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Chronik und Quellen
1942
Oktober 1942

Generalkonsul von Weiss berichtet aus Köln

„Köln, 21. Oktober 1942

(...) In letzter Zeit ist deutlich festzustellen, dass gegen die Juden und vor allen Dingen gegen die sogenannten Mischlinge (Halbarier) immer schärfer vorgegangen wird. Ein mir bekannter, amtlich bestellter Arzt teilte mir mit, dass in Zukunft die wenigen Juden, die noch hier in Köln sind (jede Woche geht ein Güterwagen mit diesen armen Geschöpfen voll beladen in Richtung Theresienstadt oder Litzmannstadt ab) und auch deren Kinder keine Milch und kein Fleisch mehr erhalten. Wie ich weiter aus zuverlässiger Quelle erfahren habe, erhielten die Rüstungswerke die Weisung, alle aus Mischehen stammenden Arbeitskräfte sofort zu entlassen. Diese Weisung ist bei den Klöckner-Humboldt-Werken und bei Felten & Guilleaume bereits durchgeführt worden. In Köln müssen zukünftig die Angehörigen von Mischehen-Familien ihre Lebensmittelkarten an einer besonderen Stelle selbst abholen. In einem Falle, der mir zu Ohren kam und wo es sich um einen Mischling handelt, dessen Großmutter eine Jüdin war, ist diesem mitgeteilt worden, »dass man einem ehrenamtlichen Zusteller nicht zumuten könne, einem Mischling die Lebensmittelkarten ins Haus zu bringen.« Wie rigoros man gegen Mischehen vorgeht, geht aus einem anderen Fall hervor, wo die Mutter von 3 Kindern, katholisch erzogen, die nichtarisch ist, deren Mann katholisch und arisch gestorben ist, die Mitteilung erhielt, dass sie Ende dieser Woche nach dem Osten abtransportiert wird, während die Kinder in einem hiesigen Waisenhaus untergebracht werden. Letzte Woche nahm sich eine Mutter, Frau eines verstorbenen arischen Mannes, die unter den gleichen Umständen abtransportiert werden sollte, das Leben, indem sie vom Fenster ihrer Wohnung auf die Straße sprang.“

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