Die Sopade berichtet
In der Juli-Ausgabe 1937 heißt es in den „Deutschland-Berichten“ der Sopade:
Der Terror gegen die Juden
Der antisemitische Terror hat sich während der Berichtszeit weiter verschärft. Ämter, Parteistellen, Gerichte und Polizei wetteifern darin, die wehrlosen Juden zu verfolgen und zu quälen. Läßt irgendeine Amtsstelle auch nur ein wenig Milde walten, so fährt sofort die Parteipresse dazwischen - mit dem „Stürmer“ an der Spitze - und prangert die lässigen Richter, Beamten und Volksgenossen an.
Die Annahme, Deutschland wolle „alle Juden loswerden“, bestätigt sich indes nicht mehr lückenlos. Wohl wird die jüdische Auswanderung im allgemeinen recht gern gesehen, sofern der weitaus größte Teil des Vermögens zurückbleibt. Vom 1. Februar 1933 bis zum 31. Dezember 1936 haben etwa 110 000 Juden Deutschland verlassen, gleichzeitig erfolgte eine natürliche Abnahme der jüdischen Bevölkerung im Lande, so daß in diesen vier Jahren die Zahl der Juden in Deutschland von 517 000 auf 390 000, d. h. um etwa ein Viertel zurückgegangen ist. In den Jahren 1934 bis 1936 vereinnahmte das Reich 153,3 Millionen Mark Fluchtsteuern, die fast ausschließlich aus jüdischem Vermögen stammen. Aus Vermögen übrigens, das nach Zahlung der Fluchtsteuer nur zu einem Bruchteil ins Ausland verbracht werden konnte, denn die Steuerschuld entsteht nicht aus der Übertragung von Vermögen, sondern schon aus der Verlegung des Wohnsitzes ins Ausland, und die Transferierungsmöglichkeiten sind seit Jahren sehr beschränkt.
Aber der Kräftemangel in gewissen Berufszweigen bringt es mit sich, daß man sich auch die jüdischen Qualitätsleistungen für den „Ernstfall“ zu sichern sucht. Jüdischen Facharbeitern, jüdischen Technikern und Ärzten wird - wie verschiedene Berichterstatter melden - immer häufiger die Ausreisebewilligung verweigert. Und zwar mit der Begründung, sie würden „noch gebraucht werden“. So wird berichtet:
Mitteldeutschland: Hier arbeiteten in einem größeren Werk bis vor kurzem zwei jüdische Techniker. Sie wurden auf Grund der Treibereien einiger Nazi-Vertrauensleute entlassen. Einer der beiden wollte ins Ausland gehen. Auf der Polizei wurde ihm der Paß verweigert. „Ein Techniker findet in Deutschland immer Arbeit.“ In Wahrheit hat der Mann bis jetzt keine Arbeit bekommen, von deren Ertrag er einigermaßen auskömmlich leben könnte.
Sachsen: In X. praktiziert ein jüdischer Arzt, der in seinem Fach sehr tüchtig ist. Die Nazis verlangten, daß dieser Arzt verschwinde. Der Major einer hiesigen Reichswehrabteilung hat dies jedoch verhindert. Er verlangte, daß der jüdische Arzt durch eine gleichwertige Kraft ersetzt werde. Bis heute ist ein Ersatz von den Nazis noch nicht gestellt worden.
Berlin: Interessant ist, daß im Gegensatz zur sonstigen Verschärfung des Terrors gegen die Juden jüdische Ärzte ziemlich unbehelligt bleiben. Ihre Einnahmen und Ausgaben werden nur sehr genau daraufhin kontrolliert, ob nichts ins Ausland geht. Es wird ihnen nicht erlaubt, auszuwandern. Der Grund ist, daß ein Mangel an Stabsärzten eingetreten ist. Die Wehrmacht verlangt, daß keine Ärzte aus Deutschland herausgelassen werden.
Auch hier begnügen sich die amtlichen Stellen damit, die Reserve-Juden im Lande festzuhalten, sehen sich aber nicht veranlaßt, ihnen das Leben im Lande erträglicher zu machen. So heißt es z. B. in einem weiteren Bericht aus Berlin:
Die jüdischen Ärzte sind, soweit sie Frontkämpfer waren, auf Grund der Gesetze noch zur Krankenkassenpraxis zugelassen. Die Krankenkassen lassen aber nichts unversucht, um die Patienten von ihnen fernzuhalten. Wenn ein Krankenkassenpatient zur Krankenkasse kommt, um sich einen Krankenschein zu holen, wird er gefragt, von welchem Arzt er sich behandeln lassen will. Nennt er einen jüdischen Arzt, der noch zur Krankenkassenpraxis zugelassen ist, so versucht der Krankenkassenbeamte regelmäßig, den Kranken durch abfällige Bemerkungen dazu zu bewegen, sich lieber von einem arischen Arzt behandeln zu lassen. Vor einiger Zeit ist in einem Erlaß gegen diese Praxis Stellung genommen worden, aber die Beamten kehren sich einfach nicht daran.
