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Chronik und Quellen
1935
Juli 1935

Bericht aus Brilon

Der Landrat des Kreises Brilon erstattet am 30. Juli 1935 folgenden Bericht für Juli 1935:

Aus dem Berichtsmonate sind wesentliche Vorkommnisse nicht zu berichten. Am 20.ds.Mts fand bei dem Juden Eichengrün in Brilon eine unvermutete Revision seiner Behausung durch die Arbeitsfront statt. Da in dem Schlafzimmer der deutschen Hausangestellten unwürdige Zustände vorgefunden wurden, und dieses schnell in der Stadt bekannt geworden war, sammelte sich des Abends vor dem Judenhause eine große Volksmenge an, die durch Einwerfen der Fensterscheiben pp eine drohende Haltung gegen die Juden einnahmen. Wie es heißt, hat der Jude eine gerichtliche Verfolgung der Täter beantragt. Die anläßlich der, bei der Revision im Monat Juni, in den jüdischen Metzgereien vorgefundenen Mängel, in Schutzhaft genommenen Juden sind bezw. werden am 1. August aus der Haft entlassen. [...]

Die Viehpreise sind in der letzten Zeit etwas gefallen. Dieses scheint seinen Grund in dem in letzter Zeit stark einsetzenden Judenboykott zu haben. Die meisten Bauern hierzulande machen ihre Viehgeschäfte mit dem Juden. Es fehlen hier m.E. die christlichen Händler, die in dieser Zeit gute Geschäfte machen und die Juden bei Seite drücken könnten. Die an einzelnen Orten von den Kreisbauernschaften eingesetzten Vieheinkaufs- und verwertungsgenossenschaften genügen m.E. nicht.

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