Menü
Chronik und Quellen
1936
Januar 1936

Pläne zur Finanzierung einer Massenemigration

Die Jewish Telegraphie Agency informiert Anfang Januar 1936 über Pläne zur Finanzierung einer Massenemigration von Juden aus Deutschland:

Binnen vier Jahren sollen 15 Millionen Dollar für den Massenexodus der Juden aus dem Reich aufgebracht werden

London, 6. Januar (JTA) - Wie die Jewish Telegraphie Agency heute erfuhr, würden für den Plan zur Übersiedlung von 100 000 bis 250 000 Juden aus Deutschland nach Palästina und in andere britische Territorien, - wir berichteten darüber -15 Millionen Dollar aufgebracht werden müssen.

Wie ebenfalls bekannt wurde, haben bereits drei britische Juden jeweils 500 000 Dollar für den Fonds zugesagt, darunter Viscount Bearsted, Vorsitzender der Shell Oil, und Simon Marks, Kaufhaus-Magnat und Vizepräsident der englischen Zionistischen Organisation. Sir Herbert Samuel, ehemaliger Hochkommissar in Palästina, bestätigte heute gegenüber der Jewish Telegraphie Agency, dass er sich am 15. Januar gemeinsam mit Viscount Bearsted und Herrn Marks auf der „Majestic“ nach New York einschiffen werde.

Vertreter des Reichs kennen den Plan eines Juden-Transfers, verweigern jedoch nähere Auskünfte

Berlin, 4. Januar (JTA) - Regierungskreise erklärten heute gegenüber der Jewish Telegraphie Agency, dass sie von dem im Ausland bekannt gewordenen Plan wüssten, zwischen 100 000 und 250 000 Juden mit der finanziellen Unterstützung britischer und amerikanischer Juden aus Deutschland nach Palästina und in andere britische Territorien zu bringen. Die Regierungsvertreter weigerten sich jedoch, Einzelheiten des Plans oder ihre Haltung dazu bekannt zu geben.

Vermutlich geht der Plan auf frühere Vorschläge zurück, eine internationale Bank mit Sitz in London einzurichten, die es den aus Deutschland emigrierenden Juden ermöglicht, ihr Geld dort abzuheben. Die Jewish Telegraphie Agency berichtete darüber am 16. November 1935.

Das Reich fordert 50 % Provision auf alle im Rahmen des Plans exportierten Güter Berlin, 7. Januar (JTA) - Berichte über die bevorstehende Reise der drei britisch-jüdischen Führer in die Vereinigten Staaten haben hier einiges Aufsehen erregt. Höchste Regierungskreise deuteten gegenüber der Jewish Telegraphie Agency jedoch an, diese Reise werde nur dann erfolgreich sein, wenn Deutschland wenigstens eine fünfzigprozentige Provision in ausländischer Währung auf die Güter erhalte, welche die deutschen Juden im Rahmen des Emigrationsplans exportieren dürften.

Von denselben Kreisen wurde deutlich gemacht, dass die in der New York Times genannten Bedingungen nicht von der deutschen Regierung stammen. (Die Times hatte gemeldet, dass die deutsche Zustimmung zu einer Massenauswanderung der Juden davon abhänge, dass Großbritannien der Ansiedlung der Juden in Palästina und anderen britischen Gebieten zustimme. Ferner muss ein ähnliches Transferabkommen, wie es zwischen Deutschland und Palästina besteht, abgeschlossen werden. Die deutschen Exporte müssten im Rahmen des Transferabkommens aus einem eigens dafür bereitgestellten Fonds finanziert werden.)

Der gesamte Plan, zwischen 100 000 und 250 000 Juden die Emigration aus Deutschland zu ermöglichen, sei, so hieß es, in jüdisch-deutschen Finanzkreisen entwickelt worden. Diese seien daran interessiert, eine massenhafte jüdische Auswanderung durch ein erweitertes Transferabkommen sowie durch die Gründung einer internationalen jüdischen Bank, die den Emigranten mit Hilfe des Transfers vergünstigte Kredite zur Verfügung stellt, zu unterstützen. Das Vorhaben wurde Wirtschaftsminister Hjalmar Schacht unterbreitet und liegt nun in seinen Händen.

Baum wird geladen...