Die Deutsche Arbeitsfront gewährt jedem Mitglied für jeden Tag der Krankheit eine Unterstützung von 25 Pfg. Diese Unterstützung fällt automatisch fort, wenn sich der Kranke von einem jüdischen Arzt behandeln läßt.
Die Hauptrolle im antisemitischen Betrieb spielt nach wie vor Julius Streicher. Sein Wochenblatt „Der Stürmer“ wird immer häufiger vor allem an Schulen und Postämtern angeschlagen.
Wer es noch wagt, einem Juden eine Freundlichkeit zu erweisen, der riskiert, seinen Namen in der Stürmerrubrik: „Was das Volk nicht verstehen kann“ wiederzufinden und so an Tausenden von Straßenecken in Deutschland angeprangert zu werden.
Wir geben ein paar besonders bezeichnende Notizen aus dieser ständigen Rubrik wieder: [Kaum lesbar.]
Die wirtschaftliche Verdrängung der Juden geht ununterbrochen weiter. So gingen in der Berichtszeit u. a. folgende größere Firmen in arische Hände über:
Der Restaurationsbetrieb Kempinski, Berlin, mit allen dazugehörigen Restaurationsbetrieben, der Verlag S. Fischer, Berlin (die Familie Fischer ist seit dem 1. Januar 1937 vollkommen aus dem Verlag ausgeschieden), das Warenhaus Gebrüder Barasch, Breslau (jetzt Karstadt-Konzern), die Zigarrenfabrik Loeser & Wolff, Elbing (eine der größten Zigarrenfabriken Europas), die Schuhfabrik Herz, Offenbach a. M. (eine der größten deutschen Schuhfabriken).
Den größten Umfang haben nach wie vor die judenfeindlichen Maßnahmen der Behörden, der NSDAP und anderer öffentlicher Institutionen. Wir stellen aus Maßnahmen dieser Art innerhalb der Berichtszeit folgende - unvollständige - Liste zusammen:
Der Reichserziehungsminister hat eine Zusammenfassung der Richtlinien über die Rechtsstellung der Juden im deutschen Schulwesen gegeben. Wo jüdische Privatschulen und öffentliche Schulen für Juden fehlen, besuchen die jüdischen Kinder den Pflichtunterricht der allgemeinen öffentlichen Schulen. Es sollen aber nach Möglichkeit besondere Schulen oder wenigstens Judenklassen eingerichtet werden. In den Wahlschulen (mittlere, höhere Schulen und Fachschulen) können - neben jüdischen Frontkämpferkindern - 1,5 Prozent jüdische Schüler zugelassen werden. Jüdische Mischlinge besuchen grundsätzlich die allgemeinen Schulen. Zur Reifeprüfung als Nichtschüler und zu den sprachlichen Ergänzungsprüfungen sind wie bisher jüdische Bewerber deutscher Staatsangehörigkeit nicht zuzulassen. Soweit an jüdischen höheren Schulen Reifeprüfung abgehalten werden, sind die Abgangszeugnisse ausdrücklich als Zeugnisse jüdischer höherer Schulen zu kennzeichnen.
Juden können nicht Lehrer oder Erzieher deutscher Jugend sein. Auch jüdische Mischlinge sind künftig für den Beruf eines deutschen Jugenderziehers nicht zugelassen.
Juden, die die deutsche Staatsangehörigkeit besitzen, sind seit dem 15. April 1937 zur Doktorprüfung in Deutschland nicht mehr zugelassen.
Einer Anordnung des Reichsinnenministers Frick zufolge ist es den Krankenkassen der Beamten, Angestellten und Arbeiter bei allen öffentlichen Betrieben untersagt, die Kosten für die Inanspruchnahme von jüdischen Ärzten, Zahnärzten, Apotheken, Kranken- und Heilan-A 18 stalten usw. zu erstatten. Ferner werden Zeugnisse jüdischer Ärzte zum Nachweis einer dauernden oder vorübergehenden Dienstunfähigkeit nicht mehr anerkannt.
Die jüdischen Berufsberatungsstellen sind geschlossen worden.
In einer Ausführungsverordnung zur Durchführung der Deutschen Gemeindeordnung hat der Reichsinnenminister bestimmt, daß Juden nicht mehr Gemeindebürger sind. Sie verlieren damit das Recht auf die Inanspruchnahme der Wohlfahrtspflege und zahlreicher gemeinnütziger Institutionen.
Der Reichsfinanzhof hat entschieden, daß die Befreiung von der Vermögenssteuer wegen Verfolgung mildtätiger Zwecke nicht in Frage kommt, wenn Juden unterstützt werden sollen. Auf diese Entscheidung stützt sich ein gemeinsamer Erlaß des Reichsjustizministers und des preußischen Finanzministers, in dem festgestellt wird, daß die jüdischen mildtätigen Stiftungen keine Gebührenfreiheit, auch keine Befreiung von Gerichtsgebühren, mehr beanspruchen können.
