Menü
Chronik und Quellen
1938
November 1938

Erinnerungen an das Pogrom in Köln

Sydia Lundner erinnerte sich 1987:

„Es ist eine lange Zeit her, und sehr schwer für mich, dieses von der Kristallnacht zu schildern; ich selber kann das ja nie vergessen. Am 10. November 1938 habe ich wie immer das Geschäft meiner Mutter um 7.45 Uhr vormittags geöffnet, ohne Warnung kamen die Nazis, erst haben sie die Scherengitter zertrümmert, dann vier Fensterscheiben eingeschlagen und sind dann ins Geschäft herein, haben die Regale von den Wänden herausgerissen.

Ich bin dann herauf in unsere Wohnung gelaufen, sie kamen nach und zerstörten unsere Wohnung, und haben mich ohne jeden Grund geschlagen und meine Haare am Kopf gerissen, dann mich zum Polizeipräsidium Am Weidenbach geschleppt; das Blut ist von meinen Händen und Beinen heruntergelaufen; aber gegenüber uns haben Leute gewohnt, die mitgelaufen sind zum Präsidium, und haben gesagt, ich habe nichts getan, sie sollen mich freilassen; was ich dort gesehen habe, kann ich gar nicht beschreiben, diesen Leuten habe ich wirklich sehr dankbar zu sein.

Einige Stunden später haben sie mich freigelassen, und jemand hatte mich in einem Taxi zum Israelitischen Hospital gefahren, dort hatte mich ein Dr. Wolfsohn behandelt und ich war einige Tage im Spital.

Eine kurze Zeit später bin ich und meine Mutter nach Belgien geflüchtet, haben alles, was wir noch hatten, in Köln gelassen, und sind mittellos nach Belgien gekommen.

Baum wird geladen...