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Chronik und Quellen
1935
September 1935

Die Gestapo berichtet aus Köslin

Die Gestapo des Regierungsbezirks Köslin erstattet folgenden Bericht für September 1935:

Im Verhältnis der arischen Bevölkerung zu den Juden, insbesondere den jüdischen Geschäften, ist im letzten Berichtsmonat ein bedeutender Umschwung zu beobachten gewesen. Mehrere jüdische Geschäfte an den verschiedensten Orten des Bezirks sind in den Besitz von Ariern übergegangen. Die noch vorhandenen jüdischen Geschäfte werden so gut wie von keinem Arier aufgesucht. Mehrfach ist es vorgekommen, daß sich aus dem Bezirk der Staatspolizeistelle jüdische Geschäftsinhaber darüber beklagt haben, daß sie fast gar keinen Umsatz mehr hätten und gezwungen seien ihre Angestellten zu entlassen. Außerdem haben sie erklärt, daß, wenn die Geschäfte nicht besser würden, sie keine Steuern zahlen und ihren sonstigen Verpflichtungen nicht nachkommen könnten. Als Beispiel für den Rückgang der jüdischen Geschäfte ist besonders hervorzuheben, daß die Firma Müllerheim in Stolp mit 72 Angestellten an einem Tage nur 6,80 RM Einnahme hatte. Die Firma trägt sich bereits mit dem Gedanken ihr Geschäft an einen Arier zu veräußern, da sie infolge des Geschäftsrückganges nicht mehr existenzfähig ist. Seitens der NS-Formationen und der Gliederungen der NSDAP hat eine umfassende Aufklärung dahingehend stattgefunden, daß arische Volksgenossen grundsätzlich in keinem jüdischen Geschäft kaufen sollen. Ein großer Prozentsatz der jüdischen Geschäftsleute trägt sich mit dem Gedanken der Auswanderung nach Palästina.

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