Der Präsident der Reichspressekammer hat bestimmt, daß nur solche Personen im Vertrieb von periodischen Druckschriften tätig oder an Vertriebsunternehmungen solcher Art beteiligt sein dürfen, die für sich und ihre Ehegatten den Nachweis der arischen Abstammung bis zum Jahre 1800 erbringen können.
Durch eine Verordnung des Reichspropagandaministeriums ist allen in Deutschland erscheinenden jüdischen Zeitungen, Zeitschriften und Gemeindeblättern verboten worden, aus deutschen Zeitungen, Zeitschriften und Büchern zu zitieren oder auf den Inhalt Bezug zu nehmen.
Nichtarier und solche Arier, die mit einer Jüdin verheiratet sind, wurden von der Mitgliedschaft im Reichskriegerbund ausgeschlossen. Seither haben mehrere Arbeitsgerichte entschieden, daß auch langjährig beschäftigte jüdische Arbeitnehmer in öffentlichen Betrieben, die bisher als Frontkämpfer ihren Arbeitsplatz behalten durften, gekündigt werden können.
Die nach den Richtlinien des Beauftragten für den Vierjahresplan zugelassenen Altmaterialienhändler sollen künftig nummerierte grüne Armbinden tragen. Die Hausfrauen werden angewiesen, sich nur an solche „zuverlässigen“ - das heißt arischen - Händler zu wenden.
Einen arischen Haushaltungsvorstand, der mit einer Jüdin verheiratet ist oder mit Juden in Hausgemeinschaft lebt, ist künftig das Hissen der Reichs- und Nationalflagge sowie das Zeigen der Reichsfarben verboten.
In Ellwangen, Bietigheim, Ulm, Brackenheim, Schwäbisch-Hall wurden die jüdischen Händler von den Viehmärkten ausgeschlossen.
Im Kreise Freudenstadt (Schwarzwald) haben sämtliche Viehversicherungsvereine beschlossen, vom Juden gekauftes Vieh nicht mehr zu versichern. Die Darlehnskassen geben für den Kauf von Vieh aus jüdischer Hand keine Darlehen mehr. Außerdem hat der Kreisleiter allen Hotels, Gaststätten, Kurhäusern und Pensionen des Kreises die Aufnahme von Juden verboten.
In Laichingen (Württemberg) hat der Bürgermeister den Juden den Besuch aller Märkte verboten.
Auf dem Stuttgarter Pferdemarkt haben Juden keinen Zutritt mehr.
In Kippenheim (Baden) wurden den Juden durch Beschluß der Gemeindeverwaltung die als „Bürgernutzen“ überlassenen Grundstücke weggenommen und an deutsche Jungbürger verlost.
Verschiedene Gemeinden im Gau Köln-Aachen (so u. a. Oberbruch-Drommen und Porselen), ebenso Pesch (Obermoseler Grenzort) haben beschlossen, jedem Bürger, der mit Juden geschäftlich oder auf andere Art in Verbindung tritt, das Gemeindenutzungsrecht zu entziehen.
In Nürnberg wurde den Juden der Zutritt zu sämtlichen Sommerbädern der Stadt verboten.
Der Oberbürgermeister von Leipzig hat eine Polizeiverordnung erlassen, wonach Inhaber von Gast-, Schank- und Speisewirtschaften, die von Nichtariern betrieben oder von Nichtariern aufgesucht werden, an der Außenseite oder am Eingang des Lokals deutlich sichtbar, darauf hinzuweisen haben. Arisches weibliches Personal darf in diesen Betrieben nicht beschäftigt werden.
In Berlin wurde die von der Regierung genehmigte Delegiertentagung des Verbandes jüdischer Jugendvereine Deutschlands, die am 14. März stattfinden sollte und zu der bereits hunderte von Delegierten aus allen Teilen Deutschlands eingetroffen waren, im letzten Augenblick durch die Gestapo verboten.
Aus Berlin wird weiter berichtet:
Über die jüdischen Sportverbände (Bar Kochba, Makkabi und der Jüdische Frontkämpferbund) ist vor einiger Zeit ein zeitlich unbegrenztes Spielverbot verhängt worden, und zwar ohne Begründung. Schon mehrmals wurden Spielverbote auf bestimmte Zeit verhängt, dann wieder aufgehoben, dann wieder verhängt. Verhängung und Aufhebung erfolgten meist ohne jede Begründung. Die Folge dieser dauernden Schikanen ist, daß die Verbände allmählich finanziell ruiniert werden. Sie dürfen sowieso nur noch auf eigenen Sportplätzen spielen. Die Pacht eines der Tennisplätze kostet z. B. 11 000,- RM. Wenn nicht gespielt werden darf, kommen auch keine Einnahmen herein. Außerdem sind keine Möglichkeiten zum Training gegeben, so daß die jüdischen Sportler in Deutschland allmähliche ihre sportlichen Qualitäten verlieren, nicht mehr wettbewerbsfähig bleiben. Die jüdische Sportjugend in Deutschland ist daher sehr deprimiert.
