Generalkonsul von Weiss berichtet aus Köln
„Köln, 15. Juni 1942
Immer noch beschäftigt der furchtbare Luftangriff auf Köln und seine unheimlichen Folgen beinahe einzig und allein die Gedanken der Bevölkerung. Jeder von den Übriggebliebenen stellt sich die Frage, ob er die Stadt verlassen oder hier bleiben soll. (...) Um weitere freie Wohnungen zu erhalten, fängt man wieder an, Juden nach dem Osten zu verschicken. Gestern Abend erhielten eine ganze Anzahl in Köln lebender Juden, sogar ältere Leute über 80 Jahren, den Befehl, sich heute früh in der Messehalle einzufinden, von wo sie heute Abend nach Lodz oder in irgend eine andere Stadt des Ostens abtransportiert werden. Ein mir bekannter Professor kam soeben zu mir und teilte mir voll Entsetzen mit, dass der bekannte, wohl berühmteste Geograph Deutschlands, Prof. Dr. Alfred Philippson, sich auch unter den Bedauernswerten befindet und heute Abend Köln verlassen muss. Dieser Professor hat sich sofort telefonisch mit dem in Berlin weilenden schwedischen Forscher Sven Hedin in Verbindung gesetzt, um durch seine Vermittlung zu versuchen, diese einem berühmten Gelehrten gegenüber getroffene Maßnahme rückgängig zu machen. Diese Verschickung, wenn sie stattfinden sollte, dürfte in wissenschaftlichen Kreisen, wie mir mein Gewährsmann besonders betonte, außerordentlich großes Aufsehen erregen.“