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Chronik und Quellen
1935
Juli 1935

Bericht aus Würzburg

Der Regierungspräsident Unterfranken und Aschaffenburg erstattet am 7. August 1935 aus Würzburg folgenden Bericht für Juli 1935:

Die Bäder Brückenau und Kissingen weisen einen guten Besuch auf. In Kissingen sind bis jetzt insgesamt 25.427 Fremde, darunter 17.655 Kurgäste und 7.772 Passanten gemeldet; ortsanwesend sind 4.414 Fremde. Gegenüber der gleichen Zeit des Vorjahres entspricht das einer Mehrung von 7 v.H. In Bad Kissingen hat ein starker Zustrom von jüdischen Badegästen eingesetzt, der dem Ruf Bad Kissingens schädlich werden kann, wenn die Überschwemmung mit Juden weiter geht.

In mehreren Orten sind die Juden von dem Besuch der öffentlichen Bäder ausgeschlossen worden.

In der Nacht vom 21./22.7. wurde auf die am 27.4.1872 geborene, jüdische Privatiere Rosa Steinheimer in Niederwerrn (BA Schweinfurt) von bisher noch nicht ermittelten Tätern ein gefährlicher Anschlag verübt. Gegen 0 Uhr 15 wurden durch das neben ihrem Bette befindliche Fenster 2 etwa 1/2 Zentner schwere und 1 1/2 m lange Holzklötze in ihr Bett gestoßen und gleichzeitig durch das andere Fenster ein schweres Brettstück in das Bett geschleudert. Ferner wurden in das Schlafzimmer ein faustgroßer Stein, eine Latte und ein Prügel geworfen. Die beiden Fenster wurden zersplittert und Einrichtungsgegenstände des Zimmers erheblich beschädigt. Die Jüdin kam mit einer geringen Verletzung am Bein davon. Über die Gründe der Tat ist nichts bekannt. Die Steinheimer wohnt im Winter in Berlin und hält sich nur im Sommer in Niederwerrn auf. Als Täter kommt ein Bursche in Betracht, der von einem Ortsbewohner gegen das Feld zu flüchtend gesehen [sic], aber nicht erkannt wurde.

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