Im Paßwesen ist seit einiger Zeit wieder eine stärkere Benachteiligung der Juden zu beobachten. So erhielten sie grundsätzlich kein Visum, um zur Pariser Weltausstellung zu reisen. Auch Reisen nach Österreich werden nur in ganz seltenen Fällen genehmigt. Es ist mehrfach vorgekommen, daß jüdischen Paßinhabern ihre langfristigen Pässe entweder ganz entzogen oder auf eine kürzere Laufzeit umgeschrieben wurden. Aus Bayern wird gemeldet:
Die Pässe der Nürnberger Juden wurden eingezogen. Sie werden von der Polizei aufbewahrt und können für Auslandsreisen nur dann abgeholt werden, wenn der Inhaber nachweisen kann, daß er die Auslandsreise aus geschäftlichen Gründen unternehmen muß.
Auch die Entscheidungen der Gerichte tragen nach wie vor systematisch dazu bei, die Juden aus allen Bezirken des öffentlichen Lebens herauszudrängen.
Das Kammergericht hat - im Gegensatz zur bisherigen Praxis - entschieden, daß für einen arischen Erben die Verwaltung seines Erbes durch einen jüdischen Testamentsvollstrecker auch dann nicht tragbar sei, wenn der Erblasser diesen Testamentsvollstrecker ausdrücklich benannt habe.
Der Bürgermeister einer mittelbadischen Landgemeinde, der geschäftlichen Verkehr mit einem jüdischen Viehhändler gepflogen hatte, ist durch Urteil des badischen Verwaltungsgerichtshofes als Disziplinarhof mit Dienstentlassung bestraft worden. - Damit ist zum ersten Mal für den Verkehr mit Juden die Dienstentlassung eines Beamten ausgesprochen worden.
Das Landesarbeitsgericht Frankfurt a. Main hat entschieden, daß die Beiordnung eines Armenanwalts zurückgenommen werden kann, wenn sich nachträglich herausstellt, daß die Partei Jude ist.
Das Amtsgericht Remscheid hat entschieden, daß Käufe, die die Ehefrau eines Nationalsozialisten bei Juden vornimmt, den Ehemann nicht verpflichten könnten, „da sie nicht im Rahmen der Schlüsselgewalt lägen“.
Das Hanseatische Oberlandesgericht in Hamburg betrachtete den Kauf eines Mantels in einem jüdischen Geschäft als Eheverfehlung. Eine Frau, der diese „Verfehlung“ von ihrem Ehegatten nachgewiesen wurde, ist schuldig geschieden worden.
Die „Rassenschande“-Justiz wendet sich immer häufiger auch gegen Arier, die Beziehungen zu einer Jüdin unterhalten haben. Aus einer vom Statistischen Reichsamt bekanntgegebenen Übersicht über die Kriminalität im dritten Vierteljahr 1936 geht hervor, daß allein in diesen drei Monaten 128 rechtskräftige Verurteilungen wegen Rassenschande erfolgten. Unter den in der Berichtszeit ergangenen Rassenschande-Urteilen greifen wir folgende wegen ihrer besonderen Härte heraus:
In Hamburg wurde ein getaufter Jude, der im Bordell mit einer arischen Prostituierten „Rassenschande“ getrieben hatte, zu 4 Monaten Gefängnis verurteilt. Für einen weiteren Fall, in dem der Angeklagte einen vollendeten Verstoß gegen das Gesetz bewußt vermieden und dem Mädchen auch gesagt hatte, daß er Jude sei, erhielt er acht Monate Gefängnis. Beide Strafen wurden zu einer Gesamtstrafe von zehn Monaten Gefängnis zusammengezogen.
Der Jude Fritz Edelstein, Hamburg, der gleichfalls mit arischen Prostituierten Verkehr unterhalten hatte, erhielt 18 Monate Gefängnis.
Ein Hamburger Jude, der seit über 9 Jahren Beziehungen zu einer arischen Frau hatte und sie nach den Nürnberger Gesetzen nicht aufgab, erhielt 18 Monate Gefängnis.
Ein Arier, der seit 1927 mit einer Jüdin Beziehungen unterhielt und auch mit ihr zusammen wohnte, wurde zu 1 Jahr Gefängnis verurteilt.
Der Arier Kettenhausen aus Hamburg lebte seit 1930 mit einer Jüdin zusammen. Nachdem er wegen politischer Delikte lange Zeit im Konzentrationslager und im Gefängnis gewesen war, nahm er nach seiner Freilassung, Anfang 1937, die alten Beziehungen wieder auf. Er wurde zu 2 Jahren Zuchthaus verurteilt.
