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Chronik und Quellen
1942
September 1942

September 1942

Stoßtrupps der deutschen 6. Armee kämpften sich am 3. September bis auf 8 km an den Stadtkern von Stalingrad heran, um dann am nächsten Tag im sowjetischen Abwehrfeuer stecken zu bleiben. Daraufhin entwickelte sich in den folgenden Wochen ein erbitterter Kampf um jeden Häuserblock, wobei es der Wehrmacht bis zum 14. zunächst gelang, die südlichen Stadtteile einzunehmen. Parallel hierzu eroberten deutsche Truppen der Heeresgruppe Süd im Rahmen der Kaukasusoffensive am 6. September die Hafenstadt Noworossisk am Schwarzen Meer. An anderer Stelle gab es hingegen am gleichen Tag gravierende Rückschläge: Nachdem ein Entlastungsangriff von deutscher Seite zusammengebrochen war, erzwang die Rote Armee durch eine Gegenoffensive am 15. Juli den Übergang über den Don.

Aber nicht nur an der Front selbst, sondern auch im Generalstab gab es Konflikte, die sich zu einer Führungskrise weiteten, die dann am 9. September mit der Entlassung des Oberbefehlshabers der Heeresgruppe A, Feldmarschall Wilhelm List, und der Übernahme des Kommandos durch Adolf Hitler ihren vorläufigen Höhepunkt erreichte. Während Hitler die Offensive im Kaukasus weiterhin ungestüm fortsetzen wollte, wiesen Mitglieder des Generalstabs angesichts der schweren Kämpfe um Stalingrad auf die Erschöpfung der deutschen Reserven hin und rieten, das Vordringen im Kaukasus zunächst zurückzustellen.

Im September setzte die Royal Air Force den Luftkrieg mit erneuten Angriffen auf Düsseldorf, Bremen, Duisburg, Frankfurt a.M., Karlsruhe und München ununterbrochen fort, während sowjetische Geschwader am 5. September Budapest und Königsberg bombardierten. Alarme und Angriffe, gestörte Nachtruhe, Aufräumarbeiten und Tote dominierten zunehmend den Kriegsalltag in deutschen Großstädten.

Zusätzlich hierzu rief Hermann Göring in seiner Eigenschaft als Beauftragter für den Vierjahresplan die deutsche Bevölkerung am 8. September in der Presse erneut zum Sparen von Strom und Gas auf – einer von zahlreichen Appellen zur Schonung der Rohstoffreserven für die Erringung des „Endsiegs“. Sparen wurde mehr und mehr zu einem Kernwort im deutschen Alltag. Um hieraus resultierender Unzufriedenheit vorzubeugen verordnete Göring am 14. September dann eine ab 1. Oktober geltende Erhöhung der Brot- und Fleischrationen für Normalverbraucher. Sie sollten wieder auf den Stand vor der Senkung der Verpflegungssätze am 6. April 1942 angehoben werden.

Ansonsten wurde weiter gesammelt und gespendet. Der erste „Opfersonntag“ des Kriegswinterhilfswerkes 1942 erbrachte am 26. September offiziell 39,7 Millionen Reichsmark an Spenden – immerhin ein Drittel mehr als im Vorjahr. Vier Tage später gab Joseph Goebbels im Berliner Sportpalast das Gesamtergebnis der Sammlungen der WHW-Sammlungen im Jahr 1941 bekannt, das sich nach seinen Angaben auf 1,2 Milliarden Reichsmark belief.

Auf Verordnung von Reichsjustizministers Thierack traten am 20. September verschärfte Bestimmungen des Strafgesetzbuches für Feld- und Forstdiebstähle in Kraft. In besonderen Fällen fielen diese künftig unter die sogenannte „Volksschädlingsverordnung“ mit entsprechend drastischen Strafen.

 

Am 18. September wurde das Nahrungsmittelangebot für die jüdische Bevölkerung erneut stark eingeschränkt, als ein Erlass des Reichsernährungsministeriums außer der Abgabe von Fleisch und allen Weizenprodukten nun auch den Verkauf von Milch und Eiern untersagte zu sie zugleich von sämtlichen Sonderzuteilungen ausschloss. Kleiderkarten erhielten Jüdinnen und Juden bereits seit Kriegsbeginn nicht mehr; Schuhe konnten sie nun nicht einmal mehr reparieren lassen.

De sich über das gesamte Reichsgebiet erstreckende Deportationswelle fand im Verlauf des Monats ihre Fortsetzung. Allein aus dem „Altreich“ wurden mehr als 12Menschen deportiert, davon rund 10.000 nach Theresienstadt. Praktisch gleichzeitig mit dem Eintreffen dieser Transporte, wurden etwa 19.000 Jüdinnen und Juden von dort ins Vernichtungslager Treblinka deportiert.

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