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Chronik und Quellen
1937
Juli 1937

Bericht des SD-Hauptamtes II 112

Am 1. August 1937 gibt das SD-Hauptamt II 112 in Berlin folgenden Bericht über „Juden in Ostpreußen“ für Juli 1937 ab:

Vorweg ist zu sagen, daß das Judentum Ostpreußens rein zahlenmäßig weitaus geringer ist als sein Anteil im übrigen Reichsgebiet.

Nach der Volkszählung von 1933 lebten in Ostpreußen insgesamt 8.838 Glaubensjuden, deren Anzahl sich jedoch bis heute nicht unwesentlich verringert haben dürfte. Der prozentuale Anteil an der Gesamtbevölkerung beträgt demnach 0,38%, wovon wiederum mehr als die Hälfte in den Städten ansässig ist. In Königsberg, Allersein und Tilsit machen die Juden annähernd 1% der deutschen Bevölkerung aus.

In den letzten Jahren macht sich eine sehr starke Abwanderung der Juden Ostpreußens ins Reich und ins Ausland bemerkbar. So nahm beispielsweise die jüdische Gemeinde Königsberg im Jahre 1936 um ca. 500 Mitglieder ab.

Die wirtschaftliche Struktur der dortigen Juden erstreckt sich hauptsächlich auf den Viehhandel und den Handel mit landwirtschaftlichen Produkten.

Für die SD-mäßige Bearbeitung interessiert vor allem die Verbindung der Juden in Ostpreußen zu den Baltenstaaten und zu Polen.

Gleichzeitig verdient das Zusammenleben der Juden mit der katholischen Bevölkerung (...land!) Beachtung.

Daneben ist die Feststellung wichtig, welche Länder insbesondere für die Auswanderung der dortigen Juden bevorzugt werden und welchem Maße hierbei Danzig eine Rolle spielt.

Ein überaus wichtiger Punkt für die Bearbeitung des Judentums im Oberabschnitt Nord-Ost ist in erster Linie Danzig.

Die neuesten Erhebungen lassen erkennen, daß der Freistaat Danzig allmählich ein Eldorado jüdischer Emigranten wird.

Nach einer hier vorliegenden Angabe sind in Danzig 2,4% der Bevölkerung oder 9.200 Glaubensjuden. Diese Zahl ist aber sicherlich heute schon wesentlich überschritten.

Beachtenswert ist hier insbesondere, daß in Danzig keine Ariergesetzgebung besteht, da deren Einführung bis heute durch den vom Völkerbund geschaffenen Status undurchführbar war.

In SD-mäßiger Beziehung bietet so Danzig, speziell im Judentum noch ein ungeheures Arbeitsgebiet.

Aufgabe des UA -Danzig wird es zunächst sein, neben der laufenden Registrierung der jüdischen Ab- bzw. Durchwanderer, eine einwandfreie Kartei der dort vorhandenen Juden aufzustellen. Gleichzeitig verlangen die vom Judentum Danzigs nach Polen und anderen Ländern laufenden Fäden eingehendste Beobachtung, was natürlich wiederum eine gute personelle Besetzung des UA -Referats voraussetzt.

Speziell in Danzig wäre es möglich, bei intensivster Bearbeitung des Sachgebietes internationale Verknüpfungen des Judentums zu ermitteln und nachzuweisen.

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