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Chronik und Quellen
1937
September 1937

Der Regierungspräsident berichtet aus Ansbach

Der Regierungspräsident Ober- und Mittelfranken erstattet am 6. Oktober 1937 folgenden Bericht für September 1937:

1) In Nürnberg wurden am 15. September die polnischen Juden Goldberg und Widelec festgenommen. Die beiden sind Mitglieder der polnischen-kommunistischen Partei. Am 10. April 1937 fuhren sie mit dem Kurierzug Warschau-Nürnberg-Paris in der Absicht, sich nach Spanien zu begeben und dort als Freiwillige auf seiten der Bolschewisten zu kämpfen. Sie wurden in Nürnberg festgehalten, weil sie weder eine Fahrkarte noch einen Reisepaß hatten.

2) Aus dem Bezirk Gunzenhausen wird berichtet, daß bei besonderen Anlässen, wie Kirchweih und Jahrmarkt, die Landleute noch viel bei den Juden kaufen, wobei manche die rückwärtigen Hauseingänge benützen. Ein Jude eiferte die vorbeigehenden Bauern von der Ladentüre aus zum Kaufe an. Mit Vieh- und Hopfenhandel machen die Juden noch gute Geschäfte.

Dagegen wandern im Bezirk Hilpoltstein die Juden allmählich ab, weil sie dort keine Geschäfte mehr machen können.

3) Der in Schwabach wohnhaft gewesene Jude, Fabrikbesitzer und [...] [N.N.a] ist mit seiner Frau nach Prag geflüchtet. Gegen den Juden ist bei der Kriminalpolizei in Schwabach Anzeige wegen Rassenschande erstattet worden. Außerdem werden von der Zollfahndungsstelle Nürnberg Untersuchungen wegen vermuteter Zuwiderhandlungen gegen die Devisenvorschriften durchgeführt. [N.N.a] ist Besitzer des [...] Werkes [...] das z.Zt. von den Angestellten in unveränderter Form weitergeführt wird.

4) In Bamberg wurde am 25. September der jüdische Reisevertreter [N.N.b] aus Krefeld festgenommen. Er war tags zuvor mit einer geschiedenen Frau namens [N.N.c] aus Meiningen in Bamberg eingetroffen und hatte im Hotel Bamberger Hof mit ihr genächtigt und Rassenschande getrieben.

5) Das Landgericht Nürnberg-Fürth verurteilte wegen Rassenschande den jüdischen Mischling [N.N.d] aus Essen zu 5 Jahren Zuchthaus, den Juden [N.N.e] zu 2 Jahren 3 Monaten, den Juden [N.N.f] zu 5 Jahren Zuchthaus.

6) Wegen Vergehens gegen das Gesetz über das Schlachten von Tieren vom 21.4.1933 bezw. Nichtanmeldung des Gewerbebetriebes wurden am 16.9.1937 die beiden Juden Ansbacher Simon, Schlächter und Oppenheimer Albert, Geflügelhändler, beide in Nürnberg, festgenommen und unter Strafanzeigeerstattung dem Untersuchungsrichter überstellt. Beide haben in Nürnberg laufend größere Mengen Geflügel geschächtet und an Rassegenossen verkauft. Bei Durchsuchung des Lagerplatzes des Oppenheimer wurde eine größere Anzahl bereits geschächteten und noch lebenden Geflügels vorgefunden. Das Geflügel wurde beschlagnahmt und dem regulären Handel zugeführt, der Erlös sichergestellt.

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