Von der 8. Strafkammer des Landgerichts Berlin wurde der 58-jährige Jude Max Spitz zu 2 Jahren Zuchthaus und 5 Jahren Ehrverlust verurteilt. Er hatte versucht, eine seiner arischen Angestellten „gefügig zu machen“. In der Urteilsbegründung wurde ausdrücklich betont, daß es zu vollendeter Rassenschande nicht gekommen sei.
Der 70 Jahre alte Jude Eugen Heilbrun aus Cottbus wurde zu einem Monat Gefängnis und 1000,- RM Geldstrafe (ersatzweise weitere 100 Tage Gefängnis) verurteilt, weil er - in der irrigen Auffassung, das Dienstboten-Gesetz gelte für Juden seines Alters nicht - eine arische Hausangestellte unter 45 Jahren in seiner Wohnung beschäftigt hatte.
Der katholische Pater Ulrich Kaiser von der Sankt-Paul-Kirche in Berlin-Moabit wurde im Juli 1937 „wegen Beihilfe zur Rassenschande“ zu 3 Monaten Gefängnis verurteilt, weil er im März 1935 (also vor Inkrafttreten der Nürnberger Gesetze) eine Mischehe einsegnete, deren Registrierung vom Standesamt verweigert worden war.
Der ledige, 55 Jahre alte Jude Heumann aus Ulm unterhielt seit dem Jahre 1921 mit einer arischen Kriegerwitwe ein Verhältnis, das zur Verlobung führte. Nach Verkündung der Nürnberger Gesetze kam es noch dreimal zu Zusammenkünften. Heumann wurde wegen Rassenschande zu 1 Jahr 3 Monaten Gefängnis verurteilt.
Der 62 Jahre alte Jude Moritz Hirschfelder aus Rottweil a. N. wurde wegen „tätlicher Beleidigung“ zu 4 Monaten Gefängnis verurteilt. Er hatte, wie es in der Urteilsbegründung hieß, „an der ledigen 43 Jahre alten R.L. Zärtlichkeiten begangen“.
Im übrigen wird uns über die Situation der Juden in Deutschland folgendes berichtet:
Berlin, 1. Bericht: Einen überaus aufschlußreichen Einblick in die Methoden, mit denen der Terror gegen die Juden von Amts wegen geübt wird, gewährt das nachstehende Protokoll der Berliner Ratsherrensitzung vom 3. Juni: [Kaum lesbar.]
2. Bericht: Die Bne-Brith-Loge wurde aufgelöst, und zwar mit der Begründung, eines der führenden Mitglieder habe sich kommunistisch betätigt. Das dürfte eine reine Erfindung sein, denn der angebliche „Kommunist“ wurde nach mehrtägiger Schutzhaft freigelassen. Auch alle anderen führenden Leute der Loge (Bne Brith zerfiel in etwa 15 bis 20 Unterlogen) wurden verhaftet. Es fanden Haussuchungen bei ihnen statt und im Anschluß daran wurden sie in das Logenheim in der Kleisstraße transportiert und dort nacheinander einzeln vernommen.
Alle Verhafteten wurden bis auf zwei freigelassen. Das Logenheim wurde beschlagnahmt. Die Gestapobeamten konfiszierten sämtliche Einrichtungsgegenstände, Tischtücher, Silber, Porzellan usw. Die Gedenktafeln und die Porträts der Logengründer wurden von den Wänden gerissen, angeblich um ins antisemitische Museum nach München geschafft zu werden. Das Logenheim ist durch eine hohe Hypothek der Viktoria-Versicherung belastet. Beschlagnahmt wurde auch das gesamte Logen-Kapital.
Sehr brutal ging man bei der Beschlagnahme des Altersheims vor.
Die Insassen, Greise und kränkliche alte Lrauen, wurden buchstäblich auf die Straße gesetzt. Alle hatten sich durch eine beträchtliche Summe eingekauft und wurden auf diese Weise enteignet. Jetzt ist die jüdische Gemeinde aufgefordert worden, das Altersheim wieder vom Staat zurückzukaufen oder zu pachten. Das ist bisher unterblieben, weil die Mittel fehlen.
3. Bericht: Die freundliche Haltung, die die Nationalsozialisten gegenüber der völkisch-jüdischen Arbeit in den zionistischen Kreisen zur Schau tragen, besteht nur nach außen. Die Ausbildung von Juden für Landarbeit ist schon vor einiger Zeit auf deutschem Grund und Boden verboten worden. Man erschwert jetzt auch die Ausbildung jüdischer Arbeitskräfte im Ausland. Juden, die sich zur landwirtschaftlichen Ausbildung ins Ausland begeben, laufen Gefahr, bei der Rückkehr nach Deutschland (zum vorübergehenden Aufenthalt bis zur endgültigen Auswanderung) verhaftet und als politische Rückwanderer behandelt zu werden. Man weist sie aus oder bringt sie in ein Konzentrationslager.
