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Chronik und Quellen
1942
Januar 1942

Bericht der Synagogen-Gemeinde Köln über die Umsiedlung der Kölner Juden ins Lager Müngersdorf

Am 6. Januar 1942 verschickte die Synagogen-Gemeinde Köln folgenden Bericht "über die Umsiedlung der Juden Kölns in das Fort V und das Barackenlager, Köln-Müngersdorf" an die Reichsvereinigung der Juden in Deutschland in Berlin-Charlottenburg:

"Köln, den 4. Januar 1942
Roonstrasse 50

An die Reichsvereinigung der Juden in Deutschland
Berlin-Charlottenburg 2
Kantstrasse 158

Bericht

Nachdem drei Evakuierungstransporte mit rund 3000 Juden von Köln nach Litzmannstadt und Riga abgegangen sind, haben wir in der vorangegangenen Woche Auftrag von der Geheimen Staatspolizeistelle in Köln erhalten, sämtliche Juden in das Fort V und das Barackenlager umzusiedeln und zwar sofort beginnend.

Es ist nochmals ausführlich das ganze Problem der Belegung des Forts und der Baracken besprochen worden. Die Räume im Fort mit ca. 36 qm. Flächeninhalt sollten mit 12 Personen pro Raum belegt werden. Zum Schluss war die Behörde damit einverstanden, dass jeder Raum nur mit 10 Personen pro Raum belegt werden sollte. Der Unterzeichner hat dann am anderen Tag nochmals auf die Überbelegung dieser Räume aufmerksam gemacht und hat erreicht, dass man sich mit einer Belegungsziffer von 8 Personen vorläufig einverstanden erklärt hat.

Die Baracken dagegen sollten mit 25 Personen je Raum bei 56 qm. Flächeninhalt belegt werden und zwar deshalb, weil sonst die Juden Kölns nicht alle untergebracht werden könnten. Nach reiflicher Überlegung ist dann folgender Vorschlag von der zuständigen Behörde gemacht worden.

Die Baracken werden mit 14 Personen je Raum belegt, so dass in den Baracken – 22 Baracken sind fertigstellt – 1232 Personen untergebracht werden können. Wenn im Fort 203 Personen untergebracht werden, sind sämtliche Räume belegt. Wir haben dann keine Möglichkeit, die später notwendigen Räume für die Verwaltung, die Kirchen, die Kantinen etc. einzurichten.

Weiter sollen in sämtlichen gemeindeeigenen Räumen Altersheime errichtet werden. Wir würden also zu folgender Verteilung kommen.

 

Baracken                                           1232 Personen
Fort                                                    203
Asyl ohne Krankenhaus                    450
Beethovenstrasse 16                       100
Sachsenring 85                                60
Salierring 48                                  120
Mauritiussteinweg 11                        80
Schule                                                75
Cäcilienstrasse                               80
Utrechterstrasse                              80
Rabensstraße                                 100
                                                       2580

Die in Mischehe lebenden Juden können wohnen bleiben. Es werden ca. 300 sein. Außerdem rechnen wir damit ca. 100 Todesfälle während der Umsiedlungsarbeiten und einem weiteren Abgang von 20-30 Personen durch Binnenwanderung, so dass sämtliche Juden Kölns zuzüglich 200 Personen, die lt. behördlicher Anweisung aus dem Regierungsbezirk hierher kommen sollen, untergebracht werden. Es sollen wöchentlich 80 Personen in die Baracken ziehen. Da wir damit rechnen müssen, mindestens 30 Personen wöchentlich in den Altersheimen unterbringen zu müssen, so müsste die Zahl der noch umzusiedelnden Juden wöchentlich ca. 110 Personen betragen. Hinzu kommen in den nächsten Wochen je 50 Personen aus dem Regierungsbezirk; also zusammen vorläufig 160 Personen.

12 Baracken sind fertiggestellt, weitere 10 sind unter Dach und wären kurzfristig fertigzustellen. Es fehlt das Wasser in den Baracken, nur einige Zapfstellen befinden sich auf dem Bauplatz. Außerdem ist der Bauplatz absolut noch nicht hergerichtet. Man versinkt augenblicklich in Schlamm. Die Arbeiten wurden noch nicht fortgeführt, bis von Ihnen wieder Geld zur Verfügung gestellt wird, da lt. Mitteilung der Stadtverwaltung der Betrag von RM. 400.000.- verbraucht ist. Wie uns berichtet wurde, hat man bei der Aufsichtsbehörde einen weiteren Betrag angefordert, wofür aber noch keine Zusage gekommen ist. Wahrscheinlich wird in diesen Tagen ein Beamter der Stadtverwaltung nach Berlin fahren, um diese Angelegenheiten an Ort und Stelle zu klären. Der Unterzeichner ist von verschiedenen städtischen Stellen für morgen zu einer Besprechung gebeten und wird Ihnen gegebenenfalls weiter Bericht erstatten.

Jüdische Kultusvereinigung
Synagogengemeine Köln e.V.
Siegfried Israel Bernhard"

 

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