April 1937
Am 13. April überreichte die deutsche Regierung dem Vatikan eine Protestnote zur Enzyklika „Mit brennender Sorge“ vom 14. März, in der der Papst den NS-Terror gegen die katholische Kirche in scharfem Ton kritisiert hatte. Zugleich liefen die Prozesse gegen katholische Geistliche weiter. In einem dieser Schauprozesse gegen sieben katholische Jugendführer vor dem Volksgerichtshof in Berlin wurde der Hauptangeklagte, Kaplan Joseph Rossaint, am 28. April wegen Vorbereitung des Hochverrats zu elf Jahren Zuchthaus verurteilt. Ihm wurde vorgeworfen, mit weiteren Mitgliedern des Katholischen Jungmännerverbandes Kontakt zu Kommunisten aufgenommen zu haben, um so eine „katholisch-kommunistische Einheitsfront“ zu bilden. Auch aus der ausführlichen täglichen Presseberichterstattung ließ sich ablesen, dass der Kaplan und seine sechs Mitangeklagten längst vorverurteilt waren und nichts außer einem Schuldspruch in Frage kam. Außerdem sollte auf Anweisung des Propagandaministeriums an die Presse vom 28. April mit sofortiger Wirkung in den deutschen Zeitungen eine „großzügige Propagandaaktion gegen die katholische Kirche“ entfacht werden. Gut zwei Wochen zuvor hatte die Gestapo am 12. April im Reichsgebiet erscheinende französische und britische Tageszeitungen beschlagnahmt, um so eine Verbreitung von Nachrichten über eine Sitzung des in Paris tagenden „Ausschusses zur Vorbereitung der deutschen Volksfront“ zu verhindern, in der sich sozialistisch orientierte NS-Gegner zusammengefunden hatten. Das stellte eine massive Ausweitung der Medienzensur dar.
Auch auf anderen Gebieten demonstrierte das NS-Regime weiterhin seine große und oft im Wortsinn zerstörerische Energie. Am 14. April wurden sämtliche politischen und sportlichen Veranstaltungen von jüdischen Organisationen im Reichsgebiet für 60 Tage verboten – angeblich als Vergeltungsmaßnahme für antideutsche Kundgebungen in den USA. Einen Tag darauf wurde durch eine Verordnung des Reichserziehungsministeriums zudem bestimmt, dass Juden künftig nicht mehr zu Doktorprüfungen zugelassen werden durften; beides Schritte auf dem Weg der weiteren Entrechtung und Diskriminierung der jüdischen Bevölkerung.
Am 26. April zerstörte die im Spanischen Bürgerkrieg an der Seite von Franco operierende deutsche „Legion Condor“ mit einem dreistündigen Luftangriff die baskische Stadt Guernica vollkommen, wobei von den 10.000 Menschen Hunderte ums Leben kamen. Dabei war die Stadt kein militärisches Ziel. Der Kriegseinsatz der „Legion Condor“ diente der Luftwaffe nicht zuletzt zur Erprobung neuer Waffensysteme und Einsatztaktiken.
Am 5. April kam im Übrigen die erste Briefmarke mit dem Porträt Adolf Hitlers zum Verkauf. Die Wohltätigkeitssonderausgabe in Blockform mit vier Marken erschien zu Hitlers 48. Geburtstag und trug die vielsagende Aufschrift: „Wer ein Volk retten will, kann nur heroisch denken.“ Bis dahin hatte sich der „Führer“ stets gegen eine Marke mit seinem Konterfei gewehrt – angeblich, weil er eine Aversion gegen dessen massenhafte Vervielfältigung hegte.
Am 30. April eröffnete er dann in Berlin die vom Propagandaministerium gestaltete Ausstellung „Gebt mir vier Jahre Zeit“", die bis zum 20. Juni mittels einer imposanten Präsentation einen Überblick über die vierjährige „Aufbauarbeit“ der Nationalsozialisten im Deutschen Reich geben sollte. Hierzu passte es gut, dass am gleichen Tag bekannt gegeben werden konnte, dass die Arbeitslosenzahl im Deutschen Reich mit 961.000 erstmals seit 1925 wieder unter eine Million gesunken war. Gegenüber dem Vorjahr bedeutete das einen Rückgang von nahezu 40 Prozent. Ebenfalls am letzten Apriltag wurde 30 deutschen Betrieben die Auszeichnung „Nationalsozialistischer Musterbetrieb“ verliehen.
In einem Aufruf zum 1. Mai meldete sich am 30. April auch Reichsorganisationsleiter und DAF-Leiter Robert Ley zu Wort. „Männer und Frauen der Arbeit, wir wollen es bekennen: Die Freude hat wieder Einzug in Deutschland gehalten und wir sind wieder erfüllt von Kraft und Gesundheit!“ Im Gegensatz zu den „Dunkelmännern“ – sprich den oppositionellen Geistlichen -, die weiterhin vom „Jammertal dieser Erde“ lügen würden, malte Ley ein überaus positives Bild des Status quo. „Wir wollen zum 1. Mai, am Tage der gesunden Lebensfreude und Lebensbejahung, freudig bekennen: Deutschland in schöner geworden! Freut euch des Lebens!“