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Chronik und Quellen
1938
November 1938

Erinnerungen an das Pogrom in Köln

Elsbeth von Ameln berichtete 1985 rückblickend:

„Ich wollte am 10. November Frau Busack in Mülheim aufsuchen, um mich nach ihrem und ihres Mannes Ergehen zu erkundigen. In der Schildergasse, Ecke Kreuzgasse, mußte ich in einen Hauseingang flüchten. Man zerschlug das Kristallgeschäft Marcan, dessen Inhaber Schwerkriegsbeschädigter des Ersten Weltkrieges war. Mein Vater hatte auf dem Weg von der Firma in Zollstock nach Hause gesehen, wie man einen jüdischen Mann aus dem Fenster seiner Wohnung warf, wo er tot oder schwer verletzt liegen blieb. Rechtsanwalt Dr. Gatzert flüchtete zu uns; er und mein Vater gingen den ganzen Tag durch den Klettenberg-Park. Erst am Abend trauten sich beide nach Hause. Hermann und ich packten Silber und gutes Porzellan und trugen es bei Dunkelheit durch den Garten zu unseren Nachbarn, Joe und Grete Rademacher, gleichgesinnte, gute Freunde. Grete Rademacher war gleich mir Halbjüdin. Versuche ich, die damalige Situation zu erfassen, so kann ich nur sagen, wir waren vor Entsetzen wie gelähmt. Es war unfaßbar. Es war der Auftakt zu den großen Vernichtungsaktionen, die wenige Jahre später beginnen sollten, die wir aber derzeit noch nicht ahnen konnten, obwohl die Bücherverbrennung 1933 bereits ein flammendes Mahnmal hätte gewesen sein sollen.“

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