Generalkonsul von Weiss berichtet aus Köln
„Köln, 7. Juli 1942
(...) Betreffend der Judenfrage teilte mir mein Gewährsmann mit, dass für die Maßnahmen gegen die Juden der SS-Obersturmbannführer Eichmann zuständig sei. Er war früher Kaufmann in Palästina, wo er Schiffbruch erlitt, sodass er der geeignete Mann sein dürfte, um gegen die Juden vorzugehen. Nach seiner Rückkehr aus Palästina war er bei der SS in Wien. Sein Vorgesetzter ist der SS-Truppenführer Generalmajor der Polizei Müller (früher Kriminalsekretär). Sein Büro ist in der Kurfürstenstraße in Berlin. Dort sollen augenblicklich noch ca. 60.000 Juden sein, während im ganzen Reich (Altreich) noch 200.000 gezählt werden.
Auch in Köln werden gegen die Juden augenblicklich wieder ganz strenge Maßnahmen durchgeführt, wie mir mein Gewährsmann versicherte. In meinem letzten Bericht teilte ich Ihnen mit, dass ein Zug mit alten, jüdischen Invaliden aus Krankenhäusern und Asylen bis zu 90 Jahren, die in Viehwagen zusammengepfercht waren, ohne Sitzgelegenheit, nach dem Osten abgegangen ist. Ein nächster Transport wird Köln am 28. Juli verlassen, nachdem, wie mir von hiesiger maßgebender Seite mitgeteilt wurde, der Gauleiter Grohe die Zusicherung gegeben hat, dass die Stadt Köln bis Ende dieses Monats judenfrei sein werde.
Mein Gewährsmann konnte mir die gleiche Mitteilung machen, indem er auch in Berlin diese Äußerung für das Deutsche Reich von maßgebender Seite gehört habe. In diesem Zusammenhang darf ich noch kurz eine Mitteilung meines obenerwähnten Gewährsmannes weitergeben: Ein ihm bekannter Hauptmann der Gestapo, der verschiedentlich Judentransporte nach dem Osten begleitet hat, teilte ihm kürzlich vertraulich mit, dass er seinen letzten Transport nach Minsk verbracht habe, wo der Aufsichtsbeamte, ein höherer SS-Führer des dortigen Ghettos, ihm mitteilte, dass er keinen Platz für die 250 Insassen dieses Zuges habe und ihm die Ankunft derselben nicht mitgeteilt worden wäre. Er müsse einstweilen die Leute in den Viehwagen eingesperrt lassen. 48 Stunden später erfuhr dieser Offizier vom Ghetto-Kommandanten, dass er nunmehr seine Leute abladen könne. Auf seine berechtigte Frage, warum er das nicht zwei Tage vorher gesagt hätte, erhielt er als Antwort, dass er zuerst habe Platz schaffen müssen. Mit einer entsprechenden Bewegung fügte er hinzu, eine entsprechende Anzahl Insassen musste zuerst beseitigt werden.“