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Chronik und Quellen
1935
August 1935

Der Regierungspräsident berichtet aus Augsburg

Der Regierungspräsident von Schwaben und Neuburg erstattet am 7. September 1935 folgenden Bericht für August 1935 aus Augsburg:

Die auch im letzten Monat in der nationalsozialistischen Presse wieder erschienenen Aufklärungsartikel über die Judenfrage haben bei einem großen Teil der Bevölkerung die beabsichtigte Wirkung nicht verfehlt. Besonders der aufsehenerregende Fall ''[N.N.a]'' hat wieder gezeigt, welche große Gefahr das Judentum für die deutsche Rasse bedeutet. Dennoch gibt es noch Leute genug, die ihre Einkäufe in Judengeschäften tätigen.

In der Nacht vom 16./17.8. wurden mehrere Schaufenster des Konfektionsgeschäftes Reindl und Co., einer Firma, deren Kapital sich zum Teil in jüdischen Händen befindet, von unbekannten Tätern beschädigt.

Am 24.8.1935 wurde auf Weisung der B[ayerischen] P[olitischen] P[olizei] der Facharzt Dr. Kandetzky, der sich in Immenstadt niederlassen wollte in Schutzhaft genommen, nachdem es am Tage vorher zu Zusammenrottungen gegen ihn gekommen war.

In Binswangen ist die Mauer des Judenfriedhofs auf eine Länge von 25 bis 30 m eingestürzt. Nach amtstechnischem Befund ist anzunehmen, daß sie durch ihre Materialbeschaffenheit der Witterung nicht mehr standhielt. Eine judenfeindliche Tat liegt entgegen den ursprünglich aufgetretenen Vermutungen nicht vor.

In Augsburg wurden eines Nachts vor Judengeschäften rote Zettel angeklebt mit der Aufschrift: ''Wer beim Juden einkauft, ist ein Volksverräter'' oder ''In 5 Minuten wird hier auf Juden geschossen''.

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