Seit der Auflösung der Bne-Brith-Loge ruht der gesamte Betrieb der jüdischen Kulturbünde in Berlin. Selbst Sportveranstaltungen dürfen nicht stattfinden. Auch allgemein vermehren sich die Anzeichen dafür, daß wieder mit erneuter Schärfe gegen das Judentum vorgegangen werden soll. Man versucht z. B. systematisch, die Juden aus den Baugenossenschaften, die jetzt im Besitz der Nazis sind, hinauszudrängen. So hat man in einer Treptower Baugenossenschaft sämtlichen Juden gekündigt und sie gezwungen, zum nächsten Termin auszuziehen. Auch die Geschäftsleute sind davon betroffen worden, ohne daß jemand danach gefragt hat, was die Leute denn nun machen sollen, wenn sie so ihrer Existenz beraubt werden. In gleicher Weise versuchen es die Nazis auch bei den Krankenkassen, die Juden zu schikanieren. So hat die VoG-Krankenkasse (Privatkrankenkasse für selbständige Gewerbetreibende) noch immer eine Anzahl jüdischer Mitglieder, die sie jetzt nach und nach hinauszusetzen beginnt. Wenn ein solches Mitglied einmal nicht ganz pünktlich zahlt oder sich sonst eine Nachlässigkeit zuschulden kommen läßt, die bei anderen gar nicht beachtet wird, dann versucht man, die Leute gleich hinauszuschmeißen. Auf diese Weise wird die Krankenkasse nicht nur judenrein, sondern sie wird auch ihre Verpflichtungen los. Aber die jüdischen Mitglieder sind um ihre jahrzehntelangen Beitragszahlungen gebracht.
4. Bericht: Ein Jude berichtet uns: Trotz aller gegenseitigen Rücksichtnahme und obwohl von einer antisemitischen Welle nicht zu reden ist, gestaltet sich das Leben der Juden in Deutschland und das Zusammenleben mit Ariern äußerst unangenehm. Besonders leidet die ältere jüdische Generation. Trotzdem muß man sagen, daß es immer wieder Arier gibt, die den Juden helfen, die sie trösten oder ihnen Schwierigkeiten aus dem Wege räumen. Das hindert aber nicht, daß es stets von neuem zu Depressionsstimmungen kommt. Da ist z. B. die ganz untergeordnete Frage des Händeschütteins, aus der sich manchmal unmögliche Situationen ergeben können. Ich habe einen Bekannten, der SA-Mann ist. Wir kennen uns seit Jahrzehnten und reichen uns stets die Hände. Aber was sollen wir tun, wenn wir uns auf der Straße begegnen.
Es kann zu vielen Schwierigkeiten führen und ihn in seiner Stellung gefährden, und so haben wir vereinbart, daß wir das Grüßen auf der Straße überhaupt unterlassen. Man fühlt sich nicht mehr als Angehöriger des deutschen Volkes. Ich hatte früher keinen jüdischen Verkehr, sondern so gut wie ausschließlich arische Freunde. Diesen Umgang habe ich aus den verschiedensten Gründen sehr stark eingeschränkt.
Man kommt sich geistig wie ein Emigrant im eigenen Land vor. Dieser Eindruck wird durch die organisatorischen Maßnahmen noch verstärkt, die bei jüdischen Veranstaltungen vorgeschrieben sind. Es ist bekannt, daß Veranstaltungen der jüdischen Kulturbünde nur von Juden besucht werden dürfen. Die nichtarische Abstammung muß nachgewiesen werden. Um Zutritt zu diesen Vorführungen zu haben, muß man sich vorher einen Lichtbildausweis verschaffen, der nur gegen Vorlegung des Passes ausgefolgt wird. Auf der Karte ist ausdrücklich vermerkt, daß Mißbrauch strafrechtlich verfolgt wird. Bei jeder dieser Veranstaltungen sind natürlich Angestellte der Gestapo anwesend. - Die jüdischen Blätter können sich natürlich nicht rühren. Die einzige Ausnahme bildet die Frontkämpferzeitung „Der Schild“, die noch etwas mehr Möglichkeiten als die anderen hat, heikle Fragen zu behandeln.
