Bericht aus dem SD-Hauptamt
Am 19. April 1937 erstattet das SD-Hauptamt in Berlin folgenden „Lagebericht“ für den Zeitraum 1. bis 15. April 1937:
Die Lage in sachlicher Hinsicht
Auf Grund der Hetze des internationalen Judentums im Ausland, die sich in der letzten Zeit in verstärktem Maße bemerkbar macht, wurde auf Veranlassung des Geheimen Staatspolizeiamtes mit Wirkung vom 10.4.1937 die jüdische Versammlungstätigkeit auf zwei Monate untersagt. Ausgenommen von diesem Verbot werden lediglich kulturelle und religiöse Veranstaltungen, sowie solche der Schekel -Aktion (Beitragserhebungen unter den Zionisten für den im August 37 stattfindenden XX. Zionistenkongreß ).
Die Leitartikel der jüdischen Presse beschäftigen sich während der Berichtszeit fast durchweg mit ''Kantonisierungsbestrebungen'' der Mandatsmacht England (Aufteilung Palästinas nach Schweizer Muster in jüdische und arabische Kantone). Dieser angebliche Plan der Mandatsregierung hat auch unter den in Deutschland lebenden Zionisten große Beunruhigung hervorgerufen.
Die Lage in regionaler Hinsicht
Veränderungen haben sich in der Berichtszeit nicht ergeben. Lediglich aus Danzig wird gemeldet, daß trotz der laufenden Abwanderung eine jährliche Zunahme der jüdischen Bevölkerung um 500 Seelen durch Zuwanderung aus dem Reich zu verzeichnen ist.
Programmatische Veränderungen
Der Vorsitzende des ''Jüdischen Centralvereins'' Herzfeld, Essen, sprach in einer Heidelberger Veranstaltung von einer allmählichen Zusammenarbeit des CV mit anderen jüdischen Organisationen und hob besonders die Arbeitsteilung mit der ''Zionistischen Vereinigung für Deutschland '' hervor. Er erklärte, während sich die ZVfD . ausschließlich mit der Auswanderung befasse, habe der C.V. die gesetzgeberischen und wirtschaftlichen Fragen der jüdischen Gemeinschaft übernommen.
Kampfmethoden - Propaganda
Am 13.4.1937 fand im Logenhaus des U.O.B.B. , Berlin Kleiststr. 10 die Uraufführung des Palästinafilmes ''Hatikwah'' statt, der die Auswanderungsbestrebungen der ZVfD . propagieren soll.
Verschiedentlich wird gemeldet, daß der Schwerpunkt des jüdischen Lebens sich mehr und mehr in die Synagogen verlagert. Dies ist umsomehr erklärlich, als die religiösen Versammlungen von den bisherigen Versammlungsverboten nicht betroffen werden.
Durch Überreichung des Gefallenengedenkbuches versucht der Reichsbund jüdischer Frontsoldaten bei den schulentlassenen Kindern für seine assimilatorischen Ideen zu werben.
Zersetzung
Anläßlich einer jüdischen Tanzveranstaltung in Baden-Baden führte der Jude Dr. Leo Scherek u.a. aus, daß die Juden nur mit Englands Hilfe Deutschland überrumpeln könnten. Ihre Hoffnung sei heute sehr groß. Deutschland müsse mit einem Hammer zertrümmert werden. Das ''Salz'' müsse aufgekauft werden um den Vierjahresplan zu versalzen. (Großes Gelächter und Fußgetrampel der Anwesenden) Wenn die Juden nicht dumm seien müßten sie die Schlacht gewinnen und würden Mittel und Wege finden um Deutschland auf die Knie niederzuzwingen. Auf Veranlassung des zuständigen SD-OA . wurde dieser Jude in Haft genommen.
Anläßlich des Entzuges verschiedener Wandergewerbescheine politisch unzuverlässiger Juden gab der Vorsitzende des CV Schneidemühl, Ludwig Rosenthal, die Parole aus, eine Flut von Beschwerden an das Reichswirtschaftsministerium zu richten. Rosenthal wurde von der Stapo in Schutzhaft genommen.
Beziehungen zu anderen Gegnern
Kirche
Das Verhältnis der Juden zur evangelischen Kirche gestaltet sich in Franken immer freundschaftlicher. So wird von jüdischen Hausierern der Wahlkampf dieser Kirche geschickt ausgenutzt; sie versuchen die Stimmung der protestantischen Bevölkerung dahingehend zu beeinflussen, daß eine Art Notgemeinschaft zwischen Protestanten und Juden beiden Teilen ihre Lage erleichtern könnte.
Linksbewegung
Im Regierungsbezirk Liegnitz, sowie im oberschlesischen Abstimmungsgebiet machen sich in jüdischem Besitz befindliche Gastwirtschaften als Sammelpunkte marxistischer Elemente bemerkbar.
Verhältnis zu den einzelnen Lebensgebieten
Bei verschiedenen Finanzämtern der Stadt Berlin wird z.Zt. gerade an Hand der Einkommenssteuererklärungen für 1936 die Steuer für 1937 neu festgesetzt. Die in vorhergehenden Lageberichten mehrfach berichtete Umsatzsteigerung jüdischer Geschäfte wird hier durch die Tatsache dokumentiert, daß ein Großteil der jüdischen Geschäfte im Jahre 1936 eine bedeutende Einkommenssteigerung gegenüber 1935 zu verzeichnen haben.
Es konnte wiederum die Feststellung gemacht werden, daß jüdische Eisengroßfirmen arische Firmen als Vertragslieferanten an sich gebunden haben. Diese arischen Firmen werden im Rahmen des Vierjahresplanes mit Aufträgen bedacht, sodaß wiederum der Jude profitiert.
Verhältnis zum Ausland
Die Greuelpropaganda des ausländischen Judentums gegen das Dritte Reich hat in den letzten Wochen einen besonders großen Umfang angenommen. Genährt wird diese Hetze durch Lügenberichte aus Deutschland ausgewanderter Juden.
Sonstiges
Gegenerarbeit anderer Gruppen (Antisemitismus)
In verschiedenen Teilen des Reiches kam es anläßlich von Ausverkäufen jüdischer Geschäfte zu antisemitischen Ausschreitungen, sodaß dieselben polizeilich geschlossen werden mußten.
Aus Ostpreußen wird gemeldet, daß dort der ''Stürmer '' von einem Großteil der Bevölkerung in seiner jetzigen Form abgelehnt wird.