Bericht über Deportation aus Düsseldorf
Der Hauptmann der Düsseldorfer Schutzpolizei, Salitter, verfasste als Leiter des Transportkommandos der Gestapo Düsseldorf am 26. Dezember 1941 einen Bericht über die Deportation, die am 11. Dezember 1941 von Düsseldorf nach Riga durchgeführt wurde. Darin heißt es:
„Vertaulich!
Bericht über die Evakuierung von Juden nach Riga.
Transportbegleitung in Stärke von 1/15 vom 11.12.-17 . 12 . 1941 .
1.) Transportverlauf.
Der für den 11.12.1941 vorgesehene Judentransport umfaßte 1.007 Juden aus den Städten Duisburg, Krefeld, mehreren kleinen Städten und Landgemeinden des rhein.-westf. Industriegebietes. Düsseldorf war nur mit 19 Juden vertreten. Der Transport setzte sich aus Juden beiderlei Geschlechtes und verschiedenen Alters, vom Säugling bis zum Alter von 65 Jahren zusammen.
Die Ablassung des Transportes war für 9.30 Uhr vorgesehen, weshalb die Juden bereits ab 4.00 Uhr an der Verladerampe zur Verladung bereitgestellt waren. Die Reichsbahn konnte jedoch den Sonderzug, angeblich wegen Personalmangels, nicht so früh zusammenstellen, so daß mit der Einladung der Juden erst gegen 9.00 Uhr begonnen werden konnte. Das Einladen wurde, da die Reichsbahn auf eine möglichst fahrplanmäßige Ablassung des Zuges drängte, mit der größten Hast vorgenommen. Es war daher nicht verwunderlich, daß einzelne Wagen überladen waren. Dieser Umstand hat sich während des ganzen Transportes bis Riga nachteilig ausgewirkt, da einzelne Juden immer wieder versuchten, in weniger stark besetzte Wagen zu gelangen. Soweit Zeit zur Verfügung stand, habe ich dann auch in einigen Fällen, weil auch Mütter von ihren Kindern getrennt worden waren, Umbelegungen vorgenommen. Auf dem Wege vom Schlachthof zur Verladerampe hatte ein männlicher Jude versucht, Selbstmord durch Überfahren mittels der Straßenbahn zu verüben. Er wurde jedoch von der Auffangvorrichtung der Straßenbahn erfaßt und nur leichter verletzt. Er stellte sich anfänglich sterbend, wurde aber während der Fahrt bald sehr munter, als er merkte, daß er dem Schicksal der Evakuierung nicht entgehen konnte. Ebenfalls hatte sich eine ältere Jüdin unbemerkt von der Verladerampe, es regnete und war sehr dunkel, entfernt, sich in ein nahe liegendes Haus geflüchtet, entkleidet und auf ein Klosett gesetzt. Eine Putzfrau hatte sie jedoch bemerkt, so daß auch sie dem Transport wieder zugeführt werden konnte.
Die Verladung der Juden war gegen 10.15 Uhr beendet. Nach mehrmaligem Rangieren verließ der Zug dann gegen 10.15 Uhr den Güterbahnhof Düsseldorf-Derendorf in Richtung Wuppertal, also schon mit einer Verspätung von einer Stunde. Nach dem letzten Rangieren stellte ich fest, daß der Wagen des Begleitkommandos (2. Klasse) anstatt in die Mitte des Zuges am Ende der Personenwagen, also als 21. Wagen, einrangiert worden war. Hinter unserem Wagen befanden sich dann die 7 mit Gepäck beladenen Güterwagen. Die falsche Einrangierung des Begleitwagens hatte folgende Nachteile:
a) Der Dampfdruck erreichte infolge fehlerhafter Heizanlagen die hinteren Wagen nicht. Infolge der Kälte konnte die Kleidung der Posten nicht trocknen (fast während des ganzen Transportes regnete es) , so daß ich mit Ausfällen durch Erkrankung zu rechnen hatte.
b) Dem Transportführer ging die Übersicht über den Zug verloren. Wenn auch die mitgeführten Scheinwerfer gute Dienste leisteten, so hatten die Posten bei jedem Halten einen zu weiten Weg zur Aufsicht über die ersten Wagen zurückzulegen und oft Mühe, bei plötzlicher Abfahrt des Zuges noch den Wagen des Begleitkommandos zu erreichen. Außerdem versuchten die Juden immer wieder, sofort nach dem Halten in Bahnhofshallen mit dem reisenden Publikum in Verbindung zu treten, Post abzugeben oder sich Wasser holen zu lassen. Ich mußte mich daher entschließen, zwei Posten in einem Abteil des vorderen Personenwagens unterzubringen.
