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Chronik und Quellen
1937
Dezember 1937

Bericht des SD-Oberabschnitts Nord-Ost

Ohne Datum berichtet der Sicherheitsdienst des SD-Oberabschnitts Nord-Ost für das Jahr 1937 aus Metgethen:

Die Lage in sachlicher Hinsicht

Die Bilanz des Jahres 1937 zeigt, daß die Arbeit gegen das Judentum in Ostpreußen durchaus spürbare Erfolge gebracht hat. Es darf nicht übersehen werden, daß die ostpreußischen Juden in jüdisch-politischer Hinsicht vorwiegend assimilatorisch oder neutral eingestellt sind. Ostpreußen war ein Land, in dem sich die Juden seit Jahrhunderten auf fast allen Lebensgebieten, vor allem aber in der Wirtschaft, eine sichere Position ausgebaut hatten. Durch Gesetze und Verfügungen des Staates konnte der jüdische Einfluß teilweise schlagartig ausgeschaltet werden, auf dem Gebiet der Wirtschaft aber mußte dieser allmählich untergraben werden. Bei der im allgemeinen wenig zionistenfreundlichen Einstellung der Juden Ostpreußens war es klar, daß sie ihre Stellung mit allen Mitteln zu verteidigen begannen, nachdem der erste Schreck über die ''große Katastrophe'' im Jahre 1933 vorüber war. Dieses zähe Ausharren brachte den Juden den Erfolg, daß sie auch heute noch am Ende des Jahres 1937, bei einer Kopfzahl von noch nicht einmal 6.000 einzelne Wirtschaftszweige stark beeinflussen. Zu Hilfe kam ihnen hierin die nicht genügend gefestigte judengegnerische Einstellung eines Teiles der Bevölkerung.

Immerhin brachte auch das verflossene Jahr mancherlei Erfolge im Abwehrkampf. Vor allem im Einzelhandel sind eine ganze Reihe von jüdischen Geschäften in arische Hände übergegangen. Arisiert konnten in erster Linie kleinere Geschäfte mit geringem Betriebskapital werden, bei örtlich bedeutenderen Betrieben handelt es sich nur um Einzelfälle. Zu Beginn des Jahres waren in Ostpreußen 5.900 Glaubensjuden vorhanden. Im Dezember 37 wurden nur noch rund 5.300 gezählt. Diese Zahl verteilt sich auf die einzelnen Regierungsbezirke folgendermaßen:

Königsberg             2.980
Tilsit                       1.100
Allenstein                 785
Westpreußen            440

Die jüdische Wanderung innerhalb Ostpreußens zeigt die Tendenz der Juden, von den Dörfern und kleinen Städten nach größeren Ortschaften, besonders nach Königsberg, zu ziehen und dann weiter zu wandern. Bezeichnend für die jüdisch-politische Einstellung der Abwandernden ist, daß diese weniger außerdeutsche oder überseeische Länder als Auswanderungsziel bevorzugen, sondern mit Vorliebe das Deutsche Reich jenseits des Korridors oder den Freistaat Danzig aufsuchen. Die Auswanderung nach Palästina hat in der 2. Hälfte des Jahres wegen der dort völlig ungeklärten Lage fast aufgehört.

 

Die Lage in regionaler Hinsicht

Eine Sonderstellung im Dienstbereich nimmt der Freistaat Danzig ein, wo die politische Situation der Juden weitgehend von der allgemeinen politischen Entwicklung bestimmt wurde. Es ist dabei vorauszuschicken, daß die Nürnberger Gesetze in Danzig keine Geltung haben. Staatsrechtlich gesehen sind die Juden in Danzig nur eine Glaubensgemeinschaft und daher völlig frei in ihrer jüdisch-politischen, wirtschaftlichen und kulturellen Betätigung. Der politische Druck auf die Judenschaft wird umso stärker, je mehr der Nationalsozialismus das staatliche Leben Danzigs durchdringt. Nach Lösung anderer Aufgaben hat sich die NSDAP die Klärung der Judenfrage als nächstes Ziel gestellt.

