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Chronik und Quellen
1935
Mai 1935

Schreiben von Paula Tobias aus Bevern an das Reichswehrministerium

Paula Tobias protestiert beim Reichswehrministerium am 24. Mai 1935 gegen die Benachteiligung ihrer Söhne durch das neue Wehrgesetz:

An das Wehrministerium, Berlin,

ich bitte darum, beifolgende Schriftstuecke zu lesen und mich wissen zu lassen, warum unsere Kinder im Wehrgesetz denen gleichgestellt werden, die mit schweren Ehrenstrafen gerichtlich bestraft wurden? Wir haben alles, was wir als vollkommen selbstverstaendlich fuer unser deutsches Vaterland getan und hingegeben haben, niemals mit dem Gedanken an irgendwelchen Lohn getan. Aber dass als Quittung dafuer unsere Kinder wie gemeinste Verbrecher hingestellt werden, das haben wir nicht verdient. Fuer uns ist die „deutsche Treue“ nie ein leeres Wort gewesen. Wir haben sie gehalten und halten sie weiter, selbst wenn sie uns heut gebrochen wird und wir dafuer verlacht werden, dass wir sie dennoch weiter halten. Fuer uns ist wie fuer Hindenburg die Treue das Mark der Ehre und wird es wie fuer ihn bis zum letzten Augenblick bleiben. Fuer Hindenburg gab es keinen ändern Gesichtspunkt als die durch Tatsachen erwiesene Bewaehrung im Kriege. Wenn heut sein Vermaechtnis, das Frontkaempferkreuz am schwarz-weiss-roten Band, uns in demselben Atemzug erreicht, in dem uns die schwarz-weiss-rote Flagge, die wir in den Augen der ganzen hiesigen Bevoelkerung immer mit Fug und Recht gefuehrt haben, verboten wird, so ist das auch fuer arische Deutsche peinlich, besonders fuer alte Soldaten. Gewiss, dass entgegen unserer bis jetzt noch immer gehegten Hoffnung auch die Wehrmacht uns jetzt verfemt, das kann uns die Ehre so wenig nehmen, wie es alle bisherigen Massnahmen getan haben. Wir wissen heut, dass es trotz aller Schwere leichter ist, Unrecht zu leiden als Unrecht zu tun, und dies Bewusstsein laesst uns unsere Haltung nicht verlieren. Aber wae-re es nicht fuer alle und in erster Linie fuer Deutschland, um das es sich ja letzten Endes einzig und allein handelt, besser, dies Unrecht wuerde nicht geschehen?

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