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Chronik und Quellen
1935
Juli 1935

Die Gestapo berichtet aus Bremen

Die Bremer Gestapo erstattet am 5. August 1935 folgenden Lagebericht für Juli 1935:

Auch die Judenfrage ist Gegenstand lebhafter Erörterungen geworden. Auch in der Behandlung dieser Angelegenheit werden durch Einzelaktionen unverantwortliche Fehler begangen. Obwohl immer wieder mit Nachdruck auf den Erlaß des Stellvertreters des Führers hingewiesen wird und dieser auch von den Leitungen der Organisationen weitergeleitet wird, geschieht es dennoch, daß Fehler begangen werden, die statt des erwünschten Erfolges das Gegenteil erreichen. So ist es geschehen, daß ohne jede Veranlassung ein Jude verprügelt wurde. In anderen Fällen hat allein die Vermutung, daß es sich um Juden handelte, Anlaß zu Reibereien gegeben. Es stellte sich dann heraus, daß es sich um Ausländer handelte (Italiener, Spanier, Latein-Amerikaner usw.). Ernstere Zusammenstöße konnten verhindert werden. Die propagandistische Auswirkung derartiger Ausfälle kann aber sehr schwerwiegend sein. Sie kann geradezu dazu führen, das gewollte Ziel der Staatsführung zu untergraben. Wenn man andererseits dann beobachtet, daß selbst Parteigenossen noch in Warenhäusern und in jüdischen Geschäften kaufen und damit den Juden finanzieren, dann klingt es geradezu wie ein Hohn, wenn man glaubt, durch Einzelaktionen etwas erreichen zu können. Es ist geradezu beschämend, wenn man sehen muß, daß - nur um ein Beispiel zu nennen - das jüdische Kaufhaus Julius Bamberger von Käufern nahezu überlaufen ist. Auch hier ist es von größter Wichtigkeit, den Volksgenossen dazu zu erziehen, den Juden vollkommen zu ignorieren. Mehr Stolz und mehr Würde würden sicherlich mehr erreichen als verfehlte Willkürakte.

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