Menü
Chronik und Quellen
1935
Juni 1935

Bericht aus Fulda

Der Landrat des Kreises Fulda erstattet am 4. Juli 1935 folgenden Lagebericht für Juni 1935:

Evangelische Kirche

Der evangelische Pfarrer Bäumler in Tann veranstaltete Ende Mai wiederum einen sogenannten Bekenntnisgottesdienst, in dem außer ihm die evangelischen Geistlichen Pfarrer Zimmermann aus Mottgers und Pfarrer Diegritz aus Burgsinn in scharfer Form sprachen. Pfarrer Zimmermann hat fast wörtlich erklärt: ''Unschuldige Menschen, die nichts Unrechtes getan haben, kommen heute erst ins Gefängnis und werden dann in ein Konzentrationslager verbannt, nur um ihres Glaubens willen'' usw. Der zweite Pfarrer Diegritz erklärte: ''Wir werden auch nicht die Gemeinschaft mit den Juden brechen, die sich zu ihrem Heiland bekannt haben'', usw. Ich habe der Staatspolizeistelle berichtet, die weitere Ermittlungen veranlaßt hat. (…)

 

Juden und Freimaurer

Zwischenfälle haben sich nicht ereignet. Die jüdische Jugendvereinigung ''Hechaluz '', hat ihre Ortsgruppe Fulda beauftragt, in der Gemeinde Müs für die zweite Hälfte des Monats Juli ein Sommerlager vorzubereiten; an dem etwa 100 jüdische Jungen und Mädchen im Alter von 10-17 Jahren teilnehmen sollen. Zweck der Veranstaltung ist, die jüdische Jugend mit dem Gedanken der Palästina -Bewegung vertrauter zu machen. Die Staatspolizeistelle hat mir mitgeteilt, daß dem Plan Hindernisse nicht in den Weg zu legen sind, und ich habe mich grundsätzlich mit der Versammlung einverstanden erklärt, habe allerdings zunächst noch nähere Angaben über die Namen und Personalien der Teilnehmer, die Zeiteinteilung des Lagers, die Themen der dort gehaltenen Vorträge usw. gefordert. Weiter habe ich mich mit den SA - SS - und HJ -Dienststellen in Verbindung gesetzt, damit Zwischenfälle auf jeden Fall vermieden werden.

Baum wird geladen...