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Chronik und Quellen
1938
November 1938

Erinnerungen an das Pogrom in Köln

„Am 10. und 11. November haben die Nazis in Köln furchtbar gehaust. Sie sind wie auf Kommando in die Häuser der reichen und armen Juden eingedrungen, haben die Schaufenster der Geschäfte zertrümmert und in den Wohnungen ebenfalls alles kurz und klein geschlagen. Besonders trostlos sah es rund um den Dom und Neumarkt aus. Dort hatten noch immer jüdische Geschäftsleute ihre Kramläden, obwohl man schon in den vergangenen Jahren manchen Laden ausgeräubert und zerstört hatte. Jetzt hat man nichts und niemand mehr geschont. Scharenweise wurden die Juden verhaftet und viele sind nach Dachau transportiert worden. In den Wohnungen blieb nichts ganz. Während die Gestapo meist verhältnismäßig „anständig" war, hat die SA fürchterlich gehaust. (...)

Die Maßnahmen gegen die Juden haben in Köln kein freudiges Echo gefunden. Selbst führende Nazis haben ihre Unzufriedenheit offen zum Ausdruck gebracht, wahrscheinlich weil sie an der Stimmung des Volkes einfach nicht vorübergehen konnten. Wie sehr man in Köln über die Haltung des Volkes enttäuscht war, das zeigt die Tatsache, dass am 16. November Streicher nach Köln geholt wurde, der in der Messehalle die Kölner über die Judenfrage „aufklären" sollte. Obgleich man tagelang große Reklame gemacht hatte, wies die Messehalle sehr große Lücken auf. Wer wird nach den Juden das nächste Opfer bringen müssen? So fragt man sich hier. Werden es die Katholiken sein? Oder wird man eine besondere allgemeine Vermögensabgabe durchführen? Mit diesen beiden Möglichkeiten rechnet man vor allem in Wirtschaftskreisen.“

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