Die Gestapo Hannover berichtet
Die Gestapostelle des Regierungsbezirks Hannover erstattet am 4 September 1935 ihren Lagebericht für August 1935:
In Hannover fanden im Monat August zahlreiche Boykottaktionen gegen Juden in größerem Ausmaße statt, wobei es vereinzelt auch zu Belästigungen ausländischer Juden kam. Auch im Bezirk sind Ausschreitungen vorgekommen.
Die Bewegung und ihre Organisationen [...]
In fast allen größeren Gemeinden sind jetzt Schilder angebracht, die darauf hinweisen, daß Juden unerwünscht sind. Plakate des Inhalts, dass Juden den Ort auf eigene Gefahr betreten, sind an mehreren Stellen angebracht worden, werden aber z. Zt. zurückgezogen. Außerdem sind in fast allen größeren Orten und Gemeinden Stürmerkästen ausgehängt. Es wird jedoch in der Bevölkerung darüber Klage geführt, daß im „Stürmer“ oft Sachen veröffentlicht werden, die jedenfalls nicht für Kinder bestimmt sind. Der Erfolg ist, daß vor den Stürmerkästen oft 12-16jährige Kinder stehen und dort lesen, was ihnen zu Hause nicht gesagt wird. Es scheint erforderlich, das Blatt so herauszugeben, daß es nicht ohne weiteres jedem unreifen Kinde verständlich ist. Ferner ist die Frage aufgeworfen worden, ob es nicht bei Anprangerungen von Personen in Stürmerkästen in Zukunft verlangt werden muß, daß die Namen derjenigen, die für die Bekanntmachung verantwortlich sind, angegeben werden müssen. Wenn man Denunzierungen ohne Namensnennung als verwerflich in den Papierkorb wirft, so müßte auch verlangt werden, daß diejenigen, die andere anprangern, sich verantwortlich nennen, schon damit derjenige, der in seiner Ehre getroffen ist, bei etwa vorgekommenen ungerechtfertigten Angriff, den Verletzer seiner Ehre zur Rechenschaft ziehen kann.