Das Judentum hat diese Situation erkannt und stellt sich seit 1937 auf die kommenden Ereignisse ein. Es trifft alle Vorbereitungen, um bei einer etwaigen Angliederung des Freistaates an das Reich oder der Einführung der Nürnberger Gesetze nicht vor folgenschweren Überraschungen zu stehen. Abgesehen von der Zersplitterung der Judenschaft in die einzelnen jüdisch-politischen Richtungen besteht dort noch eine starke Spaltung in kultureller Hinsicht. Die in Danzig alteingesessenen Familien gehören dem Zivilisationskreis der deutschen Judenschaft an und sind genau wie die Juden im Reichsgebiet in ihrer Lebenshaltung stark assimiliert. Nach 1918 strömten aus Polen und Rußland Scharen von Ostjuden nach Danzig und setzten sich hier als Händler und Agenten fest. Soweit sie nicht im Laufe der Zeit die Danziger Staatsangehörigkeit erworben hatten, sind sie zumeist polnischer Nationalität. Sie stehen damit unter dem Schutz des polnischen Staates. Daneben halten sich in Danzig noch hunderte von Ostjuden auf, die meistens nicht gemeldet sind und Danzig als Durchgangsstation für eine Auswanderung benutzen oder sich durch Betrug und Hehlerei ernähren.

Eine genaue Übersicht über die Zahl der in Danzig lebenden Juden läßt sich zur Zeit nicht gewinnen, da die vorhandenen Zahlen veraltet sind und die jüdischen Organisationen derartige Zahlen bewußt niedriger angeben als sie es in Wirklichkeit sind. An Juden fremder Staatsangehörigkeit waren am 1.12.37 in Danzig 8.087 gemeldet, darunter nicht weniger als 6.419 Juden polnischer Nationalität. Die Gesamtzahl der Juden in Danzig wird mit 16.000 angenommen.

Die Synagogengemeinde ist in immer stärkerem Maße der Repräsentant des Danziger Judentums geworden. Ihre Stellung ist vergleichbar mit der Reichsvertretung der Juden in Deutschland . Die Aktivität der Synagogengemeinde ist in den letzten 3 Monaten besonders stark geworden. Den äußeren Anlaß dazu bildeten die Aktionen gegen die jüdischen Geschäfte Ende Oktober 1937. Die Danziger Judenschaft war sich darüber klar, daß alle Proteste beim Senat und, über den jüdischen Weltkongreß, beim Völkerbund keinen Erfolg haben würden. Die erhobenen Vorstellungen hatten auch nur den Zweck, die Öffentlichkeit auf die Lage der Juden in Danzig aufmerksam zu machen. Es entstand in der Gemeindevertretung daher der Plan, eine planmäßige Auswanderung zu beginnen. Zu diesem Zweck wurden Verhandlungen mit den Geldinstitutionen des Weltjudentums in Paris und London geführt. Der Zweck dieser Verhandlungen war

1) Gleichstellung der Danziger Juden mit den Juden aus Deutschland, die von allen Emigrationskomitees bevorzugt behandelt werden.
2) Rückwanderung des ostjüdischen Proletariats mit Hilfe der internationalen Fonds nach Polen,
3) planmäßige Auswanderung von Kapitalisten und Handwerkern nach überseeischen Ländern.

Diese Verhandlungen waren von Erfolg gekrönt. Das internationale Judentum und seine Organisationen haben die Betreuung der Danziger Juden als vordringlich anerkannt und Gelder für die geplanten Maßnahmen bewilligt. Als Vermittlungsstelle ist eine Unterorganisation der HIAS -ICA, der Hilfsverein für jüdische Emigranten in Danzig, in Funktion getreten. Bereits im Dezember 37 konnten 40 jüdische Familien mit Hilfe von amerikanischen Geldern zu Rückwanderung nach Polen ausgerüstet werden. Die nötigen Barbeträge werden den Rückwanderern aber erst in Polen ausgezahlt werden. Vom Comité d'Alliance wurden Ende Dezember ein Vertreter nach Danzig entsandt, der die Auswanderungswilligen beriet und Unterstützungsanträge aufnahm. Als weitere Auswanderungsziele wurden südamerikanische Staaten genannt und vor einer Auswanderung nach USA gewarnt. Durch diese Maßnahmen sollen alle diejenigen Existenzen zur Auswanderung gebracht werden, die finanziell und moralisch eine Belastung für die Danziger Judenschaft darstellen.

