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Chronik und Quellen
1935
Juli 1935

Die Gestapo berichtet aus Frankfurt/O.

Die Gestapo des Regierungsbezirks Frankfurt/O. erstattet am 5. August 1935 folgenden Lagebericht für Juli 1935:

Viel beachtet wurde der Angriff kommunistischer Elemente auf den deutschen Überseedampfer ''Bremen'' im Hafen von New York. Das Telegramm des Reichsministers Dr. Goebbels an die Besatzung dieses Schiffes hat große Genugtuung hervorgerufen.

Die im Anschluß an diesen Zwischenfall in den Vereinigten Staaten in Szene gesetzte neue jüdisch-kommunistische Boykott -Bewegung wird allenthalben mit Aufmerksamkeit beobachtet. (…)

 

Juden

Die in den letzten Lageberichten wiederholt erwähnte herausfordernde Haltung der Juden, ihr anmaßendes Auftreten vor Behörden u.a.m. hat sich dahin ausgewirkt, daß eine neue Propagandawelle gegen sie eingesetzt hat. Der ''Stürmer '' wird viel gelesen und beachtet. Neuerdings wird er in Schaukästen öffentlich zum Aushang gebracht. Fast allgemein, besonders von den Parteigenossen, wird dieses Vorgehen begrüßt.

Ein Zwischenfall hat sich in der Stadt Arnswalde ereignet. Dort ist Anfang dieses Monats von der Ortsgruppenleitung der NSDAP ein Aushang mit Namen von 3 Beamten, die angeblich bei Juden gekauft haben, (u.a. ein Reichsbankrat) angebracht worden. Daraufhin hat der Reichsbankpräsident verlangt, den Aushang zu entfernen und statt dessen eine Erklärung anzubringen, mit der der Vorwurf des Volksverrats gegen den betr. Reichsbankrat als unbegründet bezeichnet wird. Da dieser Forderung nicht voll genügt worden ist, hat der Reichsbankpräsident die Nebenstelle mit dem 15. Juli geschlossen. Hierüber herrscht in der Stadt allgemeine Bestürzung. Besonders in den Kreisen der Wirtschaft bemängelt man das Vorgehen des Ortsgruppenleiters.

Die polizeilichen Ermittlungen nach den Tätern, welche einige Tage später die Fensterscheiben der Dienstwohnung des Leiters der Reichsbanknebenstelle und in den Privatwohnungen von 2 Juden sowie in der Synagoge eingeworfen haben, haben bisher zu keinem positiven Ergebnis geführt.

Bemerkenswert ist, daß, wie übereinstimmend von allen Kreis- und Ortspolizeibehörden berichtet wird, hauptsächlich die Landbevölkerung nach wie vor bei Juden einkauft.

Versammlungen jüdischer Organisationen haben nur in geringem Umfange stattgefunden. In Forst hielt am 30.6.1935 die Zionistische Ortsgruppe eine Versammlung ab, in der ein Palästina -Tonfilm ''Land der Verheißung '' vorgeführt wurde. Die Veranstaltung war von fast allen in Forst ansässigen Juden besucht. Anscheinend hat der Einfluß zionistischer Kreise, wie auch von der Ortspolizeibehörde Cottbus berichtet wird, zugenommen. Über die jüdischen Frontkämpfer und die jüdischen Sportorganisationen ist bereits seit längerer Zeit nichts mehr berichtet worden.

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