Die deutsche Bevölkerung in Ostpreußen und Schlesien wurde vom Tempo des sowjetischen Vormarschs offenbar völlig überrascht, hatten die zuständigen Gauleiter bis dahin doch jede Gefahr in diese Richtung schlicht geleugnet und Vorbereitungen für eine Evakuierung strikt verboten. Ab dem 12. Januar versuchten daher hunderttausende zumeist völlig unvorbereiteter Zivilisten in endlosen Flüchtlingstrecks sich bei eisiger Kälte nach Westen durchzuschlagen.
Die Evakuierungsversuche von Soldaten und Flüchtlingen aus Ostpreußen und Danzig auf dem Seeweg durch die deutsche Kriegsmarine begannen am 23. Januar. Es war für die chaotische Situation und die verzweifelte Lage der Flüchtlinge wohl bezeichnend, dass die deutsche Reichsbahn am gleichen Tag den zivilen Schnell- und Eilzugverkehr wegen der durch die zahlreiche alliierten Luftangriffe verursachten Beschädigungen des Schienennetzes einstellte. Als sowjetischen Truppen dann am 26. des Monats der Vorstoß an die Ostseeküste gelang, wodurch die Landverbindung zwischen Ostpreußen und Pommern unterbrochen wurde, gestaltete sich die Lage der Flüchtlinge noch aussichtsloser. Immerhin gelangten bis Anfang Februar geschätzte 500.000 Menschen in den Westen.
Einen ersten grausamen Höhepunkt erlebte das Flüchtlingsdrama am 30. Januar, als der deutsche Passagierdampfer „Wilhelm Gustloff“ – einst stolzes KDF-Flaggschiff - in der Ostsee von einem sowjetischen Unterseeboot torpediert wurde und innerhalb einer Stunde sank. Von den rund 6.000 an Bord befindlichen Flüchtlingen kamen mehr als 5.000 ums Leben.
Kamen die sowjetischen Truppen für die Flüchtlinge zu früh, so erschienen sie zahlreiche Opfer des NS-Regime zu spät. Dessen Schwergen mordeten nämlich bis zum bitteren Ende. So evakuierten sie am 18. Januar 98.000 Häftlinge des Konzentrations- und Vernichtungslagers Auschwitz vor den heranrückenden sowjetischen Truppen und schickten sie auf einen Todesmarsch nach Westen. Es dauerte dann noch neun Tage, bis am 27. Januar die verbliebenen rund 7.600 Häftlinge in Auschwitz von der Roten Armee befreit wurden.
Dort wo der Krieg im Reichsgebiet noch nicht unmittelbar erfahrbar war, hofften wohl viele Menschen noch auf ein gutes Ende, hatte Adolf Hitler doch in seiner Neujahrsansprache unverändert an seiner völlig unrealistischen Sicht der Dinge festgehalten und die deutsche Bevölkerung unter anderem wissen lassen, dass ihn die Ereignisse des vergangenen Jahres gezwungen hätten, seine „ganze Aufmerksamkeit und Arbeitskraft der einzigen Aufgabe zu widmen, für ich seit vielen Jahren lebe: Dem Schicksalskampf meines Volkes.“ Daher legte er „gegenüber dem Allmächtigen das feierliche Gelöbnis“ ab, „dass wir treu und unerschütterlich unsere Pflicht auch im neuen Jahr erfüllen werden“, und zwar im „felsenfesten Glauben, dass die Stunde kommt, in der sich der Sieg endgültig dem zuneigen wird, der seiner würdig ist: dem Großdeutschen Reich!“
Am 6. Januar wurde daher zu einer „Volksopfer“-Sammlung aufgerufen, die der Ausrüstung des im September 1944 aufgestellten „Volkssturms“ mit Kleidungsstücken dienen sollte. An etwa 60.000 Annahmestellen sollte die deutsche Bevölkerung diese völlig unzureichend ausgerüsteten Verbände von Kindern und Greisen mit ihren Spenden unterstützen.
Am 30. Januar rief Hitler anlässlich der 12. Wiederkehr des Tags der NS-Machtübernahme das deutsche Volk über den Rundfunk zum entschlossenen Widerstand gegen die alliierten Streitkräfte auf und versprach erneut und unverdrossen den „Endsieg“ durch den Einsatz kriegsentscheidender „Wunderwaffen“. Im gleichen propagandistischen Tenor wurde am gleichen Tag in der noch von deutschen Truppen gehaltenen „Atlantikfestung“ La Rochelle in Frankreich der von Veit Harlan inszenierten Durchhaltefilm „Kolberg“ uraufgeführt.
Eigenartige Welt: Während fast überall noch harte Kämpfe tobten, erschien am 25. Januar mit den „Aachener Nachrichten“ die erste Zeitung in einer von Alliierten besetzten deutschen Stadt.