Der Monat endete, wie er begonnen hatte mit Äußerungen Hitlers, die an Deutlichkeit kaum zu übertreffen waren und deutlich machten, was in den folgenden Monaten zu erwarten war. Man müsse „radikal handeln“, ließ er am 23. Januar im Rahmen eines seiner „Tischgespräche“ wissen und bemühte ein Bild aus der Medizin: „Wenn man einen Zahn zieht, tut man es mit einem Zug, und der Schmerz ist schnell vorbei.“ So gelte es auch die jüdische Bevölkerung, die „aus Europa heraus“ müsse, zu behandeln. Daran, dass das für die Betroffenen kein gutes Ende nehmen würde, ließ er keinen Zweifel: „Wenn sie auf der Reise die Rippen brechen, kann ich nichts machen. Aber wenn sie sich weigern, freiwillig zu gehen, sehe ich keinen anderen Weg als die Ausrottung.“
In seiner traditionellen Rede zum Jahrestag der NS-Machtübernahme wiederholte Hitler am 30. Januar im Berliner Sportpalast erneut den stetig wiederholten Topos: Schuld am Krieg sei „das ewige Judentum“, was letztlich nur eine Konsequenz haben könne. „Wir sind uns dabei im Klaren darüber, dass der Krieg nur damit enden kann, dass entweder die arischen Völker ausgerottet werden, oder dass das Judentum aus Europa verschwindet.“ Mit Bezug auf seine Rede vom 1. September 1939 hielt er weiterhin an seinem Ziel fest, nämlich „dass das Ergebnis dieses Krieges die Vernichtung des Judentums sein wird“.
Während die Grundsatzentscheidung in dieser Frage wohl schon im letzten Viertel des Vorjahres gefallen war, wurden im Januar 1942 die endgültigen organisatorischen Weichen zur Umsetzung der „Endlösung“ gestellt.Sechs Wochen nach Beginn der Deportationen hatte Reinhard Heydrich am 29. November 1941 einige Vertreter der wichtigsten Ministerien sowie der SS zu einer Besprechung zur Vorbereitung einer „Gesamtlösung der Judenfrage in Europa“ zum 9. Dezember nach Berlin eingeladen. Nachdem der Termin kurzfristig verschoben worden war, erneuerte er am 8. Januar 1942 seine Einladung zur später so genannten „Wannsee-Konferenz“, die nun am 20. Januar stattfand.
Das Konferenzprotokoll, von dem lediglich ein einziges Exemplar überliefert ist, basierte auf stenographischen Notizen, die Adolf Eichmann während der Sitzung gefertigt, anschließend ausgearbeitet und dann auf Anweisung Heydrichs mehrfach umformuliert hatte. In ihm wird in verschleiernd-bürokratischem Vokabular das Vorgehen beim künftigen Massenmord erörtert. Tatsächlich wurde wohl weitaus deutlicher und drastischer vom „Töten und Eliminieren und Vernichten“ und über die dabei erwarteten organisatorischen Schwierigkeiten gesprochen. Hinsichtlich des Hauptthemas, der Ermordung von elf Millionen Juden in Europa, gab es dabei keinerlei grundlegende Meinungsverschiedenheiten.
Nur elf Tage nach der Wannsee-Konferenz begann Adolf Eichmann am 31. Januar 1942 damit, die Deportationen neu zu regeln. Per „Schnellbrief“ teilte der den Staatspolizeileitstellen im Reichsgebiet mit, dass die bereits laufenden Deportationen den „Beginn der Endlösung der Judenfrage im Altreich, der Ostmark und im Protektorat Böhmen und Mähren“ darstellen würden, diese aufgrund von Transportschwierigkeiten und fehlender Aufnahmekapazitäten zunächst allerdings lediglich in „Teilaktionen“ durchgeführt werden könnte. Für eine genauere Planung verlangte er eine umgehende Aktualisierung der Statistik. Bis zum 9. Februar 1942 sollten ihm die Stapostellen melden, wie viele Jüdinnen und Juden in ihrem Zuständigkeitsgebiet für eine Deportation in Frage kommen würden.
Zeitgleich liefen bereits die Vorbereitungen zur Ausdehnung der Transporte. So wurde seitens der deutschen Besatzungsmacht in den Niederlanden seit dem 14. Januar zur Vorbereitung der Deportationen damit begonnen, die Juden aus den Dörfern und Kleinstädten zu verlegen und in Amsterdam zu konzentrieren. Staatenlose Jüdinnen und Juden wurden im Zuge dieser Maßnahme im KZ Westerbork interniert.
Am 26. Januar teilte Heinrich Himmler dem Chef der Inspektion der Konzentrationslager, Richard Glücks, mit, er beabsichtige, „von den Juden und Jüdinnen, die aus Deutschland ausgewandert werden, eine große Anzahl in die Lager“ zu schicken. Im Laufe der nächsten vier Wochen sei mit 100.000 Männern und bis zu 50.000 Frauen zu rechnen.
Nachdem im Oktober und November 1941 etwa 20.000 Juden aus dem gesamten Reichsgebiet und dem Protektorat sowie 5.000 sogenannte Zigeuner aus dem Burgenland zunächst zusätzlich zu den damals bereits rund 144.000 Insassen im Getto Litzmannstadt zusammengepfercht worden waren, begannen hier unter dem Vorwand eines Arbeitseinsatzes im Januar 1942 die Deportationen polnischer Gettobewohner nach Kulmhof, wo allein zwischen dem 12. und 29. Januar 10.103 von ihnen ermordet wurden. - Bis Ende Mai 1942 stieg deren Zahl auf geschätzt 55.000, darunter auch annähernd 20.000 aus dem Reichsgebiet nach Lizmannstadt deportierte Jüdinnen und Juden.