Hinsichtlich des ebenfalls behandelten Themas der „Mischehen“ wurde festgelegt, dass die Gerichte solche Ehen künftig „auf Antrag des deutschbütigen Teiles oder des Staatsanwalts rassenmäßige Mischehen“ scheiden müssten.
Die Ermordung der jüdischen Bevölkerung Europas wurde im März mit zunehmender Intensität weiter vorangetrieben. Am 6. März kündigte Adolf Eichmann die nächsten Deportationen von rund 55.000 Juden aus dem Reichsgebiet und dem „Protektorat“ zum „Arbeitseinsatz“ in den Osten an. Zugleich wurde den Staatspolizeileitstellen angekündigt, dass sie die ihnen unbequemen älteren Jüdinnen und Juden schon bald „loswerden“ könnten. Dieser Personenkreis werde, um so nach außen das Gesicht zu wahren, ins „Altersgetto“ nach Theresienstadt deportiert.
Josef Goebbels war und blieb interessierter Beobachter dieser Entwicklungen. Er lese gerade, so notierte er am 7. März in sein Tagebuch, „eine ausführliche Denkschrift des SD und der Polizei über die Endlösung der Judenfrage“, aus der sich „eine Unmenge von neuen Gesichtspunkten“ ergebe. Die „Judenfrage“ müsse, darüber bestand für ihn keinerlei Zweifel, „im gesamteuropäischen Rahmen gelöst werden“. Hier gäbe es mehr als elf Millionen Jüdinnen und Juden müssten in einem ersten Schritt „im Osten konzentriert werden“, um sie nach Kriegs auf einer Insel wie Madagaskar unterzubringen. In diesem Punkt hinkte der Propagandaminister also deutlich hinter der Realität her, war sich aber mit vollem recht sicher, dass das NS-Regime „hier noch einiges zu tun bekommen“ würde und „im Rahmen der Lösung dieses Problems“ noch „eine ganze Menge von persönlichen Tragödien“ zu erwarten seien. „Aber das ist unvermeidlich jetzt. Jetzt ist die Situation reif, die Judenfrage einer endgültigen Lösung zuzuführen. Spätere Generationen werden nicht mehr die Tatkraft und auch nicht mehr die Wachheit des Instinkts besitzen. Darum tun wir gut daran, hier radikal und konsequent vorzugehen.“
Das wurde an verschiedenen Stellen des deutschen Einflussgebietes längst so gehandhabt. So sah sich Hans Biebow als Verwaltungsleiter des Gettos in Litzmannstadt gezwungen sich am 4. März in einem Bericht an die Gestapo gegen den Vorwurf zu wehren, die Bewohner des Ghettos würden zu gut ernährt. Die Rationen würden bereits seit einem Jahr unter den Sätzen für Strafgefangene liegen, wobei die auf dem Papier ausgewiesenen Sätze nicht einmal tatsächlich verausgabt würden und die Lebensmittel selbst minderwertig seien. „Den klarsten Beweis für die Ernährungslage legen die rapide ansteigenden Sterbeziffern ab“, verteidigte Biebow seine Politik gegenüber der Gestapo und führte als Beleg die 307 Toten an, die allein zwischen dem 22. und 26. Februar im Getto ums Leben gekommen und von denen mindestens 84 verhungert seien. „Es sind im Ghetto rund 53.000 Arbeiter eingesetzt, die im Wesentlichen im wehrwirtschaftlichen Interesse tätig sind. Jeder, der die Verhältnisse im Ghetto kennt, weiß, daß die Werktätigen buchstäblich an ihren Arbeitsplätzen wegen Entkräftung zusammenbrechen.“
Am 11. März begann eine neue Serie von Deportationen. Bis Mitte Juni fuhren seitdem im Abstand von wenigen Tagen mindestens 43 Züge mit jeweils etwa 1.000 Jüdinnen und Juden aus verschiedenen Städten des Reichsgebietes, aus Wien und dem „Protektorat“ in den Distrikt Lublin im „Generalgouvernement“.
Seit Anfang März 1942 war das Vernichtungslager Belzec funktionsfähig, in das zunächst der als nicht arbeitsfähig geltende Teil der jüdischen Bevölkerung aus dem „Generalgouvernement“ deportiert wurde. Während immer neue Transporte aus dem Westen im Distrikt eintrafen, ließ SS- und Polizeiführer Globocnik zwischen dem 16. März und 20. April das Getto von Lublin mit großem Polizeiaufgebot räumen. 30.000 seiner Insassen wurden nach Belzec deportiert und dort umgehend ermordet, zahlreiche weitere noch im Getto selbst erschossen.
Am 30. März 1942 traf der erste Zug mit 1.112 Juden französischer und anderer Nationalitäten in Auschwitz ein.