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Chronik und Quellen
1937
Dezember 1937

Die NSDAP berichtet aus Bad Tölz

Die NSDAP-Kreisleitung Bad Tölz erstattet am 7. Januar 1938 für den Monat Dezember 1937 einen Bericht über „Jüdische Kurgäste in Kurorten und Kurorten“:

Im Verfolg nebengenannten Rundschreibens gebe ich nachstehend unsere Erfahrung mit jüdischen Kurgästen in Bad Tölz und Bad Heilbrunn bekannt.

Tölz hatte neben einigen jüdischen Pensionen das Parkhotel (das größte Hotel am Platze) das nur von Juden frequentiert wurde. Im Frühjahr 35 ergaben sich wiederholt Reibereien zwischen arischen und jüdischen Kurgästen, sowohl auf der Straße, als auch in der Wandelhalle. Die Juden traten geradezu herausfordernd auf und waren in Tölz so stark vertreten, daß man geradezu von einem Übergewicht der Juden sprechen konnte. Nachdem verschiedene Warnungen bei den Hotels und Pensionen keinen Erfolg zeitigten, sah ich mich veranlaßt, Bezirksamt, Stadtverwaltung, Kurdirektion und Inhaber der Jod-AG zusammenzurufen und erklärte ihnen, daß ich nicht gewillt sei, dieses Treiben länger mitanzusehen. Ich verlangte kategorisch ein Verbot der Abgabe von Kurkarten an Juden und Schließung des jüdischen Parkhotels. Nach längerem hin und her wurde diese Maßnahme durchgeführt, trotz Protest einiger weniger Hotel- und Pensionsinhaber.

Die Fremdenverkehrsfrequenz von Bad Tölz ergibt, daß diese Maßnahme in keiner Weise wirtschaftsschädigend gewirkt hat, daß im Gegenteil die Frequenz des Badeortes sich nach vollzogener Maßnahme erheblich steigerte. Ich führe dies zurück auf die in der Presse bekanntgegebene Tatsache der Unmöglichmachung der Juden am hiesigen Ort. Wir haben seit 1935 keine Juden mehr in Tölz. Die Fremdenverkehrsfrequenz hat aber nicht nachgelassen, sondern sich von Jahr zu Jahr gesteigert. Reibereien irgendwelcher Art sind nicht vorgekommen. Das Parkhotel ist heute im Besitz eines arischen Hotelier und Parteigenossen.

In Bad Heilbrunn waren ähnliche Maßnahmen nicht notwendig, da an und für sich dort nur wenige Juden die Kur genießen. Die Maßnahmen von Tölz haben aber auch auf Bad Heilbrunn, das in nächster Nähe liegt gewirkt und haben wir in den letzten Jahren kaum einen Juden gesehen, wie überhaupt im ganzen Kreisgebiet Tölz, mit Ausnahme der Ortschaft Walchensee alles judenfrei ist. Walchensee hat weniger Judenkurgäste, als jüdische Hausbesitzer. Diese Juden bewohnen ihre Häuser während der Sommermonate, leben aber sehr zurückgezogen und erscheinen aber vor allen Dingen nicht in Hotels und Pensionen, sodaß sie praktisch gar nicht auffallen. Unternommen wurde in Walchensee nicht viel. Wir haben eine Tafel angebracht, die besagt, daß auch dort Juden unerwünscht sind. Dickfellig aber, wie die Juden sind, haben die ansässigen Juden von dieser Tafel keine Notiz genommen.

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