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Chronik und Quellen
1935
Oktober 1935

Schreiben des Reichsinnenministers an Robert Ley

Reichsinnenminister Frick protestiert bei Robert Ley am 16. Oktober 1935 gegen die Kennzeichnung nichtjüdischer Geschäfte durch die Deutsche Arbeitsfront in Sachsen:

Betrifft: Kennzeichnung von deutschen Geschäften.

Wie mir mitgeteilt wird, ist in Leipzig seit 10. d. M. eine groß angelegte öffentliche Aktion der Gauwaltung Sachsen der Deutschen Arbeitsfront zur Kennzeichnung aller deutschen Geschäfte durch ein DAF-Plakat im Gange, die zum Ziel hat, diese Geschäfte von den jüdischen nach außen deutlich zu unterscheiden. Ich weise ergebenst darauf hin, dass lt. ausdrücklicher Anordnung des Führers und Reichskanzlers auf dem letzten Reichsparteitag allein der Reichminister des Innern für das gesamte Gebiet der Judenfrage federführend ist. Es ist somit unter keinen Umständen angängig, daß öffentliche Aktionen irgendwelcher Art, die sich gegen die Juden richten, ohne meine Kenntnis und Zustimmung eingeleitet werden. Die Kennzeichnung von Einzelhandelsgeschäften ist außerdem bereits Gegenstand eines Gesetzentwurfes, der demnächst dem Reichskabinett vorgelegt werden wird. Ein selbständiges Vorgehen anderer Stellen läuft dem Willen des Führers und Reichskanzlers zuwider und gefährdet den Zweck der kommenden wirtschaftlichen Gesetze gegen die Juden, weil es die Kräfte verzettelt und nach außen hin den Eindruck mangelnder innerer Geschlossenheit von Partei und Staat erweckt.

Ich bitte daher dringend, diese und ähnliche etwa sonst noch beabsichtigten Aktionen auf dem Gebiet der Judenfrage mit größter Beschleunigung zu unterbinden.

Für eine baldige Mitteilung über die veranlaßten Maßnahmen wäre ich dankbar.

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