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Chronik und Quellen
1942
Mai 1942

Lagebericht der Gestapo-Litzmannstadt Mai 1942

Die Gestapo Litzmannstadt berichtete am 9. Juni 1942 Folgendes über die Situation im dortigen Getto im Mai 1942:

„Litzmannstadt, 9. Juni 1942

Juden

Im Hinblick auf das Judentum war die staatspolizeiliche Arbeit auf das nach Anweisung des Gauleiters zu schaffende Gaughetto in Litzmannstadt gerichtet. Nach Anweisung des Gauleiters sollten alle nichtarbeitsfähigen Juden evakuiert und die arbeitsfähigen des gesamten Gaus im Ghetto Litzmannstadt zusammengefaßt werden. Von hier aus sollen dann größere Mengen von Juden im Gaugebiet zu verschiedenen Arbeiten (Bahn- und Straßenbau) angesetzt und nach Beendigung der Arbeit wieder in das Ghetto zurückgeführt werden. Die im Ghetto verbleibenden Juden werden dort restlos zur Arbeit eingesetzt. Im Zuge der Bildung des Gaughettos erwies es sich zunächst als notwendig, Raum für die einzusiedelnden Juden zu schaffen. Zu diesem Zwecke wurde eine größere Anzahl nichtarbeitsfähiger Juden aus dem Ghetto evakuiert und dem Sonderkommando zugeführt. Von den polnischen Juden wurden seit dem 16.1.1942 insgesamt 44.152 ausgesiedelt. Von den aus dem Altreich, der Ostmark und dem Protektorat Böhmen und Mähren im Oktober 1941 eingewiesenen 19.848 Juden wurden 10.993 evakuiert, so daß nunmehr für zirka 55.000 Juden Platz im Ghetto geschaffen worden ist. Im Anschluß daran wurde nun dazu übergegangen, die Landkreise zu bereinigen. Es wurden zunächst aus dem Kreise Lentschütz rund 9.000 Juden evakuiert. Es verblieben nur 1.000 in Ozorkow, die dort dringend zur Durchführung von Wehrmachtsaufträgen benötigt werden. Der Kreis Lentschütz ist somit grundsätzlich als judenfrei anzusehen. Im weiteren Verlauf der Bereinigung der Landkreise wurde nunmehr der Landkreis Litzmannstadt in Angriff genommen. In diesem Kreise befanden sich Juden nur noch in Löwenstadt und Strickau. Aus Zweckmäßigkeitsgründen wurden zunächst sämtliche Juden aus Strickau nach Löwenstadt umgesiedelt. Von den nun im Ghetto Löwenstadt befindlichen Juden, etwa 6.000, werden rund 3.000 als nicht arbeitsfähig evakuiert, während der Rest, der aus Facharbeitern besteht, ins hiesige Ghetto überführt und bereits zur Arbeit angesetzt wurde. Als vorläufiger Abschluß der Bereinigung der Landkreise wurde die Stadt Pabianice von Juden gesäubert. Es wurden hier rund 3.200 Juden evakuiert, der Rest von 4.000 Juden in das hiesige Ghetto überführt.

Da den Juden des Bezirks natürlicherweise die Aussiedlung bekannt geworden war, versuchten sie, durch Verschiebungen von Vermögenswerten, Flucht in das Generalgouvernement und überhaupt weitestgehende Nichtbefolgung der behördlichen Anordnungen die Aussiedlung zu stören. Aus diesem Grunde wurden von hier aus beim RSHA schärfste Maßnahmen gegen die Juden beantragt und vom RF-SS mehrfach Exekutionen angeordnet. So wurden bisher insgesamt 95 Juden öffentlich gehängt. Diese Maßnahmen hatten zur Folge, daß der Jude das hiesige scharfe Durchgreifen erkannte und sich nunmehr im großen und ganzen allen Anordnungen ruhig fügte.“

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