsicht entstehen kann, nicht zu singen, da ja die Ausländer nicht wissen, daß es sich lediglich hier um ein altes Kampflied handelt, sondern sich den Text dieser Kampflieder ganz anders erklären und daher daraus falsche Schlüsse ziehen.
Ganz besonders aber muß sich ein jeder deutsche Volksgenosse darüber klar sein, daß allen Ausländern nicht nur mit der selbstverständlichen Höflichkeit entgegenzukommen ist, sondern daß auch dann, wenn evtl. irgendein Ausländer sich nicht korrekt benimmt, kein Volksgenosse das Recht hat, zur Selbsthilfe zu greifen, sondern sich in schwerwiegenden Fällen an die Polizeiorgane zu wenden hat. Wir erinnern in diesem Zusammenhang noch einmal an den Aufruf des Reichspropagandaleiters:
„Nach dem Willen des Führers hat Deutschland für die Olympischen Spiele 1936 Vorbereitungen wie kaum ein anderes Land zuvor getroffen. Die Hunderttausende ausländischer Gäste sollen würdig empfangen werden und ein besonders glänzendes Beispiel deutscher Gastfreundschaft erleben. Ich bin gewiß, daß jeder Deutsche seine Ehre daran setzen wird, den ausländischen Besuchern, die alle unter dem Schutz des Deutschen Reiches stehen, zuvorkommend gegenüberzutreten und, wenn sie einer Hilfe bedürfen, ihnen mit Rat und Tat Beistand zu leisten.“