Erinnerungen an das Pogrom in Köln
H.T., 1923 geboren, berichtete 1988 Folgendes:
„An dem denkwürdigen Tag im November fuhr ich morgens um 7.10 Uhr von Poll zur Landwirtschaftsschule in Lövenich. Auf der Fahrt nach Köln über Heumarkt, Neumarkt und Aachener Straße sah ich von der Straßenbahn aus viele zertrümmerte Geschäfte. Ich hatte da noch keine Erklärung dafür. Erst am Spätnachmittag gegen 17.00 oder 17.30 Uhr kam ich nach Hause. Vor der Haltestelle Poll sah ich bereits die Verwüstung bei dem Juden Scheye. Jugendliche in HJ-Uniform zertrümmerten die Möbel und warfen diese auf den Hof. SA-Leute beaufsichtigten sie dabei. Neben dem Haus der Farn. Scheye war damals ein Kiosk. Der Sohn des Kioskbesitzers, der selber SA-Mann war, wollte die Zerstörung aufhalten, aber er wurde scharf angegriffen. Nachdem dort alles zertrümmert war, machten sich die Unholde 30 m weiter an den Gleisen der Hafenbahn die Taschen voll Steine und gingen die Salmstraße entlang zum Futtermittelhändler Marx. Von dem Friseurgeschäft auf der gegenüberliegenden Seite der Straße warfen sie mit den Steinen die Fensterscheiben ein. Bevor ich nun nach Hause lief, sah ich noch den Zusteller vom Westdeutschen Beobachter kommen, sicher auch ein PG, dem war das auch zu viel, er wollte Einhalt gebieten, aber er wurde überstimmt. Polizisten sah man nirgends.“