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Chronik und Quellen
1937
Juni 1937

Der Regierungspräsident berichtet aus Speyer

Der Regierungspräsident der Pfalz erstattet am 6. Juli 1937 folgenden Bericht für Juni 1937:

Auch im Berichtsmonat sind wieder einige Auswanderungen zu verzeichnen. Die Judenfamilie Mane aus Geinsheim (Bezirksamt Neustadt an der Weinstraße) hat sich nach Nordamerika begeben.

Wegen sittlicher Verfehlungen an einem elfjährigen arischen Mädchen wurde der 31 Jahre alte ledige Kaufmann [N.N.a] aus Pirmasens festgenommen. Der jüdische Wüstling war erst zu Anfang des Jahres aus dem Gefängnis entlassen worden.

Der 25 Jahre alte jüdische Vertreter [N.N.b] aus Wallhalben (Bez. Amt Pirmasens) wurde vom Schöffengericht Pirmasens wegen eines fortgesetzten Verbrechens der Untreue zu einer Gefängnisstrafe von sechs Monaten und einer Geldstrafe von 500 RM, ersatzweise einer weiteren Gefängnisstrafe von 50 Tagen verurteilt, weil er mit seinem inzwischen nach Amerika ausgewanderten Bruder für ihre Auftragsfirma, die Kautabakfabrik [N.N.c] einkassierte Gelder unterschlagen und für sich verbraucht hatte.

Auch im Berichtsmonat wurden wieder verschiedene Beschwerden jüdischer Paßbewerber gegen Versagungsentscheidungen der Bezirkspolizeibehörden abschlägig verbeschieden [sic]. Es werden von Juden auffallend häufig Pässe zu Erholungsreisen in die Schweiz begehrt. Dabei wird oft vorgebracht, daß die Krankheiten der Paßbewerber nur in gewissen Bädern der Schweiz geheilt werden könnten. In einem Fall soll auch einmal vorgebracht worden sein, den Juden seien deutsche Bäder verschlossen, sie müßten also im Ausland Kuraufenthalt nehmen.

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