Im Ostjudentum wird diese Entwicklung scharf abgelehnt. Vor allem die Rückwanderung sei ein ungeeignetes Mittel zur Lösung der Judenfrage, denn Polen sei selber froh, seine Juden los zu werden und für jeden Rückwanderer komme ein neuer Jude aus Polen nach Danzig. Das polnische Judentum beabsichtigt daher, von sich aus einen anderen Weg zu beschreiten. In den letzten Wochen hat zu diesem Zweck eine Zusammenarbeit der polnischen Juden Danzigs und der polnischen diplomatischen Vertretung eingesetzt.

Noch im Oktober zeigte die letzterer wenig Interesse an den antijüdischen Demonstrationen jener Tage. In den letzten Wochen ist sie jedoch mehrfach beim Senat vorstellig geworden, weil durch einen Boykott der jüdischen Geschäfte auch polnische wirtschaftliche Interessen verletzt werden dürfen. Die Anregung zu diesem Vorgehen geht von dem ''Verein der selbständigen jüdischen Gewerbetreibenden und Handwerker in der Freien Stadt Danzig'' aus, dessen Gruppe A die ''Vereinigung der jüdischen Gewerbetreibenden polnischer Nationalität'' bildet. Diese Gruppe hat nach Meldungen jüdischer Blätter in Polen eine Zusammenarbeit mit den polnischen Gewerbetreibenden in Danzig aufgenommen und am 28.12. eine Delegation zum polnischen Handelsministerium entsandt, um wegen des Boykotts der polnischen Juden in Danzig vorstellig zu werden. Diese Zusammenarbeit zwischen den Danziger polnischen Juden und dem Staat Polen wird durch den Protest der polnischen Diplomatischen Vertretung wegen der Vorgänge am Silbernen Sonntag in Danzig bestätigt. (An diesem Tage wurden Zettel mit dem Abzeichen der Danziger Arbeitsfront verteilt mit der Aufforderung nur in durch diese Zeichen gekennzeichneten Geschäften zu kaufen). In dieser Aktion sieht Polen eine Schädigung der polnischen Geschäftsinhaber in Danzig.

In den letzten Monaten ist es, abgesehen von den erwähnten Aktionen jüdischer Organisationen, unter den Juden Danzigs eine verstärkte Neigung zur Auswanderung zu beobachten. Dies ist besonders bei denen der Fall, die über bewegliches Kapital verfügen. Als bevorzugte Auswanderungsländer werden England, Frankreich, Belgien und die Niederlande gewählt. Häufig verschwinden die Juden unter Zurücklassung hoher Steuerschulden und anderer Verbindlichkeiten.

Die allgemeine Panikstimmung des Oktobers hat unter den Juden nachgelassen. Man rechnet mit der Einführung der Nürnberger Gesetze zum 30. Januar 1938. Aber das Danziger Judentum weiß sich der Hilfe Polens und des internationalen Judentums sicher.

 

Organisatorische Veränderungen

Die Betätigung der verschiedenen jüdischen Organisationen in Ostpreußen war, abgesehen von den religiösen Gruppen, durchaus gering. Viele Vereinigungen in kleinen Städten haben einen derartigen Mitgliederschwund zu verzeichnen, daß eine Weiterarbeit zwecklos geworden ist oder nur schleppend durchgeführt wird. Die jüdischen Logen die im Berichtsjahr verboten wurden, waren bereits vorher in Liquidation gegangen oder hatten sich suspendiert. Das gleiche trifft für den ''Ring '' zu. Die Mitgliederversammlungen im Durchschnitt von eatspolizeilichen Erwägungen herttel der Mitglieder besucht. Die gegen die Organisationen erlassenen Verbote oder Betätigungseinschränkungen wurden restlos respektiert.

