Der Landrat berichtet aus Altenkirchen
Der Landrat von Altenkirchen erstattet am 29. August 1935 folgenden Bericht für August 1935:
Unter den Bauern des Kreises, wird die Tatsache der Gründung einer Viehverwertungsgenossenschaft und der Kampf gegen das Judentum also besprochen.
Im Kreise Altenkirchen ist eine Viehverwertungsgenossenschaft ins Leben gerufen worden, um die Juden vom Viehhandel auszuschalten, da diese den Viehhandel im Kreise fast zu 90 v. 100 in Händen hatten. Die Genossenschaft vermittelt jetzt selbst für die Bauern den An- und Verkauf von Schlacht- und Nutzvieh. Sie beschickt die beiden [im] Kreise Altenkirchen bestehenden Märkte in Hamm und Altenkirchen und versucht außerdem, mit den Metzgern wegen des Ankaufs von Vieh in Verbindung zu treten. Dieses Vorgehen der Genossenschaft ist sicher zum Besten der Bauern. Trotzdem wurde die Tätigkeit der Genossenschaft von einem Teil der Bauern nicht gutgeheißen. Man hält es hier für Unrecht, den Juden die Möglichkeit des Geldverdienens zu nehmen. Der Jude habe auch heute noch das erforderliche Kapital in Händen und sei eher als ein Christ befähigt, den Viehhandel zu betreiben. Er zahle auch bessere Preise. Diese Einstellung der Bauern zur Gründung der Genossenschaft ist für sie bezeichnend. Die Bauern zeigen auch anderen Neuerungen gegen[über] die gleiche Verständnislosigkeit, zumal wenn sie glauben, daß man auf sie, als freie Bauern, einen Zwang ausüben würde.