Erinnerungen an das Pogrom in Köln
Der 1905 geborene Eric Katzenstein legte 1987/88 in einem Bericht seine Erinnerungen an das Pogrom nieder:
„Am Vorabend war ich in der Stadt zum Besuch von Bekannten. Auf dem Nachhauseweg in der Nähe vom Südbahnhof kam ich an einer Kneipe vorbei und sah, wie eine Truppe von Braunhemden, etwa 20 oder 25, halbangetrunken herausmarschierte. Ich fand das zwar eigenartig, hatte aber keine Ahnung, was los war. Zuhause angekommen beim Abendessen kam vollkommen unerwartet ein Bekannter von uns in unsere Wohnung in Klettenberg. Er war in SA-Uniform. Er kam, um uns zu warnen. Um sicher zu sein, dass uns nichts passiert, fuhr er uns stundenlang in seinem Wagen in der Stadt herum und brachte uns schließlich in seine Wohnung, wo wir die Nacht verbrachten. Wahrscheinlich hat er mich so vor einer Verhaftung beschützt. (Der Name meines Schutzengels war B., er war ein leitender Angestellter der Allianz Versicherung.)
Am nächsten Morgen sah ich, wie zwei Männer mit Stöcken die Schaufenster eines Spielwaren-Geschäftes einschlugen. Ich lief in das Postamt an der Berrenrather Straße und berichtete, was ich gesehen hatte. Der Postbeamte rief die Polizei an und bekam gesagt, er sollte sich da raushalten. (...)
Zwei meiner Onkeln sind in der ‚Kristallnacht‘ verhaftet worden. Einer, Amtsgerichtsrat Wilhelm Cahn, ehemaliger Frontkämpfer, ist in Buchenwald so zerschlagen worden, weil er sich weigerte, zu sagen ‚Ich bin ein Judenschwein‘, dass er nach seiner Freilassung gestorben ist.“