Die Stimmung der Juden schwankt außerordentlich. Einmal scheint es so, als wenn irgendeine Maßnahme des Regimes alle Hoffnungen vernichtet, dann wieder glaubt man Anzeichen dafür wahrnehmen zu können, daß die offizielle Verfolgung der Juden nicht weiter betrieben wird. Aber viele Juden haben nicht den Mut, sich zu entscheidenden Entschlüssen aufzuraffen und alle Brücken abzubrechen. Es sind ja nicht nur die finanziellen und wirtschaftlichen Schwierigkeiten, die es den Juden beinahe unmöglich machen, Deutschland zu verlassen. So unwahrscheinlich es klingt, so muß man doch sagen, sie hängen an Deutschland trotz aller Verfolgungen und es versucht jeder wenn irgend möglich, doch in Deutschland zu bleiben. Ja, es ist so, daß manche Juden, die 1933/34 ausgewandert sind, wieder zurückkehren. Ein Vertreter einer jüdischen Hilfsorganisation sagte kürzlich: „Man ahnt ja nicht, wie viele jüdische Eltern sich hier einfinden, um sich darüber zu informieren, welche Möglichkeiten bestehen, ihre Kinder wieder zurückzuholen. Selbst wenn man ihnen erklärt, daß die Kinder ein halbes Jahr Konzentrationslager zu erwarten haben, sagen die Eltern doch: ,Na gut, dann müssen sie das durchmachen. Aber es ist besser, sie sind hier in Deutschland.“ “
5. Bericht: Der Antisemitismus ist am stärksten unter den Intellektuellen, und zwar besonders unter den Ärzten. Im Volk selbst ist er nicht so stark. Bezeichnend ist oft die Haltung der Geschäftsleute. So war ich eines Tages mit einer jüdischen Gesellschaft in einem Hotel abgestiegen, in dem wir, nachdem wir schon Zimmer bestellt hatten, die Tafel: „Juden unerwünscht“ entdeckten. Wir erklärten daraufhin dem Wirt, daß wir unter diesen Umständen unsere Zimmer wieder abbestellen müßten; der Wirt beteuerte jedoch, daß er nichts dafür könne, daß er doch auch nur dazu gezwungen würde usw. Schließlich drehte er in unserer Gegenwart das Plakat um. Ein anderer Gastwirt ging sogar soweit, uns zu erklären, daß er gerade Wert auf jüdische Gäste lege, denn es könnten doch auch mal wieder andere Zeiten kommen.
Wenn ein Jude eine Restauration eröffnen will, muß er sich jetzt verpflichten, außen am Lokal das Schild: „Jüdische Gaststätte“ anzubringen. Das kürzlich in jüdische Hände übergegangene Cafe Bavaria, Berlin W 30, Am Barbarossaplatz, Inh. I. Engländer, trägt im Schaufenster und über der Tür je ein großes Schild: „Jüdische Schankwirtschaft“.
Bayern: In Zwiesel ist vor kurzem ein jüdischer Reisender auf offener Straße • angepöbelt und genötigt worden, den Ort mit dem nächsten Zug zu verlassen, Überall kann man jetzt in diesem Ort Schilder lesen: „Juden sind hier unerwünscht.“ Dabei ist die Bevölkerung keineswegs fanatisch antisemitisch.
In München fand vor einigen Wochen eine Konferenz der größten Textilindustriellen von Bayern statt. Es sprach 1 1/2 Stunden lang der Gauleiter Streicher, nach ihm der Minister Esser. Beide verlangten, daß nach Möglichkeit alle Lieferungen an jüdische Geschäftsleute eingestellt werden sollen. Daraufhin erklärten einige Redner, daß dies einfach nicht zu machen sei. Die Juden hätten ihnen in schwersten wirtschaftlichen Krisen Waren abgenommen und so Betriebseinschränkungen, vielleicht sogar Stillegungen verhindert. Man könne dieses Verhalten nicht in der Weise vergelten, wie das die Referenten verlangten. Streicher erklärte im Schlußwort, mit diesen „Duseleien“ müsse Schluß gemacht werden. Die ewige Rücksicht müsse nunmehr ein Ende haben.
Bei der ... Bank in X. ist ebenso, wie bei anderen Großbanken, der Juden-Paragraph in Anwendung gekommen, wonach jüdische Angestellte nur im gleichen Prozentsatz zu ihrem Anteil an der Bevölkerung beschäftigt werden dürfen (1/2 %). Da in dieser Bank etwa 200 Angestellte tätig waren, so durfte nur ein jüdischer Angestellter behalten werden. Sämtlichen anderen jüdischen Angestellten wurde gekündigt und sie wurden mit Abfindungen entlassen.
Früher durften die auswandernden Juden Wohnungseinrichtungen mit ausführen, da das aber dazu geführt hat, daß die Leute sich neue Sachen anfertigen ließen, um sie dann im Ausland zu verkaufen, ist diese Möglichkeit unterbunden worden.
Die Leute müssen vor der Auswanderung die Belege für sämtliche gezahlten Steuern bis ins letzte beibringen und sie werden nur hinausgelassen, wenn alles bis auf Heller und Pfennig gezahlt worden ist. Mir ist aus mehreren Fällen bekannt, daß jüdische Exporteure, auch wenn sie nur kurze Auslandsreisen Vorhaben, doch einen großen Teil ihrer Effektendepots zu Gunsten des Finanzamtes sperren lassen müssen.