Die Danziger Judenschaft hingegen ist auch hier sehr lebendig! Etwa 60 verschiedene Vereinigungen betätigen sich auf kulturellem und jüdisch-politischem Gebiet, bezw. als reine Wirtschafts- und Berufsorganisationen. Im allgemeinen haben die Danziger Vereine ihren Mitgliederbestand wahren können. Gemäß der steigenden Bedeutung der Synagogengemeinde hat diese ihre Zentralstellen weiter ausgebaut. Der jüdische Jugendausschuß stellt die Spitzenorganisation aller jüdischen Jugendorganisationen dar. Im Jahre 1937 stand er unter der Führung eines Zionisten-Revisionisten des Leiters des Danziger ''Betar ''.

Unter dem Druck des Nationalsozialismus ist der Zusammenhalt unter den Juden größer geworden. Dies kommt zum Ausdruck in den Wahlen zu den Repräsentantenversammlungen der Danziger und der Zoppoter Synagoge. In beiden Fällen wurde eine Einheitsliste aufgestellt und dadurch ein Wahlkampf in der Gemeinde vermieden. Die politischen Parteien innerhalb der Synagogengemeinde Danzig sind die religiös-liberale Partei, die ostjüdisch-zionistisch orientierte Jüdische Volkspartei und die Agudas Jisroel . Das Stärkeverhältnis dieser Parteien ist 7:7:1. Das kulturelle Leben der Juden in Danzig findet seinen Mittelpunkt im Jüdischen Kulturbund und dem ihm angeschlossenen jüdischen Theater. Als weitere kulturelle Zentren sind der Jüdische Klub und der Ostjüdische Verein zu nennen, deren Mitglieder durchweg vermögende Juden sind.

Die ständische Gliederung des Danziger Judentums wird von zwei großen Organisationen vertreten, die, obgleich sie nur einen Teil der betreffenden Berufsschicht umfassen als Vertreter auf wirtschaftlichem Gebiet angesehen werden können. Es sind dies der bereits erwähnte ''Verein selbständiger jüdischer Gewerbetreibenden und Handwerker in der Freien Stadt Danzig'' und die Vereinigung jüdischer Arbeitnehmer. Die Mitgliederzahl der erstgenannten Vereine beläuft sich auf über 600. Die Vereinigung jüdischer Arbeitnehmer ist 1933 nach Auflösung des kommunistischen Jüdischen Arbeiterklubs gegründet worden.

Das jüdisch-politische Leben in Danzig wird beherrscht von den zionistischen Organisationen. Schon rein zahlenmäßig übertreffen diese die übrigen Vereinigungen. Die Mitglieder der ZO sind zum überwiegenden Teil Ostjuden und jiddisch ist die offizielle Umgangssprache in den Versammlungen. Der stärkste zionistische Verein in Danzig ist der Klub für das arbeitende Palästina, der sich auch Arlosoroffklub nennt. Seine Tendenz ist jüdisch-sozialistisch. Seine Mitglieder sind jüdische Proletarier. Er beherrscht daher den Habonim und den Hechaluz vollständig.

Bis Mitte 1937 unterhielt die ZO im Freistaat Danzig ein Umschulungslager, das von regelmäßig etwa 10 Chaluzim besucht war. Dieses Umschulungslager wurde aufgelöst, als sein jüdischer Besitzer es an einen Parteigenossen verkaufte.

Von der am 19.4.37 erfolgten Auflösung des UOBB in Deutschland wurde die Danziger Borussia-Loge nicht berührt. Sie ist von diesem Zeitpunkt als selbständige Organisation der Weltorganisation in USA angeschlossen.

