Bericht aus Lüneburg
Der Regierungspräsident Lüneburg berichtet am 5. Juni 1935 über den Monat Mai:
Im letzten Drittel des Monats Mai hat in Harburg Wilhelmsburg eine starke Boykott Bewegung gegen jüdische Geschäfte eingesetzt, die durch ein ähnliches Vorgehen in anderen Städten und nicht zuletzt durch eine anregende Pressenotiz veranlaßt worden ist. In einem Aushänge Kasten der N.S. Hago sowie an verschiedenen Zäunen waren Listen der Harburger jüdischen Firmen angebracht, ferner waren die Schaufenster vieler Geschäfte mit der Aufschrift ''Juden haben keinen Zutritt'' beklebt worden. Zu Tätlichkeiten ist es nicht gekommen.
Demgegenüber haben die beiden größten jüdischen Geschäfte in Lüneburg, das Schuhwarengeschäft Behr und das Kleinpreisgeschäft Gubi, ein gutes Geschäft zu verzeichnen. Diese Läden werden von der Bevölkerung, ohne Rücksicht auf Partei und Uniform, auch heute noch stark bevorzugt.