Der Münchener Polizeipräsident berichtet
Der Münchener Polizeipräsident erstattet am 7. Februar 1937 folgenden Bericht für Januar:
Judenbewegung
Der Jüdische Turn- und Sportverein München e.V. hat auf behördliche Veranlassung hin in einer Mitgliederversammlung am 25.1.37 seine bisher jüdisch-politisch neutrale Vorstandschaft neu gebildet. Die Stelle des 1. Vorsitzenden und des Sportwarts ist nunmehr von einem Zionisten , die des Schriftführers von einem Staatszionisten besetzt, während der 2. Vorsitzende und der Kassier der neutralen Richtung angehören.
Judenstatistik
Januar 1937
Am 1. Februar 1937 wohnten in München 8.889 Juden
davon 7.137 Inländer
1.752 Ausländer (…)
Zwischenfall in der Süddeutschen Bremsen AG München
Die Süddeutsche Bremsen AG München, Moosacher Str. 80, steht unter der Leitung des jüdischen Ingenieurs und Direktors Wilhelm Strauss. Sein Vertreter ist der Wormser Str. 1/3 wohnhafte Rechtsanwalt Friedrich Hellmaier (Reichsangehöriger, geb. am 8.7.89 in München). Dieser ist zugleich Syndikus des Werkes.
In einer Veröffentlichung des ''Stürmer '' Nr. 3 vom Januar 1937 wurde bekanntgegeben, daß Hellmaier es ablehnte, dem WHW als Mitglied beizutreten und sich weigerte, für die Haussammlungen des WHW zu geben. Diese Pressenachricht verursachte unter den Angehörigen der Betriebsgemeinschaft berechtigte Empörung. Am Freitag, den 15.1.36 begab sich aus diesem Grunde eine Abordnung zu dem Werkleiter Wilhelm Strauss, verständigte ihn vom Sachverhalt und verlangte die Entfernung oder Beurlaubung des volksfremden Syndikus. Direktor Strauss beurlaubte daraufhin Hellmaier. Zur Beurteilung des Falles ist die Feststellung von Bedeutung, daß ein Teil des Werkes der Süddeutschen Bremsen AG heereswichtiger Betrieb ist, während der Rest des Unternehmens als sogen. freier Betrieb gilt.
Der jüdische Direktor Wilhelm Strauss ist, soviel erfahren wurde, in der Zwischenzeit (am 23.1.37) aus dem Betrieb ausgeschieden. Auch wegen der Entlassung des Syndikus Hellmaier sollen bereits Verhandlungen im Gang sein.
Im Werk selbst kam es, was besonders dem umsichtigen Vorgehen des Betriebsobmannes zuzuschreiben ist, zu keinen Ordnungsstörungen. Da die Wohnung des Hellmaier an der Zufahrtsstraße zu dem Werke der Süddeutschen Bremsen AG liegt, wurden für die ersten Tage nach dem Vorfall zur Vermeidung von irgendwelchen Vorkommnissen Vorkehrungen getroffen. Es ereignete sich aber nichts.