Der Regierungspräsident berichtet aus Regensburg
Der Regierungspräsident Niederbayern und Oberpfalz erstattet am 8. Oktober 1935 folgenden Bericht für den September 1935:
Die schnelle gesetzliche Regelung der Judenfrage wurde begrüßt; Unklarheiten bestehen noch über die Frage, inwieweit die Abneigung gegen das Judentum öffentlich bekundet werden darf, z. B. durch Ortstafeln (Juden unerwünscht, betreten den Ort auf eigene Gefahr usw.) , Bildaufnahme von Käufern vor jüdischen Geschäften usw.. Ein gleichmäßiges Vorgehen im Reich ist geboten. (…)
Juden und Freimaurer
Nach Bericht der Polizeidirektion Regensburg ist die Stimmung unter den Juden durch das Gesetz zum Schutze des deutschen Blutes und der deutschen Ehre gedrückt. Die Einsicht, daß in Deutschland nicht mehr viele Geschäfte zu machen sind, nimmt sichtlich zu. Es äußert sich dies namentlich im Anwachsen des zionistischen Gedankens; die zionistische Ortsgruppe in Regensburg ist von 24 Mitgliedern zu Anfang des Jahres nunmehr auf 60 gestiegen; bei einer Gesamtzahl von 400 Gemeindemitgliedern allerdings noch nicht sehr viel. Schon Ende August ist die Kreisleitung Regensburg an die Gastwirteinnung mit dem Hinweis herangetreten, daß die Bewirtung ortsansässiger Juden und ihr Auftreten in öffentlichen Lokalen in weiten Kreisen zu starker Beunruhigung geführt haben. Seitdem sind ortsansässige Juden in öffentlichen Wirtschaften kaum mehr zu sehen. Es wird nun in ihren Kreisen der Gedanke des Ankaufs eines eigenen Wirtschaftsanwesens erwogen. - Auch im Bezirk Tirschenreuth tragen sich die Juden mit dem Gedanken der Auswanderung und haben zum Teil schon Vorbereitungen getroffen. Die Zentrale Nachrichtenstelle wird vom Bezirksamt verständigt.