Meine diesbezüglichen Einwendungen auf dem Abgangsbahnhof Düsseldorf blieben unberücksichtigt, und der Zug wurde mit dem Bemerken abgelassen, daß infolge der Verspätung . . . eine Umrangierung . . . nicht mehr erfolgen könne. Die Umrangierung des Wagens könne auch unterwegs erfolgen.
Die Fahrt verlief dann planmäßig und berührte folgende Städte: Wuppertal, Hagen, Schwerte, Hamm. Gegen 18.00 Uhr wurde Hannover-Linden erreicht. Hier hatte der Zug einen Aufenthalt von fast einer Stunde. Ich ließ einem Teil der Juden etwas Wasser verabfolgen und erbat gleichzeitig die Umrangierung des Wagens. Eine Zusage wurde mir gegeben, jedoch war in letzter Minute keine Rangierlok. vorhanden. Der Bahnhof in Stendal sollte jedoch entsprechende Nachricht erhalten, damit meinem Wunsche dort entsprochen werden konnte. Die Fahrt führte dann bis zur Station Misterhorst. Hier wurde um 21.00 Uhr ein Achsenbrand am Wagen 12 festgestellt. Der Wagen mußte ausrangiert werden. Diese Aktion schien den schlafenden Juden durchaus nicht zu passen und gestaltete sich wegen unaufhörlichen Regens und Dunkelheit sowie mit Rücksicht darauf, daß der Zug außerhalb des Bahnhofs ohne Bahnsteig stand, anfänglich etwas schwierig, wurde aber mit entsprechendem Nachdruck dennoch sehr schnell durchgeführt. Bei der Umladung haben sich die mitgeführten Scheinwerfer sehr gut bewährt. Der Bahnhof Stendal wurde um 23.00 Uhr erreicht. Hier war Lok.-Wechsel, auch wurde ein leerer 3.-Klasse-Wagen an die Spitze des Zuges gesetzt. Aus Zweckmäßigkeitsgründen habe ich jedoch die Belegung des Wagens erst bei Tageslicht vornehmen lassen. Die Umrangierung des Begleitwagens war hier nicht möglich, da der Zug auf dem Hauptgeleise stand und sofort abgelassen werden mußte. Bahnhof Wustermark sollte jedoch die Nachricht erhalten, damit die Umrangierung dort erfolgen konnte.
Am 12.12. um 1.15 Uhr wurde Wustermark erreicht. Dieser Bahnhof wollte jedoch von Stendal keine Nachricht von der Umrangierung erhalten haben. So wurde ich von Bahnhof zu Bahnhof vertröstet, ohne daß meinem [...] Ersuchen entsprochen wurde. Um 3.30 Uhr hatte der Zug auf der Station Ber1in-Lichterfelde einen Aufenthalt von 1/2 Stunde. Hier lehnte die obere Zugleitung eine Umrangierung ohne Angabe der Gründe mit dem Bemerken ab, daß diese erfolgen werde, sofern es sich auf einem der nächsten Bahnhöfe ermöglichen läßt. Der Zug hatte bereits 155 Minuten Verspätung. Die Fahrt wurde dann über Küstrin, Kreuz, Schneidemühl, Pirchau fortgesetzt.
Um 10.00 Uhr habe ich dann vom Bahnhof Pirchau aus den Bahnhof Konitz verständigen lassen, daß der Zug dort etwa 1 Stunde Aufenthalt auf einem Nebengleis nehmen muß, um
a) den leeren Wagen mit Juden zu beladen,
b) die Versorgung der Juden mit Wasser vorzunehmen,
c) die Umrangierung des Begleitwagens zu veranlassen,
d) eine Erfrischung vom Roten Kreuz für die Begleitmannschaft [sic!] in Empfang zu nehmen.
