Dezember 1937
Die Vorweihnachtszeit wurde gleich von mehreren Propagandaaktionen bestimmt, die die Bevölkerung in massiver Form zur Einsparung wichtiger Rohstoffe aufrief. Die Weisung von Reichskriegsminister Werner von Blomberg vom 21. Dezember, die einen Angriffskrieg gegen die Tschechoslowakei vorsah, blieb der Öffentlichkeit hingegen natürlich verborgen. So spielte es in der deutschen Öffentlichkeit vermutlich auch eine eher ungeordnete Rolle, dass der Vorsitzende der Sudetendeutschen Partei, Konrad Henlein, am 8. Dezember in Berlin die erste „sudetendeutsche Kunstausstellung“ eröffnet hatte.
Innenpolitisch zog das NS-Regime die Zügel erneut an. Am 14. Dezember veröffentlichte Innenminister Wilhelm Frick einen Erlass zur „vorbeugenden Verbrechensbekämpfung“ heraus. Danach konnten künftig „Berufs- und Gewohnheitsverbrecher“ sowie „Asoziale“ in polizeiliche „Vorbeugehaft“ genommen werden, was weitgehende Möglichkeiten der Überwachung und Repression eröffnete.
Am 25. Dezember gab sich das Regime weihnachtlich milde gestimmt, als es rund 40 der Pastoren der Bekennenden Kirche, die sich in Haft befanden, für die Weihnachtstage einen Hafturlaub gewährte.
Verdrängung und Vernichtung der jüdischen Bevölkerung
Am 3. Dezember erläuterte Joseph Goebbles in seinem Tagebuch seine Strategie der „Entjudung der Reichsmusikkammer“, die sich offenbar nicht so einfach gestaltete, wie er angenommen hatte. „Die Juden setzten wir durch Polizeiverordnungen aus den Kulturveranstaltungen heraus. Ein Gesetz würde zu viel Aufsehen erregen. Führer will mit Recht die gänzliche Abschaffung des Konferenciertyps. Ich werde das machen. Und dann auch alle Theater etc. besitzmäßig arisieren.“
Am 13. Dezember wurde im Rahmen der Reichsvertretung der Deutschen Juden eine „Zentralstelle für jüdische Auswanderung“ ins Leben gerufen.