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Chronik und Quellen
1937
Oktober 1937

Bericht der NSDAP aus Wiesbaden

Am 7. Oktober erstattet der Kreispropagandaleiter der NSDAP Wiesbaden folgenden „Bericht über die Lage der Juden in Deutschland“:

1. Wie ist die wirtschaftliche Lage der Juden?

Die wirtschaftliche Lage der Juden wird als nicht ungünstig bezeichnet, im Kreis Wiesbaden gibt es immer noch eine Anzahl jüdischer Geschäfte, deren Geschäftsgang als durchaus zufriedenstellend bezeichnet werden kann. Weiterhin sind hier noch verschiedene jüdische Lebensmittelhandlungen vorhanden, die in der Hauptsache auf dem flachen, und dies oft in katholischen Gebieten, gute Umsätze zu verzeichnen haben. Im ganzen gesehen, darf man feststellen, daß in Wiesbaden jüdische Geschäfte, wie auch jüdische Rechtsanwälte in durchaus guten wirtschaftlichen Verhältnissen leben.

2. Wie stark ist der jüdische Einfluß in der Wirtschaft?

Auf wirtschaftlichem Gebiet sind einige größere Industrieunternehmen in jüdischem Besitz, die, wie uns mitgeteilt wird, ihre Umsätze in den letzten Jahren steigern konnten. Dies sind z.B. die Lyssia-Werke, Rossel und Schwarz u. Comp. AG, Steinberg und Vorsanger. Im allgemeinen jedoch ist der jüdische Einfluß auf wirtschaftlichem Gebiet sehr zurückgegangen.

3. Wie stark ist die jüdische Beteiligung bei Staatsaufträgen?

Staatsaufträge sind meines Wissens an jüdische Unternehmen nicht verteilt worden.

4. Wie ist das Benehmen der Juden? Auf welche Weise versuchen sie sich zu tarnen?

a) Im allgemeinen benehmen sich die Juden in Wiesbaden sehr zurückhaltend. Dadurch, daß viele Juden als Kurgäste hier in Wiesbaden weilen sind zeitweise die Cafes von Juden gut besucht.

b) Die Frage der Tarnung von der geschäftlichen Seite aus gesehen, ist in den meisten Fällen nur bei jüdischen Abzahlungsgeschäften aufgetreten. Dieselben beschäftigen arische Vertreter bzw. selbständige arische Kaufleute. Die Arbeitsweise dieser jüdischen Abzahlungsgeschäfte erfolgt so geschickt, daß beim Kaufabschluß von den Käufern meistenteils nicht festgestellt werden kann, daß es sich um jüdische Unternehmen handelt. Die vorgeschobenen arischen Kaufleute, die als Vertreter arbeiten, können ja auch die Frage nach ihrer Abstammung in aller Seelenruhe mit ja beantworten. Der vorgeschobene Arier zitiert dann die Forderung sofort an den Juden, der somit als Gläubiger auftritt. Auf diese Art und Weise ist es vorgekommen, daß sogar Parteigenossen hierbei hereingefallen sind.

5) Gibt es im dortigen Kreis noch anerkannte jüdische Organisationen und wie arbeiten sie?

Es bestehen folgende jüdische Organisationen:

1) Jüdischer Kulturbund .
2) Jüdisches Hörhaus.
3) Jüdische Winterhilfe

Außerdem bestehen noch 20-30 jüdische Vereine . Allerdings kleinsten Umfanges mit einer Mitgliederzahl von 15-20 Personen. Die Tätigkeit der genannten Organisationen und Vereine ist im allgemeinen sehr gering.

6) In welchem Ausmaß betätigen sich Juden als Angehörige illegaler staatsfeindlicher Organisationen?

Keine Wahrnehmungen gemacht.

7) In welchem Ausmaß betätigen sich Juden als Träger einer staatsfeindlichen Propaganda?

Zu dieser Frage kann sehr schlecht Stellung genommen werden, da nach außen hin nichts bekannt geworden ist, es aber als selbstverständlich angenommen wird, daß eine derartige Flüsterpropaganda betrieben wird.

8) Wie werden die Rassegesetze von den Juden verfolgt?

Es sind kaum Übertritte gegen das Gesetz vorgekommen.

9) Wie stark ist die Rückwanderung emigrierter Juden?

Es ist im Ortsgebiet nicht bekannt, daß emigrierte Juden wieder hierher zurückgekehrt sind.

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