Der Aufenthalt wurde mir gewährt. Kurz vor Konitz riß der Zug wegen seiner Überlastung auseinander. Auch zerriß das Heizungsrohr. Der Zug konnte jedoch behelfsmäßig repariert seine Fahrt bis Konitz fortsetzen. Um 11.10 Uhr wurde Konitz erreicht. Ich konnte mein Vorhaben bis auf die Umrangierung des eigenen Wagens durchführen. Anfänglich wurde mir diese zugesagt, dann erklärte mir der Stationsvorsteher, daß die Einrangierung [...] in der Mitte des Zuges wegen Fehlens einer Rangierlok. und der erforderlichen Gleise nicht durchführbar sei, er aber den Wagen nach vorn rangieren lassen werde. Hiermit war ich [...] einverstanden. Nach etwa 5 Minuten erschien er aber wieder und erklärte mir, daß er den Zug sofort wieder abfahren lassen müsse und ein Rangieren jetzt, es waren inzwischen 50 Minuten vergangen, nicht mehr möglich sei. Das Verhalten des Stationsvorstehers schien mir unverständlich, weswegen ich ihn in energischer Weise zur Rede stellte und mich beschwerdeführend an die zuständige Aufsichtsstelle wenden wollte. Er erklärte mir darauf, daß diese Stelle für mich nicht zu erreichen sei, er seine Anweisungen habe und den Zug sofort abfahren lassen müsse, weil 2 Gegenzüge zu erwarten seien. Er stellte sogar das Ansinnen an mich, einen Wagen inmitten des Zuges von Juden zu räumen, ihn mit meinem Kdo. zu belegen und die Juden im Begleitwagen 2. Klasse unterzubringen. Es erscheint angebracht, diesem Bahnbediensteten von maßgebender Stelle einmal klar zu machen, daß er Angehörige der Deutschen Polizei anders zu behandeln hat als Juden. Ich hatte den Eindruck, als ob es sich bei ihm um einen [...] Volksgenossen handelt, die immer noch von den „armen Juden" zu sprechen pflegen und denen der Begriff „Jude" völlig fremd ist. Dieser Bahnbeamte brachte es sogar fertig, den Zug, den ich für 2 Minuten verlassen mußte, um mir auf der Station des Roten Kreuzes einen Fremdkörper aus dem Auge entfernen zu lassen, führerlos abfahren zu lassen. Nur dem Eingreifen eines meiner Posten war es zu verdanken, daß der Lok.-Führer nach dem Anfahren noch einmal hielt und ich den Zug so noch mit Mühe erreichen konnte. Seine Behauptung, daß Gegenzüge zu erwarten seien, stellte sich als eine fadenscheinige Begründung seines Verhaltens heraus, denn es ist dem Transport [...] weder ein Gegenzug begegnet, noch sind wir von einem Zug auf einer anderen Haltestation überholt worden.
Die den Transport seit Pirchau begleitenden Bahnbeamten (ein Zugführer und ein Schaffner) konnten das Verhalten des Bahnhofsbeamten in Konitz nicht begreifen. Ihrer Meinung nach als Fachleute wäre die Umrangierung bei einem Aufenthalt von 1 Stunde [...] ohne weiteres möglich gewesen, wenn nur der gute Wille da gewesen wäre. Sie hatten sich ihm beide zur Hilfeleistung beim Rangieren zur Verfügung gestellt und den Begleitwagen bereits abgekoppelt. Um 12.10 Uhr verließ der Zug den Bahnhof Konitz. Die Fahrt führte dann weiter über Dirschau, Marienburg, Elbing nach Königsberg (Pr.). Hier wurde der Zug von 20.12 bis 22.00 Uhr hin- und herrangiert, ohne daß der Begleitwagen umrangiert wurde. Auf diesem Bahnhof erreichte mich die Meldung, daß im Wagen 17 ein Kind im Sterben sei . Nach näherer Feststellung durch die begleitende jüdische Ärztin hatte es ein 14jähriges Mädchen mit Herzbeschwerden gelegentlich der Periode zu tun. Um 22.10 Uhr (13.12.) wurde die Fahrt fortgesetzt. Kurz vor Insterburg riß der Zug abermals auseinander. Beide Teile des Zuges mußten zur Station Insterburg geschleppt werden, wo der beschädigte Wagen 15 ausgewechselt und die Juden in den neu bereitgestellten Wagen umgeladen wurden. Um 1.50 Uhr ging es weiter nach Tilsit. Auf dieser Station [...] wurde auf meine erneute Bitte hin in Insterburg der Wagen des Begleitkdos. nach vorn rangiert und erhielt endlich Heizung. Die Wärme wurde von der Begleitmannschaft sehr wohltuend empfunden, da die Uniformen der Posten [...] völlig durchnäßt [waren] und nunmehr getrocknet werden konnten. Um 5.15 Uhr wurde die Grenzstation Laugszargen und nach 15 Minuten die litauische Station Tauroggen erreicht. Von hier aus sollte die Fahrt bis Riga nur noch 14 Stunden betragen. Infolge des eingleisigen Bahngeländes und der Zweitrangigkeit des Zuges in der Abfertigung gab es auf den Bahnhöfen oft lange Verzögerungen in der Weiterfahrt. Auf dem Bahnhof Schaulen (1.12 Uhr) wurde die Begleitmannschaft von Schwestern des Roten Kreuzes ausreichend und gut verpflegt. Es wurde Graupensuppe mit Rindfleisch verabfolgt. In Schaulen wurde in allen Judenwagen durch litauisches Eisenbahnpersonal die Lichtzufuhr abgestellt. Auf dem nächsten Bahnhof hatte ich Gelegenheit, die Juden letztmalig aus einem in der Nähe liegenden Brunnen Wasser fassen zu lassen. [...]
