Bericht aus Düsseldorf
Der Regierungspräsident Düsseldorf erstattet am 6. Mai 1935 folgende „Ereignismeldung“ über die Tage vom 3. bis 5. Mai:
Am 4. Mai 1935 kam es in den Mittagsstunden vor dem Filial-Geschäft des Juden Hugo Wilhelm in Essen, Adolf-Hitlerstraße, zu demonstrativen Zusammenrottungen. An den Schaufenstern wurden Ausschnitte aus der Zeitung ''Der Stürmer '' angeklebt. Zu Gewalttätigkeiten ist es nicht gekommen. Nach einiger Zeit verlief sich die Menschenmenge. - Auch bei der Duisburger Filiale des Feinkostgeschäftes von Hugo Wilhelm wurden die Schaufenster mit antisemitischen Inschriften versehen.
Die Reklametafeln der jüdischen Firma Grundmann in Essen, die an der Altessenerstraße auf freiem Gelände stehen, sind in einer der letzten Nächte von unbekannten Personen mit schwarzer Farbe mit der Aufschrift ''Juden heraus'' versehen worden.
Im weiteren Verlauf des z.Zt. in Düsseldorf durchgeführten Boykotts jüdischer Geschäfte wurden in den Abendstunden des 3. Mai 1935 in der Innenstadt sämtliche Schaufenster dieser Geschäfte mit Kalk beschriftet, so daß der größte Teil der Geschäfte vorsichtshalber von den Inhabern geschlossen wurde.
Weiter wurde in der Nacht zum 4. Mai 1935 das an die Synagoge angrenzende Gebäude der jüdischen Gemeinde , in dem sich auch die Wohnung des Rabbiners befindet, mit der Aufschrift versehen: ''Hier wird gegen Deutschland gehetzt''. Außerdem sind zwei Seitentüren der Synagoge mit Kalk bespritzt worden.
Auf der Hauptgeschäftsstraße - Königsallee - sind am 4.5. an einigen Bäumen Fotografien von Personen, die trotz des Boykotts in jüdischen Geschäften gekauft haben, angebracht worden.
Im Benehmen mit dem Polizeipräsidenten in Düsseldorf hat die hiesige Staatspolizeistelle Vorsorge getroffen, daß die Aktion gegen die Juden gemäß der Weisung des Stellvertreters des Führers vom 11.4.1935 und des Geheimen Staatspolizeiamtes vom 4. Mai 1935 abgeblasen wird.