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Chronik und Quellen
1934
März 1934

Eintrag in der Schülerchronik der Mittelschule Köln-Ehrenfeld

Bericht über die Aufführung des Schülerpuppenspiels „Till Ülespegel“ Ende Februar 1934 in Köln-Ehrenfeld:

Nun zum Spiel der Klasse II

Wir Hänneschensspieler aus II spielten Ende Februar 1934 den von uns verfaßten „Till Ülespegel“. Wir ernteten viel Beifall, denn das Stück verlief ausgezeichnet. Einzelne gut gelungene Szenen haben wir im Bild festgehalten. Hier das erste: (…)

Dort sieht man, wie Till Eulenspiegel den Zahn der Zeit von dem Juden Moses kauft. Der Jude verkaufte dem Till allerhand alten Kram aus seinem Krempelladen: die Federn der Kraniche vom Ibikus, den blauen Dunst, das Band der Liebe, den fliegenden Holländer, die Dose mit dem Pech und den Zahn der Zeit. Als Federn der Kraniche vom Ibikus verkaufte der Jude eine Uhrfeder, als Band der Liebe ein Strumpfband. Links steht der Schlaukopf, der all die wunderbaren Sachen ohne Geld kaufte. Daneben der Judensohn Itzig, der an Unsauberkeit seinen Vater (in der Mitte) noch weit übertrifft. Rechts sehen wir Hänneschen, der ja nirgendwo fehlen darf. Über den Juden Moses wurde am meisten gelacht. Als der Vorhang nach dem ersten Akt fiel, klatschte man den Spielern einen ungeheuren Beifall.

Im zweiten Akt war Till auf der Universität zu Köln und wollte sein Wissen auf die Probe stellen lassen. Der Rektor überschüttete ihn mit Fragen, die überhaupt niemand zu lösen vermag. Till jedoch beantwortete sie alle schnell und kurz. Auf die Frage, wie groß der Himmelssaal sei, antwortete Till: „Geht hinauf und meßt ihn nur, sicher ist er nicht zu klein, denn Euer Wasserkopf geht noch hinein!“ Darob der Rektor falsch und beleidigt auffuhr, um ihn aus dem Saal zu schmeißen. Till ließ sich jedoch nicht hinauswerfen, sondern ging hinaus nach einer Prügelei, bei der Hänneschen, Tünnes und Schäl auf seiner Seite kämpften, um die Studenten zu verprügeln.

Beim Schneidermeister.

Auf dem zweiten Bild sehen wir Till beim Schneidermeister Speimanes. In den Ecken faulenzen die beiden Gesellen des Speimanes. Links steht Eulenspiegel. Dann folgt der Schneidermeister, der gerade mit einem Franzosen wegen eines neuen Anzuges verhandelt. Selbstverständlich darf das Hänneschen nicht fehlen. Ihn sehen wir wieder rechts stehen. Eulenspiegel sollte beim Speimanes die Lehrlingsprüfung bestehen. Doch Till warf die Ärmel an den Rock, wie Speimanes ihm erklärt hatte, obgleich er wußte, daß der Schneidermeister mit werfen nähen meinte. Dann treffen wir Till beim Oberbürgermeister Adenauer.

Er sollte des Oberbürgermeisters Ahnen malen und ließ sich das Geld im voraus geben. Er malte jedoch keine Bilder, sondern legte sich auf’s Ohr. Als Adenauer nun die Bilder sehen wollte, zeigte Till auf die weiße Wand und wollte ihm vorlügen, daß hier Karl der Große, der Herzog von Braunschweig und Phillipp von Schwaben zu sehen seien, die alle des Oberbürgermeisters Ahnen sein sollten. Adenauer, der sich betrogen sah, rief die Polizei und wollte Till verhaften lassen. Jedoch, wie bei allen Hänneschen-Stücken, ging alles gut aus. Eulenspiegel sang für die 25 Gulden ein schönes Lied, und alle tanzten aus Freude mit. Als nun der Vorhang fiel, ertönte lebhafter Beifall aus dem Zuschauerraum. Nun folgen die, denen der Beifall galt. Sie sehen wir auf dem dritten Bild.

Die Spieler

Von links nach rechts sehen wir stehend den Niederwipper, der seine Rolle als Jude Moses sehr gut spielte. Rieger ist Sprecher des Berliner Gesellen und des Oberbürgermeisters. Als Schäl löste Jansen seine Aufgabe sehr gut. Sitzend sehen wir Neideck, der unser Meistersouffleur war. Zimmermann als Eulenspiegel bekam von den Zuhörern viel Beifall. Knips spielte den Kölschen Gesellen. Trapp, unser Hänneschen, machte soviel Witze, daß wir Spieler selbst mitlachen mußten.

Das Spiel ist verklungen. Aber den kommenden Schülern werden die Bilder etwas von unserer Arbeit zeigen.

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