Um 19.30 Uhr wurde Mitau (Lettland) erreicht. Hier machte sich schon eine erheblich kühlere Temperatur bemerkbar. Es setzte Schneetreiben mit anschließendem Frost ein. Die Ankunft in Riga erfolgte um 21.50 Uhr, wo der Zug auf dem Bahnhof 1 ½ Stunden festgehalten wurde.
Hier stellte ich fest, daß die Juden nicht für das Rigaer Ghetto bestimmt waren, sondern im Ghetto Skirotawa, 8 km nordwärts von Riga, untergebracht werden sollten. Am 13.12., um 23.35 Uhr, erreichte der Zug nach vielem Hin- und Herrangieren die Militärrampe auf dem Bahnhof Skirotawa. Der Zug blieb unbeheizt stehen. Die Außentemperatur betrug bereits 12° unter Null. Da ein Übernahmekommando der Stapo nicht zur Stelle war, wurde die Bewachung des Zuges vorläufig von meinen Männern weiter durchgeführt. Die Übergabe des Zuges erfolgte alsdann um 1.45 Uhr, gleichzeitig wurde die Bewachung von 6 lettischen Polizeimännern übernommen. Da es bereits nach Mitternacht war, Dunkelheit herrschte und die Verladerampe stark vereist war, sollte die Ausladung und die Überführung der Juden in das noch zwei Kilometer entfernt liegende Sammelghetto erst am Sonntag früh beim Hellwerden erfolgen. Mein Begleitkdo. wurde durch 2 vom Kdo. d[er] Sch[utzpolizei] bereitgestellte Pol.-Streifenwagen nach Riga gebracht und bezog dort gegen 3.00 Uhr Nachtquartier. Ich selbst erhielt Unterkunft im Gästehaus des Höh. SS- und Pol .-Führers. [...]
2. Aufenthalt in Riga
Mit Rücksicht auf die [...] durchnäßte und verschmutzte Bekleidung, der Waffen und des Geräts setzte ich für den 14.12. von 13 - 16.00 Uhr Waffenreinigen und Instandsetzen der Bekleidung und Ausrüstung an. [...] Den Rückmarsch des Begleitkdos. mußte ich auf den 15.12. um 15.01 Uhr festsetzen, da täglich nur dieser eine Zug von Riga nach Tilsit für Wehrmachtsangehörige verkehrt und ich die mitgeführten RM 50.000,-- Judengelder dem Geldverwalter der Stapo am 15.12. früh noch zu übergeben hatte. [...]
Riga umfaßt etwa 360.000 Einwohner, darunter befanden sich etwa 35.000 Juden. Die Juden waren in der Geschäftswelt wie überall führend. Ihre Geschäfte sind sogleich nach dem Einmarsch der deutschen Truppen geschlossen und beschlagnahmt worden. Die Juden selbst wurden in einem durch Stacheldraht abgeschlossenen Ghetto an der Düna untergebracht. Z. Zt. sollen sich in diesem Ghetto nur 2.500 männliche Juden, die alle als Arbeitskräfte verwendet werden, befinden. Die übrigen Juden sind einer anderen zweckentsprechenden Verwendung zugeführt bzw. von den Letten erschossen worden.