Württemberg, 1. Bericht: Der Antisemitismus, den die Nazis besonders auf dem Land mit aller Gewalt schüren, hat die Bauern längst nicht so erfaßt, wie seine Propagandisten es wünschen. Noch heute kommen die jüdischen Hopfenhändler in jedes Dorf und die Bauern machen gerne mit ihnen Geschäfte. Vor einigen Monaten kam es zu folgendem Zwischenfall: Ein jüdischer Hopfenhändler aus Nürnberg bereiste die Gegend von X. Dabei kam er in ein Wirtshaus, in dem viele ihm bekannte Bauern am Tisch saßen. Man unterhielt sich freundschaftlich über die Geschäfte, bis es einem Nazi-Bauern einfiel, die Entfernung des Juden vom Tisch zu fordern. Der Mann mußte aufstehen, wenn er sich nicht Unannehmlichkeiten zuziehen wollte. In den Tagen darauf kaufte er in dem Dorf allen Hopfen auf, nur zu dem Nazi ging er nicht.
Er ließ ihm aber durch andere Bauern sagen, seinen Hopfen solle ihm der Staat abnehmen; der Jude verzichte darauf. Die Bauern haben den Betreffenden deshalb weidlich gehänselt.
7. Bericht: Die Lage der Juden verschlechtert sich auch in Württemberg noch dauernd. Kürzlich wurde von höchster Staatsstelle die völlige Verdrängung der Juden aus dem Viehhandel gefordert. Zahlreiche landwirtschaftliche Organisationen und Marktgemeinden haben entsprechende Beschlüsse gefaßt. Es ist jedoch immer wieder festzustellen, daß das Volk die von oben erzeugte Haßstimmung gegen die Juden nur unter Zwang mitmacht. Allerdings gibt es hier (in einer Stadt von mehr als 400 000 Einwohnern), abgesehen von den wenigen Lokalen, die jüdische Besitzer haben, kein einziges, in dem Juden verkehren können. Nur der Wartesaal des Bahnhofs ist ihnen noch nicht verschlossen. In manchen Orten der Provinz bekommen jüdische Reisende in den Hotels keine Unterkunft, ja Autoreisenden wird selbst der Verkauf von Benzin verweigert. Unter den „arischen“ kleinen Geschäftsleuten hat die „Entjudung“ von Warenhäusern, wie sie hier bei Tietz und zuletzt bei dem alteingesessenen Kaufhaus Landauer erfolgte, nur die Abneigung gegen die Nazis gesteigert. Ein kleiner Fabrikant in Stuttgart, mit dem ich über diese Dinge sprach, meinte: „Früher haben ,sie‘ uns gesagt, die Warenhäuser machen euch kleinen Geschäftsleute kaputt. Jetzt werden die Warenhäuser nicht kaputtgemacht, sondern entjudet. Dafür gehe ich jetzt kaputt. Das ist die einzige Änderung, die ich bemerken kann.“
Nordstetten bei Horb hatte früher eine zahlreiche Judengemeinde. Jetzt ist dort die Synagoge von einem Wirt gekauft und abgebrochen worden.
Pfalz: Der Terror gegen die Juden hat sich durch das Verhalten der führenden Personen der Landesbauernschaft sehr verschärft. Der Landesbauernführer Bonnet hat 3 Ortsbauernführer ihres Amtes enthoben, weil sie noch Geschäfte mit Juden gemacht und sich so als unwürdig erwiesen hätten, ein Ehrenamt zu bekleiden. Es handelt sich um die Ortsbauernführer Kessler aus Bann, Holzinger aus Birkenhördt und Hartmetz aus Battweiler.
Nordwestdeutschland: Das Kind eines Genossen war erkrankt und die Eltern gingen mit ihm zu einem Kinderarzt, der zwar Jude ist, aber doch in der Arztliste steht. Dieser Arzt nahm das Kind in Behandlung. Der Vater hat darüber aber auf seiner Arbeitsstelle gesprochen und beim nächsten Besuch mußte der Arzt den Eltern mitteilen, daß er das Kind nicht weiter behandeln dürfe. Es blieb den Eltern also nichts anderes übrig, als einen anderen Kinderarzt aufzusuchen. Diesem erzählten sie, daß sie zuvor bei Dr. X. gewesen wären. Der neue Arzt war empört. Es wäre ein Skandal, daß man dem Kollegen jetzt die Weiterbehandlung verbiete. Er sei zwar Jude, stünde aber auf der Arztliste und habe als Kriegsteilnehmer verschiedene Auszeichnungen erhalten.
Mitteldeutschland, 1. Bericht: Der Judenterror ist wohl regional sehr verschieden. Wir leiden z. B. nicht ganz so sehr darunter wie die Juden in Bayern. Aber auch wir wissen: das ist nur eine Frage der Zeit. Wenn das Regime durchhält, dann ist die Judenfrage in einigen Jahren für ganz Deutschland erledigt.
Die Bevölkerung ist im Grunde nicht - zumindest nicht aktiv - antisemitisch. Die Schreier bestimmen den Ton. Wenn man mit dem Einzelnen spricht, begegnet man in der Regel Achtung und Sympathie.