 

Wirtschaftsleben

Wie bereits in der allgemeinen Übersicht betont wurde, spielt der Jude im ostpreußischen Wirtschaftsleben immer noch eine bedeutende Rolle. Vieh-, Pferde-, Getreide-, und Holzhandel sind seine Domänen. In vielen Fällen hat er hier Strohmänner vorgeschoben. Diese nehmen auch häufig die Ankäufe für jüdische Handelsfirmen aus dem Reich vor, die in Ostpreußen einen großen Teil ihres Bedarfes decken. Im letzten Jahre wurden Neuanträge auf Handelsgenehmigungen in den meisten Fällen abgelehnt. Vielfach haben die betroffenen Juden dann Beschwerde beim Regierungspräsidenten eingelegt, die in vielen Fällen auch durchging. Bei der Überprüfung der Zuverlässigkeit der Legitimationskarteninhaber durch den Viehwirtschaftsverband stellte es sich heraus, daß eine ganze Reihe jüdischer Händler wegen der verschiedensten Delikte vorbestraft sind. Ihnen wurde die Handelserlaubnis entzogen. Im Einzelhandel konnten im Laufe des Jahres etwa 85 Betriebe in arische Hände gebracht werden. Gelegentlich war dies die Folge von Maßnahmen verschiedenster Art. In einigen Städten wurde unter Führung der Partei ein Boykott gegen jüdische Firmen durchgeführt. Dieser Maßnahme konnten selbst größere, kapitalkräftige Firmen nicht direkt standhalten. Sehr günstig hat sich das Vorgehen der Staatspolizeistelle Tilsit ausgewirkt. Auf ihre Veranlassung mußten die jüdischen Firmen ihre Läden als einem Juden gehörig kennzeichnen. Schon nach kurzer Zeit waren die Inhaber gerade der größeren Geschäfte gezwungen, ihre Firmen zu veräußern.

Bei der wenig judengegnerisch eingestellten Laufbevölkerung macht der jüdische Händler noch gute Geschäfte. Vielfach ist beobachtet worden, daß Altwarenhändler, die 1932 noch mit Pferd und Wagen das eingekaufte Material transportierten, heute zu diesem Zweck einen Kraftwagen benutzen müssen. Die Landkundschaft stützt aber auch einen Teil der jüdischen Firmen in den Städten. So wurde festgestellt, daß ein großes jüdisches Warenhaus in Königsberg, das sehr viel Laufkundschaft hat, seinen Umsatz von 3.569.471 im Jahre 1933 auf 4.405.568 steigern konnte. Aber auch unter der städtischen Bevölkerung gibt es immer wieder Volksgenossen, die ihre Einkäufe noch bei Juden tätigen. Selbst Leute, die über ein angemessenes Einkommen verfügen, erliegen dem Zauber der geringen Preisersparnis.

Die Stellung der Juden in der Danziger Wirtschaft hat sich gegenüber dem Vorjahre nicht geändert. Der Holz- und Getreidehandel bezw. Export liegt nach wie vor zu 80-90% in jüdischen Händen. Die schon erwähnte Verquickung jüdischer mit polnischen Interessen macht ein Vorgehen durch Partei und Staat schwierig. Außerdem ist z.B. im Getreidehandel noch nicht genügend Kapital arischer Händler beisammen, um wirksam die Ausschaltung der jüdischen Handelsbetriebe durchzuführen. Bedenklich ist ferner die Wahrscheinlichkeit, das bei Inangriffnahme umfassenderer Maßnahmen gegen die Juden mit einer Verlegung großer jüdischer Handelsfirmen nach Gdingen zu rechnen ist, wodurch der Danziger Hafenbetrieb schwer geschädigt werden würde.

Die Aktivität der Partei richtete sich daher zunächst gegen den Einzelhandel. Es wurden die deutschen Firmen durch das Abzeichen der Danziger Arbeitsfront als solche kenntlich gemacht. Diese Maßnahme hatte bereits zur Folge, daß sich die Juden auf dem Gebiet des Einzelhandels zurückzuziehen begannen.

Es konnte festgestellt werden, daß die Danziger Juden bei ihren Einkäufen englische, französische und belgische Lieferfirmen vorziehen und so einen gewissen Boykott deutscher Waren durchführen. Daher die große Zahl von Auslandsreisen, die von den Juden angeblich zu Geschäftszwecken unternommen werden. Die Ausschaltung des Juden aus der Wirtschaft ist in Danzig von der Partei als wichtiges politisches Ziel in Angriff genommen worden. Der Durchführung dieses Zieles stehen jedoch bedeutende Schwierigkeiten gegenüber.

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