Menü
Chronik und Quellen
1935
Mai 1935

Bericht aus Stade

Der Regierungspräsident Stade erstattet am 3. Juni 1935 seinen Bericht für Mai 1935:

Vereinzelt wird noch immer zum Boykott jüdischer Geschäfte aufgefordert.

Im Viehhandel sind die jüdischen Händler nach wie vor in Führung. Nicht allein, daß gewinnsüchtige Landwirte und Bauern mit Vorliebe ihren Handel mit ihnen treiben, auch staatliche Stellen scheinen jüdische Händler zu bevorzugen. Die Bremische Landespolizei hat sich, weil sie nach ihren eigenen Angaben im freien Aufkauf nicht schnell genug genügend brauchbare Pferde bekam, an den jüdischen Pferdehändler Anspacher in Bremen gewandt und bei diesem Pferde angekauft. Der jüdische Händler kaufte seinen Bedarf wiederum durch ''besonders geeignete Züchter'' im Pferdezuchtgebiet des hiesigen Bezirks unter Bevorzugung gewisser Bauern auf. Die Bremische Landespolizei begründet ihr Verhalten damit, daß sie dem Beispiel der Reichswehr gefolgt sei, weil auch diese die jüdische Firma bei Ankäufen besonders bevorzugt habe. Wenn schon aus allgemeinen politischen und wirtschaftlichen Gründen der jüdische Viehhandel auch heute noch unter gewissen Bedingungen zugelassen werden muß, so fehlt es doch weiten Teilen der beteiligten Bevölkerung, insbesondere den Pferdezüchtern, an jeglichem Verständnis für die Bevorzugung des jüdischen Pferdehandels durch staatliche Stellen.

Baum wird geladen...