Die Gestapo berichtet
Die Gestapo des Saarlandes berichtet am 4. Juli 1935 über den Monat Juni 1935 aus Saarbrücken:
Die Juden sind aus ihrer bisherigen Zurückhaltung weder in wirtschaftlicher noch in politischer Hinsicht hervorgetreten. Ein weiteres Abwandern von Juden aus dem Saarlande konnte nicht festgestellt werden, Preissteigerungen oder sonstiges unsoziales Verhalten von Juden wurden im Laufe der Berichtszeit nicht bekannt.
Eine Veränderung in der Haltung der zionistischen Vereine ist nicht eingetreten.
Der Reichsbund jüdischer Frontsoldaten hat im Laufe des Berichtsmonats zwei Versammlungen abgehalten.
Bei beiden Veranstaltungen handelte es sich um eine Vorstands- und Mitgliederversammlung. Politische Fragen wurden nicht besprochen.
Auch die jüdische Jugend übt weiterhin Zurückhaltung, ihre Zusammenkünfte, welche einen geselligen Charakter tragen, werden laufend überwacht.
Es war in keinem Falle ein Einschreiten erforderlich.
Innerhalb der jüdischen Gemeinde ist eine Neubildung von Vereinen nicht zu verzeichnen. Die bestehenden Vereine ''Jüd. Kulturbund '', ''Jüdischer Jugend-Bund '' und ''Israelitischer Lehrer Bund Saar-Mosel'' treten lediglich für die Fortbildung der Juden ein.