Riga ist städtebaulich eine sehr schöne Stadt, die sich mit jeder Stadt des Reiches messen kann. [...] Das lettische Volk ist, soweit ich beobachten konnte, deutschfreundlich und spricht auch zum großen Teil deutsch. [...] Ihr Haß gilt insbesondere den Juden. Sie haben sich daher vom Zeitpunkt der Befreiung bis jetzt auch sehr ausgiebig an der Ausrottung dieser Parasiten beteiligt. Es erscheint ihnen aber, was ich besonders beim lettischen Eisenbahnpersonal feststellen konnte, unverständlich, weshalb Deutschland die Juden nach Lettland bringt und sie nicht im eigenen Lande ausrottet. [...]
3.) Rückmarsch des Begleitkommandos.
[Die Fahrt dauerte vom 15.12. 15.01 Uhr bis zum 17.12. 13.00 Uhr.] Die gesamte Rückfahrzeit [...] betrug 46 Stunden, während für die Hinfahrt mit dem Sonderzug 61 Stunden benötigt wurden.
4.) Erfahrungen.
a) Die mitgegebene Verpflegung war gut und ausreichend.
b) Die Mitnahme von 2 Decken, Kochgeschirren, Petroleumkocher, warmer Kleidung, Postenpelzen und Filzstiefeln kam den Männern sehr zustatten und ist auch für künftige Transporte wünschenswert.
c) Die Bewaffnung mit Pistolen und Karabinern war ausreichend, da in Litauen und Lettland Überfälle von Partisanen nicht zu befürchten sind. Dagegen ist die Bewaffnung des Begleitkds. mit M.P.s , MGs. oder Handgranaten erforderlich, wenn Transporte nach Städten geleitet werden, die im ehemals russischen Gebiet liegen.
d) Die beiden Handscheinwerfer haben sich gut bewährt. Ihre Mitnahme halte ich [...] für unbedingt erforderlich. Ihre Anwendung habe ich vom Zug aus vornehmen lassen, da sie für die Posten selbst sehr hinderlich waren und einen etwaigen Gebrauch der Schußwaffe in Frage stellten. Ebenso ist die Ausrüstung der Männer mit Taschenlampen, Ersatzbatterien sowie die Mitnahme von Kerzen als Notbeleuchtung nach wie vor erforderlich.
e) Die Unterstützung durch das Rote Kreuz muß ich lobend erwähnen. In bezug auf die Verabreichung von Erfrischungen ist dem Kdo. von den in Anspruch genommenen Stationen jede nur erdenkliche Unterstützung zuteil geworden.
f) Zur Verabfolgung von Trinkwasser für die Juden ist es unbedingt erforderlich, daß die Gestapo mit der Reichsbahn für je 1 Tag des Transportes eine Stunde Aufenthalt auf einem geeigneten Bahnhof des Reichsgebiets vereinbart. Es hat sich herausgestellt, daß die Reichsbahn wegen des festgelegten Fahrplans nur mit Widerwillen auf entsprechende Wünsche des Transportführers eingeht. Die Juden sind gewöhnlich vor Abgang des Transportes 14 Stunden und länger unterwegs und haben die mitgenommenen Getränke vor der Abfahrt bereits aufgebraucht. Bei einer Nichtversorgung mit Wasser versuchen sie dann, trotz Verbot, bei jeder sich bietenden Gelegenheit aus dem Zuge zu gelangen, um sich Wasser zu holen oder holen zu lassen.
g) Es ist ferner dringend erforderlich, daß die Reichsbahn die Züge rechtzeitig, mindestens 3 bis 4 Stunden vor der festgesetzten Abfahrtszeit bereitstellt, damit die Einladung der Juden und ihres Gepäcks geordnet erfolgen kann.
Vor allem ist [...] zu vereinbaren, daß der gestellte Wagen für das Begleitkdo. (2. Klasse) [...] in die Mitte des Zuges einrangiert wird (was wegen der sicheren Überwachung dringend notwendig ist) . [...] Bei starker Kälte ist darauf zu achten, daß die Beheizungsanlagen des Zuges in Ordnung sind.
5.) Die gestellten Männer des Begleitkommandos haben zu nennenswerten Klagen keinen Anlaß gegeben. Abgesehen davon, daß ich einzelne von ihnen zu schärferem Vorgehen gegen die Juden, die meine erlassenen Verbote zu übertreten glaubten [sic!], anhalten mußte, haben sich alle sehr gut geführt und ihren Dienst einwandfrei versehen. Krankmeldungen oder Zwischenfälle sind nicht vorgekommen.“